Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
Sie betrifft, wird es nicht anders sein. Zum Glück wurde nichts unterschrieben.“
Benno schüttelte den Kopf und bemühte sich, der Angriffslust seines Gegenübers feste B esonnenheit entgegenzusetzen.
„Ich möchte jetzt bitte den Raum besichtigen.“
Maurice hob schwungvoll den linken Arm und schaute auf seine Uhr.
„Tut mir leid, ich muss weg. Wir müssen das verschieben.“
„Dann sperren Sie mir doch wenigstens auf, dass ich mich allein umsehen kann.“
„Das hätten Sie wohl gern.“
Maurice steckte demonstrativ seinen Schlüsselbund in die Tasche, drehte sich um und ging den Gang entlang davon. Betreten blieb Benno zurück. Alles, was er jetzt hätte tun können, zurückschreien, drohen, betteln, ihm hinterher dackeln, was auch immer, es wäre falsch gewesen, und einfach schweigend stehen zu bleiben war es auch. Fieberhaft suchte er nach einer Lösung und sah dabei zu, wie Maurice dem abknickenden Gang folgte und aus seinem Blickfeld verschwand.
Benno begriff etwas zu spät, dass ihm gar keine Wahl blieb als Maurice zu folgen. Er hatte keine Zeit, hier herumzustehen. Den Weg zurück hätte er allein gar nicht mehr gefunden. Er musste telefonieren, dringend.
„Jetzt warten Sie schon, ich komme ja“, rief er in die Ric htung, in die Maurice verschwunden war. Es kam keine Antwort, also lief er los.
Obwohl er mindestens im ersten Stock sein musste, kam es ihm vor, als durchhaste er einen finsteren Ke ller. Der Gang streckte sich etwa zehn Meter und führte vorbei an drei Türen, bevor er scharf links abknickte und wiederum etwa zehn Meter in die neue Richtung führte und an einer Wand endete.
Von zwei möglichen Ric htungen entschied sich Benno für rechts, folgte einem endlos langen Gang, ließ mehrere Nebengänge hinter sich, ging geradeaus, bis eine weitere Mauer eine Entscheidung für rechts oder links erzwang. Um es zu vermeiden, im Kreis zu gehen, entschied er sich für links.
Diesmal schien er eine Art Hauptgang erwischt zu haben, denn die Decke war höher, und es waren Fackelhalter an den Wänden. Nach 49 Schritten stand er wieder vor einer Mauer. Der Gang verzweigte sich nach halb links in einen weiteren, leicht schräg abwärts führenden tunnelartigen Schacht, nach rechts mündete er in eine Wendeltreppe. Benno blieb schnaufend stehen.
„Verdammt. Das macht doch überhaupt keinen Sinn.“
Er hatte kaum ein, zwei Sekunden reglos verharrt, da gingen schlagartig sämtliche Lämpchen aus, die auch hier Gang und Treppenhaus in Bodennähe säumten. Bis auf einen schwachen grauen Schimmer von Tageslicht, der von irgendwo aus dem Gä ngegewinkel herüberschien, war es so finster, dass Benno nicht mal die eigenen Füße erkennen konnte. Und es war absolut still – keine Schritte, kein Baulärm von außen, nicht mal das Knacken und Knistern alter Mauern.
„Okay, das Spielchen kenne ich ja nun schon“, sagte Benno le ise und spürte trotzdem, wie sein Herzschlag sich beschleunigte und leichte Panik in ihm aufstieg. Er machte eine kleine Bewegung, um die nahe Mauer zu ertasten, da ging das Licht wieder an.
„Bewegungssensoren, alles klar.“
Benno schnaufte, grinste über seinen Anflug von Angst und schüttelte den Kopf.
„Also, welche Richtung?“
Er schaute den Gang entlang, schaute zurück in die Richtung, aus der er gekommen war, drehte den Kopf zur Wendeltreppe.
„Letztlich egal, oder? Jeder Weg wird hier doch wohl irgendw ohin führen. Lerne ich den Schuppen wenigstens gleich mal kennen.“
Laut zu reden, machte ein bisschen Mut. Spontan entschied er sich für die Treppe. Die Stufen waren etwa doppelt so hoch wie breit, und zwischen Mittelachse und Mauer blieb etwas mehr als Schulterbreite. In einem schmalen, hohen Turm würde man eine solche Wendeltreppe vermuten, dachte sich Benno, und verspürte schon nach ein paar Stufen abwärts das Bedürfnis umzukehren. Platzangst überkam ihn in dieser engen, feuchten Röhre und das Gefühl, den falschen Weg gewählt zu haben.
„Was soll’s, nach unten muss ich auf jeden Fall“, flüsterte er.
Wirklich?
So ganz sicher war er sich nicht. Instinktiv war er noch immer der Meinung, bereits im Keller gewesen zu sein und nun tief hinab in den Bauch der Erde zu steigen. Mit jeder Stufe wurde es dunkler, und nach einer Runde der Treppenspirale konnte er die nächste Stufe kaum erkennen.
„Also, wenn es in dieser Burg spukt, dann hier unten“, sagte Benno gezwungen fidel. Seine Stimme klang so rau, dass sie ihm selbst fremd
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