Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
rechte Schulter, steckte die Taschenlampe in die hintere T asche seiner Jeans und lief los.
„Was denn, in dieses Gestrüpp?“, rief Martina aus.
„Geht leider nicht anders.“
Benno fand die Spur, die er in der Nacht in das Gesträuch g etreten hatte. Als sie das Loch erreichten, nahm er das Seil von der Schulter und wickelte es auf.
„Was ist das?“, fragte der Baron und starrte in das Loch. „Und wieso liegt da ein Spaten?“
„Vorsichtig!“, mahnte Benno und zog ihn am Arm zurück. „Der Boden gibt rings herum nach. Ich bin gestern Nacht da reingestürzt.“
„Wie bitte?“
„Also immer der Reihe nach, Sie waren... du warst gestern Nacht hier? Wieso denn das?“
Benno steckte ein Seilende in eines der Löcher einer eingeknickten Kolonnenwegplatte, bild ete mit dem Karabiner eine Schlinge, prüfte die Festigkeit und warf den Rest des Seiles in das Loch.
„Und wieso willst du da jetzt noch mal hinuntersteigen?“, fragte Martina und verzog das G esicht.
„Einen Moment noch.“
Benno suchte den Boden unter dem Gestrüpp rings um die Einsturzstelle ab, machte erleichtert „Ah!“ und hob etwas auf.
„Was ist das denn nun schon wieder?“
„Ein Messer. Also, der Reihe nach. Da unten verläuft ein Gang bis zum Schloss. Maurice weiß nichts davon, hoffe ich, obwohl er vielleicht irgendwas ahnt.“
Martina schüttelte verständnislos den Kopf.
„Aber was hat denn das alles miteinander zu tun, ich meine, was soll es bringen, da jetzt hinein zu steigen?“
„Der Gang führt in einen Kellerraum des Schlosses, in dem e twas vergraben liegt, hinter dem Maurice her ist. Keine Ahnung, was es ist, aber es scheint sich überhaupt alles darum zu drehen: der Niedergang des Gruselparkes, dass er uns heute vor die Tür gesetzt hat, vielleicht auch Coras Tod.“
„Und das Messer hier?“
„Keine Ahnung. Ich habe es dort drüben im Wald ausgegraben. Bevor ich das Loch hier entdeckte.“
Der Baron kratzte mit einem Stein an dem völlig verdreckten und verrosteten Messer herum.
„Wie kommst du dazu, irgendwo im Wald nach einem Messer zu graben?“, wunderte sich Martina.
„Das möchte ich jetzt lieber nicht erzählen.“
„Da ist was. Eine Art Inschrift oder Wappen.“
Der Baron hielt das Messer ins Licht und drehte es.
„G.H. – kaum zu erkennen, die Buchstaben sind ziemlich verschnörkelt.“
Benno hatte einen ganz bestimmten Verdacht, aber fragte sich, ob der Baron wusste, dass sein Vater nicht als von Wensel zu Oberkranstein geboren worden war – und ob es passend wäre, au sgerechnet jetzt damit anzufangen.
„Also, passt auf: Ich steige jetzt da hinein, grabe an der b esagten Stelle und komme so schnell wie möglich zurück.“
„Aber wozu das Ganze?“, fragte Martina.
„Ich kann nicht versprechen, etwas Relevantes zu finden, aber einen Versuch ist es wert. Wenn ich in einer Stunde nicht zurück bin...“
„Ich komme natürlich mit!“, unterbrach ihn der Baron.
„Das hatte ich gehofft“, sagte Benno und lächelte erleichtert. „Aber es kann gefährlich werden. Vielleicht ist längst Maurice dort am Graben.“
„Wohl kaum. Der hat hohen Besuch, und das kann länger dauern.“
„Hohen Besuch?“
„Herbert Lehrmann, Staatssekretär im Innenministerium, falls dir das was sagt.“
„Eigentlich nicht.“
„Mir schon“, meldete sich Martina zu Wort, „und zwar in Zusammenhang mit diesem Ma urice. Der Polizist hat da was gesagt, Maurice sei eigentlich dessen Privatsekretär.“
„Wie bitte? Ich habe Herrn Müller unten in Trieffendorf kennengelernt. Er hat sich als Sof tware-Entwickler vorgestellt und behauptet, er sei seit einem halben Jahr arbeitslos.“
„Was hat der Polizist noch gesagt?“, drängte Benno.
„Na ja, dieser Herbert Lehrmann war in den 60er Jahren als Rekrut bei den DDR-Grenztruppen in diesem Abschnitt hier eingesetzt. Cora hatte zwei Dinge herausgefunden. Erstens: Es gab damals einen Vorfall, der nie offiziell bekannt wurde und bis heute nicht aufgeklärt ist. Und zweitens...“
„Moment mal: Was denn für einen Vorfall?“
„So genau weiß das ja eben niemand. Ein westdeutscher Grenzsoldat hat gemeldet, er habe beobachtet, wie eine männliche Person von bewaffneten Soldaten gegen heftigen Widerstand weggezerrt wurde. Der Vorfall wurde von DDR-Seite bestritten, aber was man weiß, ist, dass Lehrmann in dieser Nacht in diesem Abschnitt Dienst hatte, dass er verwundet wurde und dass er und zwei seiner Kameraden kurz darauf einen hohen
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