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Invasion 02 - Der Angriff

Invasion 02 - Der Angriff

Titel: Invasion 02 - Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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hier gerechnet hatte. Verdammt noch eins, das Platoon war im Gegensatz zu den meisten anderen Einheiten zusammengeblieben. Sie hatten praktisch keine Unteroffiziersdienstgrade mehr, die Panzer pfiffen aus dem letzten Loch, sie hatten keine Offiziere, keine Reservemunition, keine Funkverbindung. Und dieser dämliche Idiot wollte wissen, warum sie einen Truck gestohlen hatten.
    Da gab es nur eine Möglichkeit. Lügen.
    »Sir, unser Feuerleitfahrzeug ist bei der Verteidigung von Occoquan von eigenem Feuer getroffen worden. Mein Kompaniechef persönlich hat dieses Fahrzeug beschlagnahmt, das mit leerem Benzintank am Prince William Parkway stand. Wir haben es beim Rückzug für den Transport von Verwundeten und von Munition benutzt. Dann sind wir bei Lake Jackson erneut überrannt worden, diesmal war ein Bataillon Gepanzerte Kampfanzüge dabei. Wir haben beim ersten Feindkontakt bei Lake Jackson den Kompaniechef, den Platoon Führer und sämtliche Unteroffiziersdienstgrade verloren. Seitdem habe ich den Suburban als Feuerleitfahrzeug benutzt, Sir. Wir sind die letzte Einheit und haben uns unter Beschuss kämpfend zurückgezogen. Ohne Fahrzeug hätte ich das nicht geschafft, Sir.«
    Soweit es Keren anging, konnte der Colonel davon glauben oder nicht glauben, was er wollte. Wenn der Mistkerl noch etwas auszusetzen hatte, würde Keren dieses Miststück neben ihm, dieses Weib mit den Haifischaugen, das tun lassen, was sie vorhatte. Und dann würde das Platoon eben den Rückzug unter Beschuss fortsetzen.
    Der Kommandeur einer solchen Einheit hätte ein im Dienst ergrauter Veteran und ein Zuchtmeister in einer Person sein sollen. Keren wusste sehr wohl, dass die Marines der Präsidentengarde das waren. Jeder einzelne von ihnen war ein Veteran von Barwhon oder Diess. Und trotzdem konnten sie sich bewegen wie die Roboter. Demzufolge machte es durchaus Sinn, dass der Kommandeur der alten Garde in dieses Schema passte. Aber der viele Obstsalat auf seiner dunkelblauen Paradeuniform verriet etwas anderes.
    Keren gehörte nicht zu den Typen, die die ganze Zeit irgendwelche Medaillen und Auszeichnungen auswendig lernten, die sie irgendwann einmal bekommen wollten. Aber das war auch nicht das erste Mal, dass er Obstsalat zu sehen bekommen hatte. Und er wusste auch, wonach er suchen musste. Die höchste Auszeichnung auf der Brust des Colonels kannte er nicht, aber wahrscheinlich war es eine Legion of Merit. Und die verriet schon so ziemlich alles. Ein L-o-M war die Art von Auszeichnung, die ein wirklich tüchtiger Papierkrieger für dreißig Jahre Sklavendienst im Pentagon verliehen bekam.
    Nachdem er die vielen Orden und Medaillen gründlich, aber unauffällig gemustert hatte, stellte Keren ein paar Lücken fest. Da war kein Silver Star, auch kein Bronze Star. Der Colonel gehörte zur Infanterie und hatte deshalb die Spange mit den zwei überkreuzten Karabinern, aber keine Infanterie-Kampfspange. Die Schützenspange hatte er, auch Abzeichen für gute Schießleistungen, und die Flügel für Fallschirmspringer. Aber keinen Kampfspringerstern. Die mit Medaillen bedeckte Brust verkündete jedem, der sich darauf verstand, dass der Colonel noch nie einen im Zorn abgefeuerten Schuss gehört hatte.
    Patton wäre vielleicht in einem solchen Augenblick in Paradeuniform erschienen. Wahrscheinlich hätte er Battledress getragen, aber Georgie war manchmal komisch. Das Gleiche galt für McArthur. Wenn man ihn angewiesen hätte, den Friedhof von Arlington bis zum letzten Mann zu halten, wäre er wahrscheinlich mit der ganzen Einheit in Paradeuniform erschienen. Es war eine unmögliche Aufgabe, und alle würden ohnehin sterben. Und wenn man schon sterben musste, konnte man das schließlich auch mit einem gewissen Stil tun. Aber die beiden hatten schließlich den Elefanten gesehen.
    Kerens Gesicht war eine höfliche Maske, aber er wusste, was gespielt wurde. Der Typ war ein Drückeberger. Er hatte die Hosen gestrichen voll und opferte seine Einheit, um zu beweisen, dass er kein Feigling war. Wenn der Augenblick da war, würde er wahrscheinlich den Hügel hinunterrennen und zusehen, dass er eine der Brücken erreichte. Und dabei ein Stoßgebet zum Himmel schicken, dass die Pioniere sie nicht hochjagten, ehe er die andere Seite erreicht hatte.
    Der Colonel musterte ihn kühl und nickte. »Sehr wohl. Mir ist bewusst, dass es die letzten zwei Tage gewisse Besonderheiten gegeben hat.« Sein Gesicht verzog sich, wurde säuerlich und wirkte am Ende

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