Invasion 06 - Callys Krieg
über die heruntergelassene Brücke polterte.
Nach der ersten Ausfahrt hinter der Brücke überholten sie gelegentlich lokalen Verkehr – hie und da einen uralten Pickup-Truck oder einen Off-Roader aus den Berggemeinden, die nach der großen Entlassungswelle überlebender Soldaten nach dem Krieg wieder zu einem Leben zurückgekehrt waren, wie sie es die letzten vierhundert Jahre geführt hatten. Ein wenig ärmer vielleicht, aber was machte das Leuten schon aus, die sich an dieses Hochland ebenso gewöhnt hatten und es liebten, wie ihre Vorfahren ihr früheres Zuhause geliebt hatten; schließlich hatten sie ihre Berge, ihre Nachbarn, und für sie fühlte sich die gerade erträgliche Armut, die sie umgab, eher wie ein vertrautes, ausgetretenes Paar alter Schuhe an, als sie wirklich zu belasten. Ihre Berge waren nichts für Weichlinge, Faulpelze oder habgieriges Volk, aber sie hatten sie vor einer Gefahr beschützt, die weichere und reichere Leute völlig hilflos
gemacht hatte. Dieses Wissen hatte die Zuneigung der Ortsansässigen zu ihren Bergen zu einem immer währenden Band geschmiedet, das eigentlich weit über bloße Zuneigung hinausging und bis zu respektvoller Ergebenheit reichte. Und das war einer der Gründe dafür, dass die ländlichen Regionen in den Appalachen die wohl niedrigsten Abwanderungsquoten auf dem ganzen Planeten hatten. Die Bewohner dieser Bergregion wussten zwar, dass es in der modernen Galaxis viele Orte gab, wo Menschen leben konnten, aber dieser Ort hier gehörte nur ihnen, und sie waren fest entschlossen, ihn auch zu behalten.
Es war früher Abend, aber noch recht hell, als der Konvoi in den Baldwin-Pass einfuhr, wo die Southeast Asheville Urb lag. Sie bogen vom Blue Ridge Parkway auf die Victoria Road und fuhren durch die zerfallenen Überreste vierzig Jahre alter Befestigungsanlagen in das Tal – mit einem Sammelsurium von Sensorboxen und Sendern bestückte Anlagen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die ortsansässigen Bauern dort angebracht hatten und auch unterhielten, weil sie mehr daran interessiert waren, ihr Land und ihr Vieh zu schützen, als irgendwelche Abschussprämien zu sammeln. Asheville verfügte über Energie, ausreichenden Schutz und reichliche Kühlmöglichkeiten und war deshalb Rinderland; es verkaufte einen großen Teil seines minderwertigen Rindfleischs an die örtlichen Urbs und schickte die besseren Qualitäten nach Charleston, damit die Touristen dort ein gepflegtes Steak-Dinner bestellen konnten. Reefer, offensichtlich ein Städter, hatte die Fenster wieder geschlossen und die Klimatisierung eingeschaltet, als der erste Schwall Kuhmist hereingeweht war – ihr machte das nichts aus.
Das Allererste, was Cally auffiel, als sie in Sichtweite der Fahrzeugbereitstellungszone von Asheville Urb kamen, war die größere Zahl von Menschen, die den Wall besetzt hatten, und die geringe Aufmerksamkeit, die all die Menschen ihrer Aufgabe widmeten. Einige trugen Kopfhörer, die aber ihrem rhythmischen Kopfnicken nach zu schließen Musik und nicht etwa Informationen lieferten.
An einer Ecke des Walls plauderte eine junge Frau in Wachuniform mit einem Zivilisten. Eine weibliche Uniformierte stand über dem Einfahrtstor und blickte nach draußen. Aber während ihre Augen die Hügel absuchten, sah es die meiste Zeit nach ihren Handbewegungen zu schließen aus, als hätte sie auf der Mauerkrone ein Solitärspiel liegen, mit dem sie befasst war.
»Ich denke, so dicht bei der Zivilisation gibt es nicht allzu viele Wilde«, meinte Cally als sie durchs Tor fuhren, schlüpfte wieder in ihre Sandalen und schloss den Roman, den sie gerade auf ihrem PDA las.
»Hä?«
»Also, diese Wachen, ich muss schon sagen, die sahen doch recht gelangweilt aus. Nicht dass ich große Vergleichsmöglichkeiten hätte, denn bei uns zuhause haben wir die nicht«, sagte sie.
»Oh, yeah«, nickte er. »Die sind hier ziemlich locker, weißt du? Ich war schon oft mit ihnen zusammen, wenn ich hier durchkam. Das Mädchen, mit dem ich geredet habe, hat gesagt, es wird ganz gut bezahlt, und das ist auch ein Bundesjob, also sind die Nebenleistungen in Ordnung.« Er schluckte und schob sich wieder einmal einen Streifen Kaugummi hinein. »Für mich wäre das nichts, Mann, ich meine, nicht dass es stressig wäre oder so, aber ich könnt’s einfach nicht ertragen, für den Bund zu arbeiten.«
»Ich auch nicht«, meinte sie grinsend. »Und was passiert jetzt?«
»Na ja, ich muss halt auf die Tussi von einem der
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