Invasion der Monitoren
beruhigt sein. Wir planen keine größeren topographischen Veränderungen. Gilt sie den Menschen, aus denen die nationale Bevölkerung besteht? Sie werden weiterhin gedeihen und feststellen, daß sich ihr Los weitgehend gebessert hat. Oder gilt sie der Verfassung, auf der Ihr voriges Regime nur dem Namen nach basierte? Ich kann Sie beruhigen: Unsere Regierung wird auf der gleichen Verfassung basieren, aber wesentlich getreuer ausgelegt als von Ihren selbstgewählten Beamten.«
»Aber zumindest waren sie gewählt«, erinnerte Blondel.
»Ihr kindliches Vertrauen in jene Leute, die die Wahlstimmen auszählen, erstaunt mich.« Der Tersh lächelte mitleidig. »Und die Kandidaten – waren sie Männer Ihrer persönlichen Wahl?«
»Vielleicht hätte ich nicht genau diese Kandidaten ausgesucht, aber …«, endete Blondel etwas lahm.
»Mr. Blondel, hatten Sie wirklich einen Einblick in diese Dinge und wie sie gehandhabt wurden? Haben Sie jemals, und wenn auch nur als Stellvertreter, an den hinter verschlossenen Türen stattfindenden Parteiversammlungen teilgenommen, in denen der Handel noch vor der endgültigen Wahlabstimmung abgeschlossen wurde? Kannten Sie die politischen Ansichten der Teilnehmer, ihre politische Vergangenheit, ihre privaten Interessen, ihre politischen Verpflichtungen?«
»Im Vertrauen gesagt, Politik hat mich immer irgendwie gelangweilt«, erwiderte Blondel.
Der alte Herr bedachte Blondel mit einem langen, traurigen Blick und seufzte nachsichtig. Vielleicht oder vielleicht auch nicht betätigte er irgend etwas unter dem Tischrand, jedenfalls öffnete sich die Tür hinter Blondel, und zwei gutaussehende junge Männer in Gelb kamen herein.
»Mr. Blondel«, sagte der Tersh und es klang ein wenig bekümmert, »ich hätte es sehr gern, daß Sie an dem kurzen Schulungskurs teilnehmen, den ich eingerichtet habe, um – äh – Andersdenkenden wie Ihnen unsere Mission hier zu erklären. Ich kann natürlich nicht auf Ihrer Teilnahme bestehen – aber ich bitte Sie, als einer, der guten Willens ist, mir diese Bitte zu gewahren.«
»Habe ich eine andere Wahl?«
»Wenn Sie dies vielleicht lediglich als eine Gelegenheit betrachten würden, mehr über uns zu erfahren …«
Es entstand eine Pause, in welcher Blondel eine Reihe möglicher Alternativen erwog. »Also gut«, sagte er schließlich. »Da ich einmal hier bin – warum nicht?«
»Ausgezeichnet!« strahlte der Tersh. »Wir werden uns in ein paar Tagen wieder unterhalten.«
Blondel stand auf; die Monitoren traten näher.
»Ah – da wäre noch etwas …«, sagte der Tersh.
Blondel blieb stehen.
»In Anbetracht Ihrer – ah, Ansichten, Mr. Blondel – warum haben Sie Ihr Leben riskiert, um zwei meiner Monitoren zu retten?«
Blondel hob die Schultern zu einem vagen Achselzucken.
Der Tersh sah etwas verwirrt aus, als Blondel den Raum verließ.
Blondels Begleiter führten ihn eine breite, mit rotem Teppich ausgelegte Treppe hinauf und eine tapezierte Diele entlang zu einer großen weißen Tür mit goldenem Türknauf, die angelehnt war. Das Zimmer war ausgestattet mit Teppichen, einem Schreibtisch, Bücherregalen, einem bequemen Sessel, einem Tisch, einer Lampe und einem Himmelbett. Eine Innentür führte in ein elegant gefliestes Bad. Die Fenster, versehen mit duftigen Vorhängen und schweren Überhängen, blickten auf den in grelles Scheinwerferlicht getauchten Rasen hinaus.
Die Monitoren wünschten ihm eine gute Nachtruhe und zogen sich zurück. Blondel versuchte die Tür zu schließen, aber es ging nicht, sie blieb ein paar Zentimeter offen.
Blondel probierte die Dusche aus, zog einen Pyjama an, den er in der Kommode fand und kroch zwischen die schweren Leinenlaken. Über der Überlegung, was der Tersh Jetterax damit zu erreichen hoffte, daß er ihn wie einen Staatsbesuch behandelte, schlief er schließlich ein.
Am nächsten Morgen stand Blondel ziemlich spät auf. Unten führte ihn ein vertrocknetes kleines Männchen in einer altmodischen Butler-Livree zu einem Frühstückstisch und servierte ihm Schinken und Eier. Er trank gerade seine zweite Tasse Kaffee, als ein Monitor erschien und ihm eine Einladung übermittelte, im Konservatorium einen Herrn zu sprechen.
Das Konservatorium, so stellte sich heraus, war eine heitere, verglaste Veranda mit Aquarien, Topfpflanzen, Vogelkäfigen und hochlehnigen Korbsesseln. In einem dieser Sessel ruhte ein langbeiniges, pfeifenrauchendes Individuum mit schmalem Schnurrbärtchen und Tweedjacke. Er
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