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Invasion 06 - Callys Krieg

Invasion 06 - Callys Krieg

Titel: Invasion 06 - Callys Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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Müdigkeit, als die erste Krise des Tages einsetzte und sie fluchend vor der überlaufenden Hoteltoilette stand. Das dafür erforderliche Werkzeug war natürlich nicht vorhanden. Sie warf die Handtücher auf den Boden, arbeitete sich angewidert auf Zehenspitzen an die Hinterseite des Dings und kauerte sich nieder, um hinten das Wasser abzustellen. Dann trottete sie zum Waschbecken hinaus und benutzte den letzten sauberen Waschlappen, um sich das Gesicht zu waschen und sich einigermaßen sauber zu machen. Okay, dann muss heute eben der Hausmeister hier rein. Lässt sich nicht vermeiden. Muss ich eben alles einpacken.
    Um fünf stand sie an der Hoteltheke, gab sich alle Mühe, nicht mit den Fingern auf die Theke zu trommeln oder – was noch besser wäre – den Angestellten dahinter zu erwürgen, während sie ihn anbrüllte, gefälligst seinen Hintern in Bewegung zu setzen. Offensichtlich setzte das Hotel nicht gerade seine besten Leute für die Nachtschicht ein. Es war beinahe halb sechs, bis der Trottel es schließlich geschafft hatte, jemanden für ihr altes Zimmer zu bestellen, sie auszubuchen und sie für den nächsten
Tag in ein anderes Zimmer neu einzubuchen. Sie stopfte sich die Schlüsselkarte in die Tasche und ging. Es hatte keinen Sinn, ihre Sachen – das Wenige, was sie mit hatte – wieder aus dem Kofferraum zu holen, und eine Menge gute Gründe, es bleiben zu lassen.
    Sie stieg in ihren Wagen und saß einen Augenblick lang da, ohne den Zündschlüssel umzudrehen. Eigentlich muss ich diesen Dreckskerl ja nicht umbringen. Sie knirschte mit den Zähnen, ließ den Motor an und rollte von dem Parkplatz in den noch schwachen, aber zusehends dichter werdenden Verkehr. Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf, als sich vor ihrem inneren Auge das Bild eines hoch gewachsenen Mannes – hoch gewachsen für eine Achtjährige – aufbaute, der stumm dastand und die Saurierziele aufstellte, als sie in Schussweite kamen. Die Hand auf ihrer Schulter, die sie stützte, damit sie den Gravkarabiner wieder aufs Ziel richten konnte. Sicher muss ich das nicht. Keinen würde es kümmern, wenn ich es nicht täte … keinen, außer die Toten. Und mich muss ich jeden Tag im Spiegel sehen. Und Robertson in die Augen, wenn ich je wieder mit ihm arbeite. Und was Grandpa denken würde. Und ein Scheißverräter ist er auch und gehört umgebracht. Verdammt. Und er ist der Letzte. Der Letzte, dem ich es schuldig bin. Der Einzige, dessen Leiche ich nicht gesehen habe und dem ich nicht selbst die DNA-Werte entnommen habe. Und das sollte mir verdammt noch mal eigentlich eine Lehre sein, aber hinterher ist es bloß mehr Arbeit. Der Letzte.
    Der Verkehr zur Wohnung seiner Freundin, wo sie die Kameras versorgen musste, war gar nicht schlimm. Ihr Name war Lucy Michaels, aber Cally zog es vor, ihre Beziehung zu einer Frau, die sie unter Drogen setzen und dann mit einem Toten im Bett liegen lassen würde, so unpersönlich wie möglich zu halten. Sie machte sich eigentlich ziemliche Mühe, vergleichsweise gesprochen, die Nicht-Zielperson am Leben zu lassen. Worth hätte das nicht getan. Selbst einige von den Bane Sidhe hätten es nicht getan. Aber sie würde sich besser dabei fühlen.
    Die Zeit, die sie brauchte, um zu der ersten Kamera zu
kommen und den Download vorzunehmen, ließ unglücklicherweise dem Montagmorgen-Verkehr genügend Zeit, dichter zu werden, und die Route quer durch die Stadt zum Haus der Zielperson war nicht gerade verstopft, aber viel fehlte daran nicht. An einer Verkehrsampel schob sie den Würfel mit ihrer Musiksammlung in die Audiokonsole und ließ sich den Katalog anzeigen. Mhm. Evanescence . Gutes Album. Ich frage mich immer noch, welchen Einfluss wohl die ersten Landungen und die Anpassung an das Leben in einer Urb auf sie gehabt haben. Aber das werden wir wohl nie erfahren.
    Die Ampel schaltete um, und sie fuhr zu den ersten Klängen von »Going Under« an.
    Als sie das Viertel ihrer Zielperson erreichte, war es kurz nach halb acht, und sie parkte gleich um die Ecke, aber noch in Reichweite für einen Download. Ein männlicher Agent wäre bestimmt nicht damit durchgekommen, so offensichtlich in einer Wohnstraße zu parken. Aber Cally schob sich einen Streifen Bubble Gum in den Mund, drehte die Anlage ihres Wagens auf eine zu einem Teenager passende Radiostation, drehte die Lautstärke ein wenig höher und fing dann an, sich die Nägel in einer äußerst trendigen Farbe zu lackieren. Jeder, der sie so sitzen sah, würde

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