Invasion 02 - Der Angriff
weggelassen hatte. »Jedenfalls verhindern sie es nicht.«
»Ich weiß nicht, ob das funktionieren würde, ich habe es nie probiert«, fuhr Captain O’Neal immer noch mit seltsam distanzierter Stimme fort. »Eigenartig.« Endlich war ihm klar geworden, was ihn bisher gestört hatte.
»Was?«
»Die Posleen laufen nur mit achtzig Prozent Effizienz.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Nun, man kann diese Szenarien auf den jeweiligen Benutzer einstellen. Etwa so wie Schwierigkeitsgrade bei einem Computerspiel. Man will ja einen Rekruten in der Grundausbildung nicht gleich fertig machen; wenn die dauernd verlieren, ist das schlecht für ihre Moral. Also stellt man einen geringen Schwierigkeitsgrad ein.«
»Und auf welchen Schwierigkeitsgrad war diese Übung eingestellt?«, fragte der Bataillonskommandeur. Manchmal machte es ihm Angst, wie viele Dinge es in seinem Job gab, die er nicht wusste, und die meisten davon standen überhaupt nicht in seinem Handbuch. Mit Ausnahme einiger weniger Leute, wie diesem Captain hier, gab es kaum jemanden, der wirklich Erfahrung mit Anzügen hatte. Er fragte sich, wie die Bataillone sich ohne einen O’Neal überhaupt auf ihre Aufgabe vorbereiten konnten.
»Ich habe sie auf hundert Prozent eingestellt«, antwortete der Captain. »Das hier sind ausgebildete Soldaten, und wir müssen schließlich jederzeit mit einer Landung rechnen. Wenn man auf niedrigerem Schwierigkeitsniveau kämpft, ist das Problem, dass das die Realität nicht gut simuliert. Schließlich möchte man härter trainieren, als es dann in der Schlacht wirklich kommt, und nicht bequemer.«
Die Monate, seit er das Bataillon übernommen hatte, waren wie im Flug verstrichen; Hanson konnte immer noch nicht glauben, wie schnell das alles gegangen war. Die erste Welle Posleen war nur noch sechs Monate entfernt, aber sie rechneten jeden Tag damit, dass ein paar Gefechtsdodekaeder als Aufklärer eintrafen. Und bevor es so weit war, würde es noch ein paar Tests geben.
Captain O’Neal wusste das noch nicht, aber Colonel Hanson hatte veranlasst, dass ein formeller Einsatzbereitschaftstest abgehalten wurde. Er würde das den Kompaniechefs unmittelbar nach dieser Übung mitteilen. Und eine Woche nach der Prüfung würde der Generalinspekteur von Fleet Strike die Truppen inspizieren.
Dank seines immer leistungsfähiger werdenden Stabs und dieses kleinen Trolls, der da neben ihm stand, rechnete Hanson damit, alle drei Prüfungen mit fliegenden Fahnen zu bestehen. Für den Fall, dass ihnen das gleich beim ersten Durchgang gelang – was bei den anderen bereits in Einsatz befindlichen Einheiten nur ganz selten vorgekommen war –, hatte man ihm bereits einen einwöchigen Urlaub für alle Einheiten genehmigt. O’Neal würde diesen Urlaub nehmen und dazu seinen Anzug verlassen – andernfalls, hatte sich der Co-lonel geschworen, würde er ihn von einem bewaffneten Begleitkommando aus dem Stützpunkt bringen lassen. Und darüber hinaus hatte der Colonel für den bescheidenen ehemaligen Sergeant noch eine kleine Überraschung arrangiert. Eine, um die O’Neal nie gebeten hätte, ob er sie nun verdient hatte oder nicht.
»Da ist es«, fuhr der Kompaniechef fort. »Mhm.«
»Was?«, fragte der Bataillonskommandeur, der sich aus seinen angenehmen Träumen gerissen fand. Die Überraschung, die er für O’Neal vorbereitet hatte, hatte es notwenig gemacht, eine größere Zahl von Mitwissern einzuschalten. Mike würde staunen.
»In der allgemeinen Ausbildungssoftware gibt es eine Befehlszeile, mit der man die Schwierigkeitsgrade in nicht näher definierten Intervallen reduzieren kann. Diese Intervalle hängen an etwa einer Million Zeilen Spaghetti-Logik.«
»Was heißt jetzt das wieder?«, fragte der Colonel, dem nicht klar war, was Pasta mit den Programmen von Kampfanzügen zu tun haben sollte.
»Das bedeutet, dass jemand an dem Code herumgefummelt hat; ich habe das nicht verlangt. Das können nur die Darhel gewesen sein, die haben die Software geschrieben. Und ein Kommunikationsprotokoll habe ich jetzt auch entdeckt. Ich frage mich, ob das eine Panne oder eine gewollte Funktion ist. Falls es eine gewollte Funktion ist, begreife ich nicht, welchen Sinn das haben sollte. Damit kann man schließlich nur die Bereitschaft der Trainingseinheiten senken.«
»Und was werden Sie dagegen unternehmen?«, fragte der Colonel mit der Andeutung eines Nickens, die der andere nicht sehen konnte. Er war immer noch dabei, sich an die durch die
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