Invasion der Götter
Daher gilt es diese zu öffnen. Also, haben Sie den Sprengstoff dabei?«
»Dabei und einsatzbereit. Aber halten Sie das wirklich für eine gute Idee?«, fragte Tyler, während seine Blicke die Decke des Oktogons entlangwanderten. »Für gewöhnlich ziehen wir einen Statiker vor einer Sprengung zu Rate oder verlassen vorher das Gebäude oder das Objekt, das in die Luft fliegen soll. Ich habe keine Lust, unter wer weiß wie vielen Metern Stein und Geröll für alle Zeiten begraben zu liegen.«
»Ich denke, dass die Anunnaki ihr Handwerk verstanden haben und Erschütterungen dieser Art einkalkulierten. Zudem besteht dieser Korridor sicherlich schon mehr als viertausend Jahre«, entgegnete Jonathan, während er Tyler die flache Hand hinstreckte. »Also her mit dem C4 – bitte!«
»Das ist es ja gerade, was mir so Angst macht«, gestand der Major ehrfürchtig. »Ich bin mir nicht sicher, ob es das Richtige ist, hier mit Gewalt vorzugehen. Gibt es denn keinen anderen Weg, diese Tür zu öffnen?«
Respektvoll betrachtete Major Grand die Ausmaße der Pforte, während er seine Taschen nach dem Sprengstoff durchwühlte. Jonathan sah den Major unbesonnen an.
»Doch, die gibt es. Direkt neben Ihnen an der Pforte ist eine kleine Vorrichtung. Wenn Sie das Risiko eingehen wollen, für eine Sache, die noch nicht einmal Ihre ist, zu sterben, dann bitte schön. Mein Freund hat dieses Wagnis schon hinter sich. Sie konnten ja vorhin sehen, was ihm dies eingebracht hat!«, entgegnete er gestresst und wütend.
»Verstehen Sie mich nicht falsch – ich bin nicht der Typ von Soldat, der nicht auch mal ein Wagnis bereit ist einzugehen. Doch wenn hier etwas in die Luft fliegt, kann es sein, dass irgendjemand anfängt, Fragen zu stellen. Und wenn es hart auf hart kommt, wäre es durchaus möglich, sollten wir die Sache hier heil überstehen, dass ich vor einem Kriegsgericht lande«, äußerte Tyler sich argwöhnisch.
»Sie sind ein Soldat und Sie sind für die Sicherheit von Menschen verantwortlich – oder irre ich mich diesbezüglich?«, fragte Jonathan ihn ernsthaft. Tyler nickte vorsichtig.
»Hinter dieser steinernen Pforte befindet sich ein Raum, und dieser Raum kann uns, wie ich glaube, vor einer kurz bevorstehenden Katastrophe bewahren«, versuchte er sinnvoll zu argumentieren.
»Sprechen Sie hier vom Armageddon? Sind sie auch einer dieser Bekloppten, der an diesen Weltuntergangquatsch glaubt. Falls sie es noch nicht bemerkt haben sollten, wir haben das apokalyptische Datum längst hinter uns gelassen und nichts ist passiert«, entgegnete Tyler schon beinahe schmunzelnd.
»Nein, bestimmt nicht. Die Mayas sprachen auch nie vom Weltuntergang, dies haben die Medien so ausgelegt. Hier geht es um eine viel ältere Hochkultur, und wie auch immer Sie es nennen wollen – Armageddon, die Apokalypse –, es ist letztlich eine Frage der planetaren Sicherheit. Zudem haben Sie doch den Auftrag, herauszufinden, was hier vor sich geht. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sollte ich falsch liegen und in den nächsten vierundzwanzig Stunden geschieht nichts, dürfen Sie mich persönlich in eine Irrenanstalt einweisen«, versprach er dem Major, seiner Sache sicher.
Tyler fing an zu verstehen, warum Dr. Blanchard diesen Weg eingeschlagen hatte. Er konnte nicht abschätzen, inwieweit der Doktor die Sache unnötig aufbauschte, doch aus irgendeinem, ihm unerfindlichen Grund vertraute er ihm in dieser Sache. Außerdem wusste er, wie es war, seine Männer oder gar Freunde zu verlieren. Viel zu oft hatte er miterleben müssen, wie das Leben aus ihnen gewichen war und er nichts dagegen tun konnte. Wie auch Jonathan jetzt, verspürte er immer dann eine große innere Wut, das zornige Bedürfnis, jemanden zur Verantwortung zu ziehen. Doch seine Widersacher waren allgegenwärtig – wenigstens war da jemand, an dem man seinen Frust auslassen und den man mit seinen Kugeln durchlöchern konnte. Blanchards ›Feinde‹, die seinen Freund auf dem Gewissen hatten, waren dagegen nicht greifbar. Wahrscheinlich, so dachte sich der Major, waren sie nicht einmal mehr am Leben. Wer konnte schon viertausend Jahre überleben?
»Lassen Sie mich die Sprengladungen anbringen. Wir wollen ja schließlich ein schönes Loch hineinreißen, oder?«
Dr. Jonathan Blanchard trat beiseite, sodass Tyler das C4 präzise anbringen konnte.
»So!«, sagte er, als alle drei Ladungen angebracht waren. »Jetzt gehen wir am besten ans andere Ende des Ganges. Dort dürften wir nahezu
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