Invasion 02 - Der Angriff
nämlich keinen haben.«
»Tatsächlich könnte man Ihre Erklärung als Insubordination auslegen, und zwar nicht mir gegenüber, sondern gegen eine Weisung des Präsidenten. Mir ist das gleichgültig: Ich kann Sie ganz nach Belieben einfach feuern, ob Sie das nun glauben oder nicht. Der Präsident hat es mit einer Kriegserklärung zu tun. Und Ihren Freunden im Kongress bleibt nichts anderes übrig, als sich an seine Rockzipfel zu hängen. Die werden für ein altes Kriegsross überhaupt nichts tun. So, und jetzt habe ich, im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten, zu arbeiten. Sie können wegtreten.«
Als Lieutenant General Bangs völlig niedergeschmettert hinausging, schüttelte Jack den Kopf. Er hatte Bangs jetzt ein halbes Jahr lang ertragen und war froh, ihn los zu sein. Nicht nur, dass Bangs ganz eindeutig der Kategorie »aktiv/dumm« angehörte, war er wohl der unmoralischste Offizier im Generalsrang, dem Jack je begegnet war. Über Frauen zu reden war zugegebenermaßen der Lieblingssport aller Soldaten – J.E.B. Stewart hatte das auf den Punkt gebracht, als er sagte: »Ein Soldat, der nicht vögelt, kämpft nicht« –, aber Offiziere im Generalsrang sollten dennoch nicht in aller Öffentlichkeit mit ihren außerehelichen Errungenschaften prahlen.
Er wandte sich wieder den Logistikberichten zu. Bangs hatte mit seiner Feststellung, die Truppenverteilung sei logistisch nicht tragbar, beinahe Recht gehabt, aber er und der Rest des Stabes dachten linear. Auch für Jack gab es keine Zweifel, dass die Ebenen schließlich verloren gehen würden, aber wichtig war, wie das geschah.
Das Konzept für die erste Phase des Krieges war, sich auf ein gigantisches Go-Spiel einzulassen. Da sie nicht vorhersagen konnten, wo die Landungsschiffe der Posleen aufsetzen würden, schien es geboten, die Streitkräfte weit zu verteilen. Dass die Posleen einige dieser Streitkräfte überwältigen würden, war eine unbestrittene Tatsache. Umgekehrt sollten allerdings auch einige Einheiten imstande sein, die Posleen in ihren Kampfgebieten zu besiegen. Nach aller Erfahrung würden die menschlichen Streitkräfte den Posleen in offener Feldschlacht etwa vier zu eins überlegen sein müssen. Wenn die Umstände allerdings günstig waren, sollte es ihnen durchaus gelingen, kleine Bereiche zurückzuerobern.
Der Plan sah vor, dass diese Überlebenden sich dann neu sammeln und die von aktiven Posleen gehaltenen Gebiete zurückerobern sollten. Eine von Posleen umzingelte menschliche Einheit war, wie beim Go-Spiel, effektiv erledigt. Wenn andererseits die menschlichen Einheiten die Posleen umzingeln konnten, galt das Gegenteil. Also kam es darauf an, die weißen und schwarzen Steine auf das Go-Brett zu legen, zu dem die Erde geworden war. Und dann das Spiel zu beginnen.
Ein Go-Brett ist jedoch glatt, besitzt kein Terrain, das Truppenbewegungen und Kämpfe behindert. Die ersten und größten Hindernisse waren die Ozeane. Die Posleen waren in einem Maße Festlandsgeschöpfe, wie man sich das kaum vorstellen konnte, sie waren Meister darin, jede noch so winzige Ressource der Landflächen terrestrischer Welten auszunutzen, ließen aber die Ozeane in Ruhe. Wenn die Landungsschiffe daher auf weit verteilten ballistischen Bahnen hereinkamen, mussten sie sie zu den kontinentalen Landmassen umlenken.
Die simple Orbitalmechanik dieses Manövers bedeutete, dass es zu einer Konzentration an den östlichen und westlichen Küstenstreifen kommen würde und dass die Konzentration im Osten stärker als im Westen sein würde.
Sobald die Schiffe gelandet waren, mussten die Invasoren sich mit dem Terrain jener Regionen auseinander setzen. Die Posleen waren im Großen und Ganzen wie Pferde gebaut, wenn man von den von einer Doppelschulter herunterhängenden Armen absah, und sie waren ziemlich schwer, konnten deshalb nicht sonderlich gut schwimmen. Außerdem benutzten sie – allerdings mit Ausnahme der Gottkönige – für den planetarischen Transport keine Antigravfahrzeuge und besaßen keinerlei nennenswerte Talente als Ingenieure oder Pioniere. Das hatte zur Folge, dass unzugängliches Terrain, das einigermaßen verteidigt wurde, für sie ein erhebliches Hindernis darstellte. Sie konnten weder Berge erklettern noch Flüsse durchschwimmen, selbst wenn diese nur von einem Teenager mit einem Luftgewehr verteidigt wurden.
Außerdem pflegten sie nicht verteilt zu landen. Man hatte bisher noch nie Landungsboote in dicht bebauten Gegenden wie etwa den Zentren von
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