Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
das Messer hervor, stieß die Spitze in den Stoff, schlitzte ein Loch hinein, und sofort verstärkte sich der Gestank. Das bräunlich-lederne Etwas darunter fühlte sich knochig an. Kein Zweifel, was das war.
Benno seufzte, legte den Spaten beiseite, nahm die Taschenla mpe, stand auf und ging zur Tür.
„He!“
Er lauschte.
„Friedo?“
Keine Antwort.
Benno stieg die ersten Stufen hinauf, spürte eine erste Welle von Panik, nahm vier, fünf we itere Stufen, beschleunigte seine Schritte, nahm zwei Stufen auf einmal und kam oben im Erdgeschoss des Schlosses an. In keinem der beiden am Treppenschacht zusammenlaufenden Gänge war jemand zu sehen.
Leere und Stille.
Benno drehte sich um und hastete die Treppen hinunter. Er rechnete damit, dass nun jemand im Keller lauerte, aber auch hier kein Mensch, nur das trichterförmige Loch mit dem Gewebefetzen am Grund. Der Gestank erfüllte jetzt den ganzen Raum. Er rannte hindurch, spähte in den Gang Richtung Ausstieg nach Martina und wunderte sich nicht, auch hier niemanden mehr anzutreffen.
Benno zog das Handy hervor, wählte 110, obwohl er genau wusste, dass es hier unten keinen Empfang gab. Das Display zeigte die Meldung „Nur Notruf möglich.“
Und wie zum Teufel löste man den aus?
Es gab nur eine Möglichkeit: Zurück zum Ausstieg, raus und Alarm schlagen. Jetzt hatte er einen Grund, die Polizei zu r ufen.
Kapitel 18
Der diffuse Lichtschein des Ausstiegs täuschte über die En tfernung. Benno wähnte sich kurz davor, als er den ersten hellen Schimmer vor sich wahrnahm, aber es ging noch um eine Ecke und 50 Schritte weiter, bis aus der trüben Helligkeit echtes Tageslicht wurde.
Irgendwas war anders. Er knipste die Taschenlampe aus, steckte sie ein, verfiel aus seinem Laufschritt in einen vorsichtigen Trab und blieb schließlich abrupt stehen.
Direkt unter dem Ausstieg lag etwas.
Die Sonne stand in einem Winkel zum Loch, der einen grellen Lichtspritzer an die gegenübe rliegende Wand kleckste, aber das Objekt am Boden nicht mit einschloss. Es war fast unmöglich, aus der Dunkelheit heraus in 20 Metern Entfernung das Halbdunkel zu durchdringen, weil die Augen von der grellen Sonneneinstrahlung darüber geblendet wurden. Benno näherte sich Schritt für Schritt, so geräuschlos wie möglich, und aus der Ahnung, dass es sich um einen liegenden menschlichen Körper handelte, wurde Gewissheit.
Erst als er fast daneben stand, erkannte er Martina. Und noch etwas erfasste er, begriff es, ohne direkt hinzuschauen: Das Abschleppseil, das sie als Mittel des Notausstiegs hatten hä ngen lassen, war verschwunden.
Benno hielt sich im Halbschatten. Sein Puls raste vor Anstre ngung und Ungewissheit. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. Martina war an Händen und Füßen gefesselt, ein Klebestreifen bedeckte die gesamte unter Gesichtshälfte von der Nase bis übers Kinn, und ihre Atmung ließ ihre Lippen und die Gesichtsform unter dem Klebeband rhythmisch hervortreten. Sie starrte ihn an. Ihre Augen schienen herauszuplatzen bei dem Versuch, ihm etwas entgegenzuschreien.
Instinktiv wollte Benno zu ihr hin, ihr die Fesseln und den Knebel abnehmen, aber die Falle war offensichtlich, und Mart inas Blick bestätigte die Vermutung.
Er zog das Handy hervor.
„Nur Notruf möglich.“
Vielleicht wenn er damit direkt unter die Einbruchstelle tr eten würde, ins Licht...
Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Zwei Meter vor ihm schlug etwas klirrend auf den Steinboden. Etwas Metallisches, Rundes, Ringförmiges.
Handschellen.
„Anlegen, mit den Händen auf dem Rücken. Und dann zeig dich.“
Es war die Stimme von Maurice. Sie kam von oben aus dem Sonnenlicht, kam gedämpft, bewusst leise gesprochen, denn da oben war heller Tag, es war Sommer, es war ein freies Land da oben, Wanderland, Touristengebiet.
„Ich weiß, dass du da unten bist, ich sehe es an ihrem G esicht.“
Benno versuchte, ihn zu erkennen, aber er sah nur grelles Licht und darunter Martina, die ve rsuchte, sich wie ein Wurm auf ihn zuzuwinden.
„Wenn du dich nicht sofort zeigst und die Handschellen a nlegst, schieße ich ihr in den Bauch.“
Würde einer, der flüstert, schießen?
Benno entschloss sich und griff blitzschnell nach den Handschellen.
„Und jetzt leg sie an und zeig dich.“
Wenn er das tat, war es vorbei.
Martina wand und krümmte sich, hatte es fast geschafft, in Griffweite zu kommen.
Er würde nicht schießen!
Benno fasste den Entschluss blitzschnell, packte sie
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