Invasion 01 - Der Aufmarsch
flüchtenden Indowy auf dem Sisalav Boulevard. Er schränkte das Bild auf ein Viertel seiner Sichtfläche ein und sah in Echtzeit, wie sie in den Sektor des Bataillons eindrangen. Er hörte, wie mehrere Stimmen über die Kompanienetze, in die er eingeklinkt war, »Nicht schießen« riefen und lächelte; die kleinen Indowy sahen nun wirklich nicht aus wie der Feind. Die haarigen, kleinen Zweibeiner waren zu Fuß, mit dem gelblichen Staub der Straße bedeckt, und flohen, ohne irgendetwas mitzuschleppen. Anscheinend fehlte ihnen der menschliche Trieb, Besitztümer zu halten.
»AID, wo sind ihre Transportmittel?«, fragte Mike verblüfft. Nirgends waren Fahrzeuge, Lastwagen oder auch nur Schubkarren zu sehen, wie man sie bei einer ähnlichen Gruppe von Menschen erwartet hätte.
»Die brauchen das nicht, und deshalb hat praktisch kein Indowy irgendwelche Transportmittel. Die meisten von ihnen verlassen die Megascraper ihr ganzes Leben lang nicht; es ist sogar so, dass nur ganz wenige auch nur ihr Stockwerk oder ihren Sektor verlassen. In dem Gebäude gibt es alles was sie brauchen – ein Dach über dem Kopf, zu essen, Werkstätten, Bäder und was weiß ich sonst noch alles.«
»Wo wollen sie hin? Wissen die das?«
»Nein, Flüchtlinge werden nicht unterstützt. Wenn sie nicht produktiv sind, sind sie ohne Belang. Einige von ihnen finden vielleicht manuelle Tätigkeit und ein paar mit besonderen Fähigkeiten vielleicht auch Anstellung, aber die große Mehrheit wird am Ende verhungern oder erfrieren.«
Mike schauderte in seinem Anzug, der ihn mit seiner Gelfüllung an einen Mutterleib erinnerte; je mehr er über galaktische Ethik erfuhr, desto weniger gefiel sie ihm.
»Zeig mir einen Plan der wichtigsten Wasser- und Abwasserleitungen von Qualtren und Qualtrev mit Hinweisen auf Durchmesser und Zugänge.« Es störte ihn, dass der Plan so eindimensional war. Ein paar von den oberen Stockwerken wurden benutzt, aber die riesigen Untergeschosse und Kanalisationsanlagen wurden ignoriert. Im Zweiten Weltkrieg hatten sich sowohl die Russen wie auch die Deutschen der Kanalisationssysteme bedient. Wenn sie sich unter der Erde befanden, würde zumindest die geballte Macht der Posleen nicht auf sie schießen können. Er studierte den Plan und runzelte dann verwirrt die Stirn.
»Michelle, diese Versorgungssysteme – mir ist egal, wie spartanisch diese Indowy leben, aber das sind einfach nicht genügend Wasserleitungen oder Abflussrohre. Was soll das?«
»Der größte Teil der Abwässer wird im Gebäude wiederaufbereitet.«
»Mhm.« Die Wasserrohre waren immer noch groß genug, um sich in ihnen bewegen zu können. »Michelle, Anweisung an alle AIDs, um jedem Einzelnen und jeder Einheit Zugang zum nächsten Wasserrohr zu ermöglichen. Bereite einen Rückzugsplan nach Saltrev/Saltren durch die unterirdischen Schächte vor und aktualisiere einen Verteidigungsplan. Aktualisiere Kobe und Jericho auf der Basis des Vorrückens des Pionierzugs.
Bereite dich darauf vor, Sprengpläne mit den Alpha- und Bravo-Kompanien zu koordinieren. Und dann müssen wir eine Möglichkeit finden, um den Wasserfluss abzustellen.« Erwarte den Sieg und plane für die Niederlage.
Die Flut von Indowy geriet auf dem Boulevard ins Stocken, ihre dicht aneinander gedrängten graugrünen Körper füllten die breite Straße von einer Seite zur anderen wie ein formloser Brei. Aus dem Gesichtswinkel des Zugführers des Aufklärungsplatoons konnte er sehen, wie weitere Indowy aus Waltren strömten und sich der großen Flut anschlossen. Die Straße war so überfüllt wie die Wall Street zur Mittagszeit, voll gestopft wie eine Papstmesse mit einer an Lemminge erinnernden Flut von Indowy. Ihre massiven, kleinen Körper wurden gegen die Metallfassaden der Gebäude gedrückt und etliche einfach niedergetrampelt. Geringere Ströme flossen durch Naltren und Naltrev über die breite Avenue und in Qualtrev/Qualtren hinein, und alle trugen zu dem wachsenden Druck und der Panik bei.
Unmittelbar nachdem der Hauptstrom der Indowy-Flüchtlinge Qualtren/Qualtrev erreicht hatte, quetschte der Druck von hinten Tausende der kleinen Humanoiden in den Nordwestquadranten der unteren Stockwerke von Qualtren. Dort stießen sie auf das erste Platoon der Charlie-Kompanie, und die Auswirkung war erschütternd.
Als Individuen hatten die Indowy die Manieren und die Aggressivität eines Hasen, aber in dieser riesigen, von Panik erfassten Horde verhielten sie sich wie eine aufgescheuchte
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