Invasion 03: Der Gegenschlag
um der Entdeckung zu entgehen, aber die Straße, die meist nahe der Bezirksgrenze verlief, wurde im Allgemeinen von den dichten Wäldern überschattet, die die Hügel bedeckten. Dies war jetzt das erste Mal, dass sie freien Ausblick hatten; sie standen auf einer Anhöhe über dem Lake Seed, und es war wirklich entsetzlich; die schmale Straße wimmelte von Posleen.
»Das sind ja ein paar Brigaden , Jake«, flüsterte Mueller.
»Yeah, und wenn die dort sind, dann sind sie auch auf der Low Gap Road … die schließen uns ein.«
»Jake, Posleen tun das nicht«, widersprach Mueller und ignorierte dabei, was seine Augen ihm zeigten.
»Na ja, aber diese hier schon«, wandte Mosovich ein.
»Schwester Mary, sind wir sicher?«
»Ja«, antwortete sie. »Drüben auf der anderen Seite des Lake Rabun ist eine Box, und ich hab ein paar neue abgesetzt. Wir haben solide Laserverbindung zum Korps.«
»Dann weck jemanden auf. Ich möchte ein menschliches Wesen, keine Maschine. Ich schätze, dieser Einsatz ist im Eimer, und wir werden zusehen müssen, wie wir hier rauskommen.«
Der Offizier rieb sich schläfrig die Augen und nahm das Headset, das die Femmeldetechnikerin ihm reichte. »Major Ryan, FSDO. Wer spricht?«
Ryan fragte sich manchmal, ob er bei den Zehntausend nicht einen wichtigeren Beitrag im Kriegsgeschehen hätte leisten können, einen Einsatz, den man automatisch bekam, wenn man wie er das winzige »Sechshundert« auf der rechten Brustseite seines Battle Dress eingestickt trug. Doch nach einer kurzen, aber denkwürdigen »Beratungssitzung« mit dem Stabschef des Pionierkorps war er davon überzeugt, dass es bessere Orte für ihn und auch für die Army gab.
Die Zehntausend waren hinsichtlich Pioniersupport im Allgemeinen von anderen Einheiten abhängig, und ihr oberster Pionieroffizier war im Grunde bloß ein Verbindungsmann. Sergeant Leo, der inzwischen – wie es sich gehörte! – zum Warrant Officer befördert worden war, füllte diese Position perfekt aus. Und für einen jungen Ingenieur, dem klar geworden war, dass er gerne Offizier war, wäre das eine Sackgasse gewesen.
So hatte eine Folge im Allgemeinen recht auffälliger und stets kritischer Aufgaben ihren Anfang genommen. Zunächst war er Adjutant des Kommandeurs des Pionierkorps gewesen, und beinahe alle weiteren Einsätze waren ähnlich herausfordernd und seiner Karriere förderlich gewesen. Selbst dieser letzte Einsatz, bei dem es darum ging, die Verteidigungsanlagen von Rabun Gap umzubauen, war äußerst wichtig und konnte ihm viel Lob einbringen. Formal gesehen war er bloß stellvertretender Pionieroffizier des Korps, aber in Wirklichkeit leitete er nicht nur die Pionierbrigade, sondern sämtliche Pioniereinheiten der Division bei einem Vorhaben, bei dem es darum ging, die gesamten Verteidigungseinrichtungen des Tals von Grund auf neu zu konzipieren.
Dabei war Rabun Gap – die »Rabun-Lücke« im Sprachgebrauch der Militärs – ohnehin bereits mit starken Verteidigungsanlagen ausgestattet. Das Gap war eine relativ flache Stelle im östlichen Teil der Gebirgskette, durch die eine wichtige Straße verlief, und deshalb hatten die Vereinigten Staaten keine Kosten gescheut, um sich hier auf den Ansturm der Posleen vorzubereiten. Da war zunächst ein Schutzwall, der durch eine Engstelle südlich der Stelle verlief, wo früher einmal Mountain City gestanden hatte. Der Wall, der, was Massivität anging, dem Hoover-Damm kaum nachstand, erstreckte sich beiderseits die steilen Hangflanken hinauf und verlief in Ost-West-Richtung entlang einer Reihe von Bergketten. An dem »Langen Wall« wurde ständig gearbeitet, und er würde bald in seinen Dimensionen die Große Chinesische Mauer als gewaltigstes Bauwerk auf Erden übertreffen.
Aber wie es hinter dem Wall aussah, das war eine ganz andere Geschichte. Ursprünglich hätte der Wall das Mittelstück einer Verteidigungsanlage darstellen sollen, die sich bis hinunter nach Clayton und noch daran vorbei erstreckte und die ganze Rabun-Lücke füllte, die formal gesehen etwa zwei Meilen hinter dem primären Bauwerk begann.
Die frühen Landungen hatten alle bisher aufgestellten Prioritäten über den Haufen geworfen, und das wiederum hatte dazu geführt, dass ein großer Teil der Vorbereitungen nicht rechtzeitig abgeschlossen worden war. Von den Verteidigungseinrichtungen vor dem Wall war nichts übrig geblieben; sie waren bei mehreren Angriffen von den Posleen einfach weggefegt worden, und man hatte sie
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