Invasion der Götter
Major und den jungen Archäologen dennoch an.
»Das ist sehr mitfühlend von euch, und mir zu folgen, um mir diese Mitleidsbekundung persönlich zu überbringen, ist äußerst anteilnehmend und zudem sehr mutig. Nur wenige Menschen besitzen dieses stark ausgeprägte Ethos.«
»Mich würde brennend interessieren, warum dieser schwarze Bastard nahezu all unsere Soldaten gekillt hat«, brach es aus Tyler heraus. »Ist das Ihre Art, den Tod einer der Ihren zu rächen?«
Vira zeigte sich schockiert über diese Unterstellung.
»Nein, dem ist nicht so. Der Eabani, der dieses Massaker anrichtete, gehört zu der Leibgarde Nintus. Uns war nicht bekannt, dass er sich auf unserem Schiff befindet.«
»Und das soll ich Ihnen abnehmen?«, schrie Tyler erzürnt.
Kaum hatte er ausgesprochen, vernahm er das Geräusch der Energiewaffe erneut, wie er es vor dem Schiff der Jaina unzählige Male zu hören bekommen hatte. Daraufhin brach Dr. Jonathan Blanchard neben ihm zusammen, und auf seinem Rücken zeichneten sich dieselben Brandspuren ab wie bei dem russischen Präsidenten. Blitzschnell drehte sich der Major um, und abermals erblickte er den schwarzen Ritter, der vollkommen unversehrt zu sein schien. Instinktiv griff Tyler an die Stelle, an der sich für gewöhnlich sein Halfter mit seiner Waffe befand – mit Schrecken wurde er sich darüber bewusst, dass er diesem Wesen ganz und gar wehrlos ausgeliefert war. Dann sah auch der Major eine dieser Energiekugeln auf sich zurasen, zu schnell, um reagieren zu können. Ein unsagbarer Schmerz durchfuhr seinen Körper, als diese in seinen Brustkorb eindrang. Tyler stockte der Atem. Er sah paralysiert an sich hinab – ein gewaltiges Brandmal befand sich in seiner Brust. Diesmal war es der unerträgliche Geruch seines eigenen verkohlten Fleisches, der ihm in die Nase stieg. Mit weit aufgerissenen Augen sah er in das gesichtslose Antlitz seines Peinigers, und ihm wurde schmerzhaft bewusst, dass er nun am Ende seiner Reise angekommen war. Unzählige Gedanken rasten durch seinen Kopf, bis sein Geist in einen Nebel der Besinnungslosigkeit eingehüllt wurde. Nur noch dumpf vernahm er die Stimme Viras und spürte ihre Hände an seinem Leib. Auch wenn sie ihn vor einem unkontrollierten Fall zu bewahren schien, hatte er das Gefühl, in ein bodenloses Loch hinabzustürzen, unendliche Tiefe bis in die Ewigkeit – dann folgte unvermeidbar die immerwährende Dunkelheit.
Kapitel 8
Erdorbitale Umlaufbahn
[9 Stunden, 41 Minuten]
Virahatamhirka, die Glaubensführerin der Jaina, war erzürnt über die desinteressierte Reaktion Enlils. Teilnahmslos saß der Mann mittleren Alters zurückgelehnt auf seinem Sessel an dem Schreibtisch seines Privatgemachs und starrte die nahezu lebensechte Projektion Viras an. Es machte den Anschein, als befände sich die Gigantin höchstpersönlich inmitten des Raumes. Nur die verminderte Größe der hünenhaften Frau und die gelegentlichen wellenartigen Störungen deuteten darauf hin, dass es sich nur um eine holografische Übertragung handelte.
»Auch wenn unsere Völker in dieser Sache Alliierte sind, gibt dies Nintu nicht das Recht, sich in unsere Angelegenheiten zu mischen. Die Leben zahlreicher Individuen sind grundlos ausgelöscht worden. Ich war bislang der Ansicht, dass auch Euer Volk erpicht ist, den Menschen zu zeigen, dass Gewalt keine Lösung ist. Die Eabani hatten nichts auf unserem Schiff zu suchen, sie haben einen nahezu irreparablen Schaden angerichtet. Wie sollen wir ihnen jetzt noch glaubhaft machen, dass wir ihnen kein weiteres Leid, sondern die Erlösung bringen möchten?«
Enlil kratzte sich ratlos an seinem blonden Haupt und erhob sich aus seinem Stuhl. Er ging auf die holografische Projektion Viras zu und sah sie skeptisch an.
»Wie könnt Ihr diese Kreaturen, diese Schwarzköpfe, welche mein Bruder einfältigerweise erschuf und dann auch noch am Leben ließ, nur in Schutz nehmen? Nach allem, was sie einst meinem Volk antaten. Ihr wurdet selbst Zeuge ihrer Unzulänglichkeit, schließlich haben sie Hamatamtir, Euren Gemahl, blutrünstig ermordet. Diese abscheulichen Missgestalten sind undankbare Wesen. Sie wissen es nicht zu schätzen, dass man ihnen das Leben schenkte, und begegnen allem mit Skepsis, Arroganz und menschentypischer Aggressivität.«
Vira war erschüttert über die Worte Enlils. Schließlich war auch er Mitwirkender ihrer Entstehung – einer jener, der den Menschen das Leben ermöglicht hatte. Sprach man derart
Weitere Kostenlose Bücher