Invasion 03: Der Gegenschlag
hatte sie von den ringsum angesiedelten Farmern und den Rentnern bezogen, die aus Florida nach Norden gezogen waren, als es ihnen dort zu unsicher geworden war.
Als dann die Vorbereitungen zum Krieg begonnen hatten, hatte man erkannt, dass Franklin einen wichtigen Stützpunkt für die Verteidigung der Appalachen-Südregion darstellen konnte. Einheiten vom Süden von Asheville bis hinauf nach Ellijay wurden von Franklin aus versorgt und verwaltet.
Jetzt wimmelte es in der Stadt von Soldaten, und ihre Zeltlager erstreckten sich beiderseits von Franklin die Berge hinauf. Die kleine Ladenstraße, die man vom Eingang zu der SubUrb aus sehen konnte, war von Pfandleihern und T-Shirt-Läden übernommen worden, und das einzig »normale« Geschäft war eine chemische Reinigung.
Sie blickte auf das rege Treiben hinunter und zuckte die Achseln. »Als … als die Urb gebaut wurde, konnte dort jeder jederzeit rein und raus. Das war … anfänglich gut so. Das Korps hat in der Urb eine Menge Gutes getan. Und … die meisten Angehörigen des Korps sind Männer, und in der Urb sind Frauen und … alles nahm seinen natürlichen Verlauf. Und dann … ist die Stimmung … irgendwie umgeschlagen.«
»Eine Menge Mädchen in der Urb waren … einsam«, fügte Shari hinzu. »Sie haben sich mit den Soldaten eingelassen, und einige von den Jungs sind praktisch in der Urb eingezogen. Und dann hat sich so etwas wie ein schwarzer Markt entwickelt; man konnte sogar Kaffee bekommen. Aber allmählich hat das dann überhand genommen. Die Sicherheitskräfte reichten nicht aus oder waren jedenfalls nicht gut genug, um die Soldaten unter Kontrolle zu halten, und dann gab es Zuständigkeitsstreitigkeiten mit der MP des Korps, und die waren zahlreich genug und auch bereit zuzuschlagen, wenn es nötig war.«
»Und am Ende kam es zu …« Wendy zuckte die Achseln, schauderte. »Also, einer der Offiziere, der an den Ermittlungen beteiligt war, hat das Ganze als ›Plünderung‹ bezeichnet. Es war schrecklich, und es gab eine Menge Vergewaltigungen. Ich habe es bis zum Schießplatz geschafft, und Dave und ich haben einige von den Gruppen aufgehalten, die sich um uns gedrängt haben.«
»Ich hatte eine … na ja, sagen wir eine Gruppe … eigentlich Jungen, die wie die Kinder waren, um die ich mich gekümmert habe«, sagte Shari. »Einige davon waren da, als die Unruhen anfingen. Und so bin ich durchgekommen.«
»Andere sind das nicht«, meinte Wendy düster. »Und deshalb mögen wir das Korps in der Urb nicht. Jedenfalls wurde die Urb anschließend zum Sperrgebiet für Militärpersonal erklärt …«
»Es sei denn, die betreffenden Soldaten hatten Anweisungen«, wandte Mueller ein.
»Ja, es sei denn, sie hatten ausdrückliche Anweisung«, bestätigte Wendy und nickte. »Und jetzt bleiben die hier oben, und wir bleiben hier unten, und Mädchen, die doch hingehen wollen …«
»Üben ein Gewerbe aus?«, fragte Mosovich. »Ich hab schon verstanden. Aber wegen menschlicher Bedrohungen brauchen Sie sich auch keine Gedanken zu machen.«
»Oh, das tue ich nicht«, sagte Wendy und strich mit der Hand über ihr angerostetes Gewehr. »Es taugt zwar nicht mehr viel, aber als Keule kann ich es immer noch gebrauchen, wenn es dazu kommen sollte …«
16
Hauptquartier Landstreitkräfte,
Fort Knox, Kentucky, Sol III
1453 EDT, 24. September 2014
General Horner las den Einsatzbericht des Kundschafterteams mit ausdrucksloser Miene. Die Mitarbeiter seines Nachrichtendienstes waren darüber geteilter Meinung; Mosovich genoss einen ausgezeichneten Ruf, aber fliegende Tanks hatte bis jetzt noch niemand gesehen.
Horner hatte mit der Information keine Probleme. Sie war schlimm. Das war normal.
Er seufzte und rief eine Grafik auf, von der er wusste , dass er sie viel zu oft ansah: eine Schätzung seines eigenen AID, die auf allen verfügbaren Informationen basierte und die … relative Kampfkraft in den Vereinigten Staaten anzeigte. Die Darstellung berücksichtigte, dass die Verlustrate der Menschen im Vergleich zu Posleen etwa eins zu eintausend betrug, berücksichtigte darüber hinaus aber auch, dass einerseits immer weniger Soldaten zur Verfügung standen, und bezog andererseits die Geburtsraten der Posleen ein. Die Kurve zeigte an, dass es irgendwann im Laufe der nächsten zwölf Monate, wenn die augenblickliche Brut von Posleen-Nestlingen ausgereift und mit Waffen versehen war, genügend Posleen geben würde, um jeden einzelnen auch nur
Weitere Kostenlose Bücher