Invasion 05 - Heldentaten
das lag an der Natur des Juliana-Systems, und eine 25-Mt-Detonation in der Stratosphäre anstatt auf der Planetenoberfläche war immer noch schlecht für die strukturelle Integrität. Deshalb ragte keines der Gebäude über dreißig Stockwerke in den Himmel. Es kam nicht häufig vor, dass Kuppeln zersprangen, aber wenn es dazu kam, konnte die dabei entstehende Schockwelle die Gebäude selbst auseinander reißen. Demzufolge fanden die meisten Aktivitäten im Gebäudeinneren und unter der Erde statt, obwohl es natürlich Komplikationen mit sich brachte, nach unten statt nach oben zu bauen.
Der Fahrer landete den Bus auf einer Plattform vor einem gute zehn Meter hohen Gebäudekomplex. Die vier drängten sich bereits an der Tür, ehe die aufging, und platzten ins Freie, als müssten sie unter feindlichem Beschuss eine Angriffskapsel verlassen, schwärmten aus, strebten auf die breiten anachronistischen Treppen zu, die in den Sektor A-Club hinunterführten, dessen Beleuchtung in schwachem Rot gehalten war, um sich so der Umgebung anzupassen.
Thor traf als Erster ein, ließ seine Ausweiskarte aufblitzen und hielt sie dem Sensor hin. Er verlangsamte seinen Lauf gerade genug, dass die Farbmarkierung kalt gegen seine Hand klatschen konnte – und schon war er drinnen und spähte das Lokal aus. Zum Glück waren sie nüchtern, denn bei den blitzenden Lichtern und den stets die Form verändernden Hologrammen war es recht schwierig, sich zu orientieren und Substanz von Bild zu unterscheiden. Das gehörte mit zum Reiz des Sektor A. Er entschied sich für eine freie Nische ganz außen und erreichte sie in schnellem Lauf, kam einem anderen Mann zuvor, der ihm zwar einen finsteren Blick zuwarf, ihm aber die Eroberung nicht streitig machte. Bei der Nische handelte es sich um eine von mehreren, die hoch an der Wand angeordnet und von unten nur über eine Leiter zu erreichen waren, aber doch niedrig genug, um einen guten Blick auf das Geschehen darunter zu haben. Thor kletterte, gefolgt vom Rest des Teams, die Leiter hinauf.
»Da wären wir!«, rief Ferret, als er hinter Thor eintraf und neben ihm Platz nahm. »Gutes freies Schussfeld.«
»Damit du besser kotzen kannst?«, fragte Gorilla, dessen Ausblick dank seiner Größe noch besser war. Er wandte den Rücken der Wand zu, sodass die anderen nicht an ihm vorbeisehen konnten.
Thor sagte: »Ferret, du passt auf, dass man uns nicht rausschmeißt, wirfst also nicht mit Bier herum, okay? Selbst wenn das großzügig ist, die, die es trifft, sind meistens sauer, und außerdem ist es unordentlich.«
»Bin gleich wieder da!«, tönte Gun Doll vergnügt, schwang sich über das Geländer und ließ sich hinunterfallen. Einer der Sicherheitsleute schrie sie an, als sie in langen Sätzen über die Tanzfläche eilte und sich an einen Mann heranmachte, der für sich allein tanzte. Ihre Handbewegung in Richtung auf den Aufpasser war mindestens so alt wie die raumfahrende Menschheit. Sie packte den Mann am Ellbogen, worauf der, überrascht zuerst, dümmlich grinste und dann mit ihr mit der Menge verschmolz.
»Erster Abschuss, Gun Doll«, sagte Gorilla. »Machen wir uns an die Tussis ran oder trinken wir zuerst einen?«
»Zuerst einen Drink«, sagte Thor. »Auf die Weise tut es nicht so weh, wenn man uns wegen Ferret hier rausschmeißt.«
Das Lokal hatte sich zum Bersten gefüllt, als sie anfingen sich zu langweilen und abzogen. Hier ein Image oder gar eine Beziehung aufzubauen war nicht genügend Zeit. Ihre Bedürfnisse waren unmittelbarer Art und ständige Bewegung die beste Methode, Gesellschaft zu finden. Dass das weder effizient noch kostengünstig war, spielte dabei keine Rolle. Sie zogen von Club zu Club, bis das Glück, die Langeweile oder der Morgen dem ein Ende machten. Wenn er sich ein wenig Zeit zum Nachdenken genommen hätte, hätte jeder von ihnen erklären können, wie unsinnig das war – aber für den Augenblick war Denken nicht angesagt.
Vom Sektor A zogen sie weiter ins Eden, einen Club, in dem es nur UV-Beleuchtung gab. Paare und kleine Gruppen trieben es in fast schwarzen Ecken und Nischen, die für eben diesen Zweck geschaffen waren. Bei dem Gebäude handelte es sich um eine umgebaute Polizeistation aus der Frühzeit der Kolonisierung Islendias, das über zahlreiche Kammern, Spinde und Büros verfügte, von denen man die meisten offen, jedoch einige als verschließbare Kabuffs für ungestörte Zweisamkeit übrig gelassen hatte.
»Hey, seht euch die Kotz-Diplomaten an!«,
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