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Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Invasion aus dem Jenseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Kerzenflamme mit der Hand vor Luftzug schützend. Er hatte die Streichhölzer nicht dabei. Egal jetzt.
    Kein Geräusch als das der eigenen Füße. Der schleifenden Schnürsenkel.
    Ein weiterer Abzweig. Nach links ging es, im provisorisch sanierten Bereich bleibend, Richtung Ausgang. Der rechte Gang führte tiefer in die alte Burg hinein, dorthin, wo das Gemäuer voll jahrhundertealter Luft steckte und bröselte und tropfte. Wo es keine Fußboden-Kinolämpchen gab. Aber kam von dort nicht dennoch ein heller Schimmer? Benno wurde es mulmig. Aber stärker, viel stärker war der Drang, wissen zu wollen, was los war.
    Er stellte die Kerze um die Ecke hinter den Abzweig des Ga nges, aus dem er kam. Wieder zurück am Abzweig, ging er ein paar Schritte nach rechts in den alten, unbeleuchteten Bereich, schloss kurz die Augen, um sich der Dunkelheit anzupassen, öffnete sich wieder – kein Zweifel: Irgendwo in der Ferne der Gewölbegänge bewegte sich ein Licht. Es war unmöglich abzuschätzen, wie weit, aber es war da und es wanderte.
    Benno schnaufte. Keine Streichhölzer. Auch kein Fotoapparat, Kacke!
    Pfeif auf die Streichhölzer. Es war sowieso besser, die Kerze hier stehen zu lassen. Aber wenn da vorne nun das Gespenst herumging, wegen dem er überhaupt hierher gekommen war, wenn er in jenseitige Welten eintauchte und sich in Gefahr begab, dann wollte er doch wenigstens die Chance auf ein Foto haben! Also umkehren?
    Derweil er noch darüber nachdachte, hatte er sich schon in B ewegung gesetzt. Bloß das Licht nicht aus den Augen verlieren!
     
    Der Gang senkte sich leicht und knickte nach zehn Metern an einem der spiralförmigen Treppengänge nach rechts ab. Das Licht kam nicht vom weiterführenden Gang, sondern aus dem Treppenschacht. Und zwar von unten.
    Er lauschte kurz in den Schacht hinein, hörte nichts, aber hatte das Gefühl, dass das Licht rasch dunkler wurde. Alsdann, hinunter in den Keller. Auch das noch.
    Er zählte zwei Spiralrunden, da war das Licht plötzlich weg. In vollkommener Finsternis stand er, wie schon einmal, in einer engen, stickigen Röhre, und hörte sein eigenes Schnaufen überlaut. Weiter, weiter. Wie in Zeitlupe tastete er sich Stufe für Stufe hinunter, die Augen weit aufgerissen, aber nichts sehend. Zehn, zwölf Stufen tiefer traten die Wände wieder schemenhaft aus der Dunkelheit hervor, das Licht war zurück. Es schien durch einen bogenförmigen Durchlass, an dem die Treppe endete.
    Benno gelangte in einen der Kellergänge. Der Lichtschimmer war wieder intensiv genug, um erkennen zu können, dass der Untergrund hier nicht aus Steinplatten bestand, sondern aus festg etretener Erde, durchsetzt mit Splitt und Geröll. Der gemauerte Gang war nicht kantig, wie oben, sondern bogenförmig wie ein Eisenbahntunnel. Und so kam es Benno auch vor: nicht, als ginge er durch ein Haus, sondern durch ein Höhlensystem tief hinein in den Bauch der Erde. Außer gelegentlichen Fackelhaltern gab es hier nichts, nur noch den Gang.
    Es stieg ein paar weitere Treppchen hinab, Benno zählte: eins, zwei, drei, vier, fünf; dann zehn Meter schräge Ebene; weitere fünf Treppchen. Ein Abzweig. Das Licht kam eindeutig von rechts, also hielt sich Benno in diese Richtung. Wohin wohl der linke Gang führen moc hte? Und der, dem er jetzt folgte? Keller? Fluchtwege? Die Familiengruft?
    Der Gang mündete in eine weitere Treppenspirale. In Benno sperrte sich etwas. Er begann die Übersicht über seinen Herweg zu verlieren. Und jetzt noch tiefer hinunter?
    Von da unten kam das Licht.
    Er lauschte.
    Und von da unten kamen Töne. Das kratzende, hallende Schaben - er war ihm näher gekommen.
    Langsam, aber entschlossen stieg Benno hinab. Erstaunt stellte er an sich fest, dass er um so ruhiger wurde, je mehr er sich mit seinem Vordringen mögl icher Gefahr aussetzte und je länger sein möglicher Fluchtweg zurück ins Schloss und von dort ins Freie wurde. Draußen war er ja längst nicht in Sicherheit. Die hintereinander geschachtelten Burghöfe waren ein Irrgarten für sich, die Tore nachts versperrt, und jenseits des Grabens gab es nichts als Wald. Eigentlich war er hier oben so aus der Welt, dass es ohnehin egal war, wie tief er in die Gänge vordrang – so oder so, bei Gefahr, die über seine Kräfte ging, war er verloren.
    Also konnte er auch weiter gehen.
    Benno wurde klar, dass, wenn ihm hier unten etwas zustieße, kein Mensch es je erfahren würde. Er wäre verschwunden, für immer vermisst. Wie so viele andere. Wie

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