Invasion 02 - Der Angriff
mit einem schmatzenden Geräusch aus der Kragenhalterung. Er tippte einen Schalter an, und der Anzug begann schwach blau zu leuchten, gerade genug, dass man ein wenig sehen konnte.
»Konnten Sie einen Lagebericht liefern?«, fragte der ranghöhere Offizier mit sanfter, überrascht klingender Stimme.
»Nein, Sir«, antwortete Keren für den Lieutenant, als der bloß den Kopf schüttelte. »Als wir in das Gebiet des Neunten Korps rollten, wollten die uns loswerden, als ob wir die Pest hätten. Die haben uns bloß gesagt, wir sollen hier rübergehen und zusehen, dass wir unseren Scheiß zusammenbekommen. Und ja nicht auf den Rasen treten.«
Der Colonel nickte zu der Antwort. »Schön, Lieutenant, ich glaube, Sie haben es gut gemacht.« Seine Stimme klang fest und glaubwürdig. Der Colonel legte dem Lieutenant die Hand auf die Schulter. »Sohn, das war die Hölle. Ich weiß. Ich war auch in der Hölle.«
Der Lieutenant blickte zu dem Offizier auf und atmete tief durch, man konnte den Atem rasseln hören.
»Meine Kompanie hatte in Dak-To ein Feuergefecht, das Wochen gedauert hat. Wir verloren immer wieder ein paar Mann und haben Ersatz bekommen, und die haben wir dann auch wieder verloren. Ich wusste nie, wer in den Löchern steckt. Am Ende der ganzen Geschichte sind die Vietkong einfach wieder im Dschungel verschwunden. Da hatte ich noch fünfzehn Mann von der Kompanie übrig, die von Anfang an dabei waren, mich eingeschlossen. In diesen zwei Wochen habe ich fast zweihundert Mann verloren. Ich hab sie verbraucht, so wie man Wasser in einen Brunnen schüttet. Keinen einzigen Namen habe ich gekannt. Und sonst in der Kompanie war auch keiner, der die Namen kannte.«
»Keine Aufzeichnungen, Sir«, sagte der Lieutenant leise.
»Nein. Und das wird Sie wahrscheinlich noch lange plagen. Aber da muss trotzdem noch etwas erledigt werden. Werden Sie das tun?«
»Yes, Sir.«
»Haben Sie Beobachtungsposten aufgestellt?«
»Ja, Sir. Bis jetzt, mit Ausnahme dieser einen Kompanie, nichts.«
»Streifen?«
»Nein. In zwei Stunden zieht eine aus. Die Posleen werden ja diese Ecke hier über kurz oder lang finden. Aber wir sind erst vor zwei Stunden mit dem Löchergraben fertig geworden. Wenn ich jetzt eine Streife ausschicke, würden die nach zwei-, dreihundert Metern einfach umkippen.«
»Also gut«, sagte der Colonel. Der Mann war zwar total fertig, hatte aber die Realitäten nicht aus dem Auge verloren. »Ist ganz gut so, dass Sie keine Streife draußen haben. Wir werden in etwa zehn Minuten Ihre Linien passieren. Dann schlendern wir die Bristow Road hinunter und versuchen, uns die Posleen vorzunehmen, so wie der Affe sich die Müllersfrau vorgenommen hat. Vielleicht klappt es, vielleicht auch nicht. Aber wahrscheinlich kommen wir ebenso schnell zurück, wie wir ausgezogen sind. Werden Sie dann hier sein?«
»Yes, Sir.«
»Gut. Freut mich zu hören. Und wie steht’s mit Ihnen, Keren?«
»Vielleicht«, sagte der Private. »Kommt drauf an, wer zuerst hier auftaucht. Wenn es die Posleen sind, sollten Sie sich besser drauf einstellen, sich zu den Bergen zurückzuziehen.«
»Einverstanden«, sagte der Colonel und setzte seinen Helm wieder auf. Das blaue Leuchten seines Panzers verblasste einen Augenblick später, als er die Schultern rollte. »Dann ist’s jetzt wohl Zeit, dass wir gehen, finden Sie nicht?«
Ardan’aath knurrte, als sie eine weitere Straße nach Norden links liegen ließen. »Können wir immer noch nicht abbiegen?«, wütete er. Er deutete mit seiner Plasmakanone nach Norden, wo man deutlich das Donnern von Artillerie und Raketenbeschuss hören konnte. Scheinwerferbalken und die orangefarbenen Bahnen von Leuchtspurmunition stiegen in den Himmel. » Dort! Dort ist die Schlacht!« Er jagte wütend einen Plasmaschuss in die Ferne.
»Bald«, versuchte Kenallai ihn zu beruhigen. Er sah seinen Eson’antai an. »Bald?«
»Bald«, pflichtete der junge Kessentai ihm bei und richtete dankbar seinen Kamm auf. »Dort vorne ist die Straße. Arnata’dra ist bereits auf ihr.«
»Endlich!«, knurrte der ältere Kessentai. »Die Schlacht wird um sein, ehe wir diese dämliche Wende machen!«
»Ardan’aath«, sagte Kenallai, »sieh dir doch an, was geschieht, wenn man diese Thresh von vorne angreift! Vor den Füßen dieser Thresh liegen mehr tote Oolt’ondai, als es Po’os im Schwarm gibt!«
Ardan’aath sträubte wütend den Kamm, musste aber zustimmen. Die dreimal verdammte Ernte dieser Welt verstand sich
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