Invasion der Monitoren
haben, täglich etwa weitere …«
»Schon gut, schon gut, die Krankenhäuser sind überfüllt, aber wir bauen ja auch mehr.«
»Nicht so rasch, daß sie dem Bevölkerungszuwachs entsprächen. Nur wenige öffentliche Einrichtungen halten Schritt mit der Geburtenrate. Und dennoch wird keinerlei Geburtenkontrolle ausgeübt.«
»In ein paar Jahren wird man ein Gesetz erlassen …«
»Sie haben keine paar Jahre mehr Zeit, Mr. Blondel. Und es hätte sehr lange gedauert, bis man ein voll wirksames Programm ausgearbeitet und in Kraft gesetzt hätte. Inzwischen würden sich die Slums immer mehr ausbreiten …«
Blondel griff haltsuchend um sich. Er schien in der Luft zu schweben und blickte auf eine schmale, schmutzige Straße voller Feuerleitern und Wäscheleinen herunter …
»… und die Rückstände Ihrer Gerichte weiter anwachsen …« Die Slum-Straße verwandelte sich in einen altmodischen hohen Gerichtssaal voller Zuschauer, Anwälte, Gerichtsdiener, Polizisten, Zeugen, Beklagten und Verwandten. Ein griesgrämiger Richter schob Papiere hin und her.
»Zurück in die Untersuchungshaft«, bellte er. »Die Anhörung wird angesetzt für den …« er schob weitere Papiere hin und her und sagte dann zu einem nervösen Burschen neben ihm: »Ich werde das Datum später festsetzen, Harry.« Harry nickte. Ein schlaksiger Mann mit geprügeltem Ausdruck ergriff seinen Arm.
»He, ich will meine Arbeit nicht verlieren …« Seine Hand wurde abgeschüttelt. Der Richter schlug mit seinem Hammer auf den Tisch. Der Beklagte sprach immer noch, als er von dem Wachtposten abgeführt wurde.
»… und so lange Ihre Rechtsberufe in erster Linie dazu eingerichtet wurden, gesetzliche Gebühren zu schaffen und zu kassieren, hätte sich niemals etwas geändert«, erklärte Frokinil sachlich. »Die Situation ist keineswegs besser, was die Hochschulerziehung, Waisenfürsorge, Behandlung unverheirateter Mütter, der Alten und Kranken und die Einstellung gegenüber Minoritäten-Gruppen und Kriminellen betrifft …« Grimmige Szenen formten sich vor Blondels Augen und verblaßten wieder.
»Wollen Sie mich etwa glauben machen, Mr. Blondel«, schloß Frokinil in sanft vorwurfsvollem Ton, »daß Sie all diesen Mißständen zustimmen?«
»Warum bleiben Sie nicht einfach bei der Invasion des Landes und verzichten auf die Vorwürfe?« schlug Blondel vor. »Wenn es Ihnen hier nicht gefällt, können Sie ja dahin zurückgehen, wo Sie hergekommen sind und uns unsere Angelegenheiten auf unsere eigene Weise erledigen lassen.«
»Was ist Ihre eigene Weise? Stellen Sie jemals die Programme in Frage, die Sie in Ihrer bevorzugten Illustrierten lesen – oder erlangen Sie auch nur ein echtes Verständnis für das, was sie alles nach sich ziehen? Kennen Sie persönlich die Gesetze, die sich auf die Geistesgestörten beziehen? Auf Scheidung, Notzucht, Versicherung, Ehe, Selbstmord, reine Nahrungsmittel, Bankrott, irreführende Werbung, Betrug, Verhaftungen von Bürgern, Kindesentführung, tätlicher Angriff mit Körperverletzung, Sodomie, Hexerei …«
»Was meinen Sie mit ›Hexerei‹? Seit dem siebzehnten Jahrhundert glaubt man bei uns nicht mehr an so etwas!«
»Sie irren sich, Mr. Blondel. Hexerei ist noch heute in Teilen dieses Landes eine strafbare Handlung. Und was ist mit den Gesetzen, die den Gebrauch von Alkohol und Drogen betreffen, Schmuggel und das Tragen von Waffen …«
»Also da weiß ich Bescheid«, unterbrach ihn Blondel. »Es heißt wörtlich in der Verfassung, daß das Recht, Waffen zu tragen, nicht beschränkt werden soll.«
»Ihr Recht, Waffen zu tragen, ist eingeschränkt worden, sogar sehr stark, und das nicht ohne Grund. Es gibt doch noch eine ganze Anzahl merkwürdiger Gesetze, die sich mit Landstreicherei, Herumtreiberei, unbefugtem Betreten fremden Eigentums und dergleichen mehr befassen, und die alle Ihre persönliche Freiheit beschränken. Eigentlich täte jeder Bürger gut daran, sich mit diesen Gesetzen vertraut zu machen, aber die Umständlichkeit der Gesetzesbücher macht dies unmöglich, selbst wenn der Wunsch dazu vorhanden wäre, was nicht der Fall ist. Wir haben all das geändert. Die neuen Gesetze sind vernünftig, durchführbar und gerecht, und sie werden mit absoluter Unparteilichkeit für jeden Bürger Geltung haben. Es wird keine Korruption mehr geben, keinen Druck von oben …« Die Bilder erloschen und Frokinil samt Einrichtung des Konservatoriums, sowie die kleine graue Kugel, welche die Bilder projiziert
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