Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
gestern Pressemappen, und was fällt Ihnen heute ein? Vielleicht aufblasbare Megaphone, mit denen Sie durchs Land gondeln und den Marktschreier für unser Projekt machen? Ich hätte nichts dagegen, sofern Sie den Rückweg nicht mehr finden.“
Benno stellte seine Tasche ab, schnaufte aus und zwang sich zur Ruhe.
„Hören Sie, Herr Müller, das muss doch nicht sein. Ich habe gestern Ihre Arbeit im Rittersaal gesehen und ich bin tief beeindruckt.“
„Sind Sie das?“
„Ja, das ist einzigartig, wirklich. Das ist Ihr Projekt, und ich habe nicht vor, mich irgendwie dazwischen zu drängen.“
Mit einem laut hörbaren „Pling!“ ging im unpassendsten Moment eine neue SMS von Cora ein. Maurice registrierte es mit einem ironisch-amüsierten Stirnrunzeln.
„Na großartig, dann leben Sie wohl.“
Er drehte sich um und wandte sich den um die Kisten gru ppierten Arbeitern zu.
„Dann wollen wir mal.“
Benno trat mit zwei Schritten dazu und drängte sich in sein Sichtfeld.
„Aber das wird mich nicht daran hindern, meine Arbeit zu tun.“
„Abwarten“, murmelte Maurice, ohne ihn anzuschauen, und klopfte auf eine der Kisten. „Also Männer, dann wollen wir die Teufel mal aus ihren Käfigen lassen.“
Es waren in der Tat Geisterbahnfiguren in den Kisten, aber durchwegs freundliche Gespenster, Hexen und Kobolde – alles ohne Blut und abgehackte Gliedmaßen. Benno hatte seine Taschen in der Wirtsstube abgestellt, den Fotoapparat hervorgeholt und war den Männern gefolgt.
Wie sich zeigte, waren die Figuren für einen Grusel-Erlebnispfad für Kinder in einem Wäldchen hinter der Burg bestimmt. Einheimische Handwerker hatten kleine Hü tten in Form von Burgen, Schlössern, Hexenhäusern und Elfenhöhlen entlang des Pfades gebaut, und darin zogen die Figuren ein.
Die Einrichtung der Häuschen, in die man durch frontfüllende Gla sscheiben schauen konnte, entsprach bekannten Märchen und Geistergeschichten. Benno fotografierte und schickte und empfing zwischendurch mehrere SMS, was Maurice mitbekam, aber er ließ ihn gewähren. Er dirigierte mit Geduld und Geschmack die Aufstellung der Figuren, und Benno nahm sich vor, nicht lockerzulassen in dem Bemühen, zu einer guten Zusammenarbeit zu finden.
Seine gute Laune währte, bis er einen neuen Film in die Kamera einlegte und feststellte, dass es der letzte war, den er dabei hatte. In Trieffendorf gab es eine Bäckerei und einen Frisörs alon. Die nächste Ortschaft, in der wenigstens ein Supermarkt war, in dem man vielleicht noch Filme kaufen und zum Entwickeln abgeben konnte, war weitere drei Kilometer entfernt.
„Mit Filmen kann ich Ihnen nicht aushelfen, aber damit.“
Benno hatte fast eine Stunde durchs Schloss irren müssen, bis er den Baron in der Nähe von Ereignisraum 4 fand. Von Maurice hatte er keine Antwort bekommen, wo sein Chef sich au fhalten könnte, also war er rufend durch die Gänge gezogen. Inzwischen war es fast Mittag. Als er die Digitalkamera in der Hand des Barons sah, besserte sich seine Laune schlagartig.
„Damit habe ich die Bauarbeiten dokumentiert. Ich bin ganz froh, wenn Sie jetzt weiterm achen, denn fotografieren liegt mir nicht so sehr.“
Benno nahm die Kamera, überprüfte sie kurz und stellte erfreut fest, dass es ein sehr gutes, teures Gerät war.
„Ich bräuchte auch einen Computer, am besten mit Internetanschluss.“
„Haben Sie als Reporter denn kein Notebook mit?“, fragte der B aron etwas ungläubig.
„Nein. Ich habe übrigens auch keine Übernachtungsmöglichkeit mehr. Und kein Geld. Ach ja, und auch kein Auto mehr.“
Der Baron stutzte, lachte und schüttelte den Kopf.
„Na, Sie machen mir Spaß. Ich hatte nicht vor, Sie zu adopti eren.“
Benno grinste zurück.
„Wenn es wenigstens eine Busverbindung gäbe.“
„Brauchen Sie nicht. Sie ziehen einfach auf die Burg. Hier gibt es genug freie Räume. So ric htig gemütlich ist keiner davon, aber fürs erste geht es ja nur um einen Schlafplatz.“
„Auf jeden Fall. Danke.“
„Essen können Sie mit uns und den Arbeitern einnehmen, wir lassen mittags und abends liefern, solange unser Restaurant noch nicht in Betrieb ist, und Kaffee gibt es sowieso den ganzen Tag.“
Er ging um seinen Schreibtisch herum, zog eine Schublade auf und holte ein Notebook he rvor.
„Hier, ist zwar nicht das neueste Modell, aber zum Schreiben reicht es. Suchen Sie sich ein Zimmer zum Übernachten, und das ist dann zugleich Ihr Arbeitsbereich.“
Benno nahm das
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