Invasion 04 - Die Rettung
Zeit-im-Ziel auf UZB 29448 Ost, 39107 Nord. Alles, was Sie haben.«
»Äh, Roger, SheVa«, kam die Rückmeldung. »Das wird aber ein paar Minuten dauern. Und das ist nicht unsere Feuerpriorität.«
»Tun Sie's«, sagte Mitchell. »Ihre Priorität ist mir egal. Tun Sie's jetzt gleich.«
»SheVa Neun, hier Quebec Vier Sieben.« Das war die Stimme von Captain LeBlanc. »Was in drei Teufels Namen machen Sie da?«
»Wir bereiten uns darauf vor, zum East Branch vorzurücken.«
Es dauerte ein paar Augenblicke, in denen Captain LeBlanc seine Aussage verarbeitete. »SheVa, das war nicht geplant.«
»Pläne ändern sich. Da gibt es eine Gruppe Menschen, die von den Posleen als mobile Nahrungsreserve benutzt wird. Und die holen wir uns.«
Angela Dale hatte sich umgedreht, als die erstaunliche Folge von Blitzen im Süden den Himmel erhellt hatte. Aber dann war sie gleich wieder in ihre eigene, unheilvolle Welt zurückgesunken. Seit die Posleen sie in der Nähe von Franklin eingefangen hatten, hatte sie das Gefühl, tagelang gegangen zu sein. Auf ihrer verzweifelten Flucht vor den vorrückenden Posleen hatte sie bereits die Verbindung zu ihren Eltern verloren und war sich ziemlich sicher, dass sie genauso wie alle in ihrer Gruppe, die nicht durchgehalten hatten, jetzt tot waren. Und vermutlich aufgefressen.
Sie konnte sich nicht erinnern, wie viele gestorben waren, wollte das auch gar nicht. Zu Anfang war die Gruppe wesentlich größer gewesen. Manchmal waren Leute dazugekommen. Einmal hatte man die Gruppe geteilt, und gelegentlich war eine Gruppe völlig konfuser Flüchtlinge dazugekommen, darunter auch eine Gruppe Indowy, die riesige Bündel auf dem Rücken trugen.
Dann hatte sie die Indowy angesprochen, eine einfache Begrüßung, die man ihr auf der Schule beigebracht hatte, und die kleinen, grünen Aliens waren offenbar zu dem Schluss gelangt, dass sie ihre beste Freundin war, und hatten sich um sie zusammengedrängt, so weit wie möglich von den Posleen und anderen Menschen entfernt. Ihr Anführer sprach Englisch, stockend zwar und auch mit fremdartigem Akzent, und er hatte Angela erklärt, dass die Posleen sie von einer anderen Welt geholt hatten, allem Anschein nach, damit sie für die Invasoren Pionierarbeiten leisten sollten. Sie hatten irgendwelche Brücken gebaut, und als die Zentauren dann den Rückzug hatten antreten müssen, hatte man sie zu der Gruppe von Menschen hinzugefügt, als – er benutzte den Posleen-Ausdruck – »Thresh«, als mobile Speisekammer. Und so war das.
Statt nämlich Flüchtlinge hinzuzufügen, griff häufig einer der sie bewachenden Posleen auf ein für die Menschen nicht erkennbares Kommando hin in die Gruppe und zerrte Leute heraus. Dann blitzten die Säbel. Von Zeit zu Zeit hatte man den Menschen in der Gruppe zu essen angeboten, aber auch wenn ihnen der Magen noch so laut knurrte, war keiner imstande gewesen, die noch von Blut triefenden Fleischfetzen anzunehmen, die noch Augenblicke zuvor ein Mitglied ihrer Gruppe gewesen waren.
Jetzt schienen die Posleen allerdings genügend Proviant zu haben; Gruppen waren nach hinten gekommen und hatten Massen von gelbem Fleisch angeschleppt, das nur von der Schlacht vor ihnen stammen konnte.
Die meiste Zeit nahm Angela niemanden zur Kenntnis. Sie hatte sich an einen warmen Ort, tief in ihrem Inneren zurückgezogen, einem Ort, wo nichts an sie herankonnte. Irgendwann einmal würde es für sie wieder Wärme geben, Wärme und Sicherheit. Irgendwann einmal würde sie wieder glücklich sein, und all das Schreckliche würde der Vergangenheit angehören. Sie wusste, dass es höchst unwahrscheinlich war, dass jener Ort auf dieser Seite des Himmels lag, aber sie hatte bereits aufgehört, sich darüber Sorgen zu machen. Sie ging einfach in die Richtung, die man ihr zeigte, und setzte sich an die Stelle, die man ihr zeigte.
Und so brauchte sie einen Augenblick, um zu bemerken, dass das Artilleriefeuer, das die ganze Ebene erfüllte, aufgehört hatte, und dass auch das Feuer, das in roten Massen den Tod herangetragen hatte, ebenfalls aufgehört hatte. Was in dieser Schlacht dort draußen geschah, war für sie und ihre Leidensgenossen eigentlich ohne Belang. Nichts und niemand würde sie retten, höchstens der Tod. Und der Tod fing an, recht erstrebenswert auszusehen. Bloß aufgefressen zu werden hatte noch Schrecken für sie.
Aber nach einer Weile drang das Murmeln der Menschen um sie und die Erregung der Posleen doch durch den Nebel, der sie
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