Invasion der Nichtmenschen
Wir rationalisierten. Wir paßten uns an. Schließlich waren wir wirklich froh, daß wir die Gesellschaft unserer eigenen Art genießen konnten.
Wir benützten unsere Ausrüstung dazu, daß wir unsere anfangs spartanische Station schmückten, möblierten und behaglich machten. Wir bedienten uns dabei des Stiles der örtlichen Zivilisation, wir legten Gärten und Straßen an und lernten auch die Sprache unserer Umgebung. Wir waren noch jung und besaßen unendliche Reichtümer an synthetischem Gold. Das Leben war wunderbar, sogar auf einem so armen, primitiven Planeten wie diesem, der so weit von unserer Heimatwelt entfernt ist. Unser Haus war mit Musik, mit Fröhlichkeit, den schönsten Frauen, den klügsten Männern gefüllt. Wir hatten die feinsten Weine, die köstlichsten Delikatessen. Wir jagten, wir tanzten, wir vergnügten uns. Und die Zeit verging …
Algoric erkannte zuerst, was kommen mußte. Wir hatten beobachtet, wie sich innerhalb von zwei Generationen die Kultur dieses Landes aus dem Zeitalter des Holzes in das der Kohle entwickelte. Unsere Bevölkerung hatte sich vervierfacht, und schon waren die ersten Telegrafen in Betrieb. Dann folgten die Experimente mit Verbrennungsmotoren, mit elektrischer Kraft, mit Radio. In ein paar Dekaden mußte sich die Technologie über die Kapazität unserer ursprünglichen Sicherheitsvorkehrungen hinausentwickeln. Es war klar, daß wir bald auf unser angenehmes Leben zu verzichten hatten. Wir mußten einen neuen Platz für unsere Niederlassung suchen und unseren Monitorstrahl so einrichten, daß er weiter unentdeckt blieb.
Mir war das alles sonnenklar. Algoric hingegen lachte mich aus. Er hatte eine eingeborene Frau liebengelernt. Die wollte er nicht aufgeben. Die Drohung der Mone, sagte er, sei nicht mehr als eine Fieberphantasie, als die Illusion eines Verrückten. Selbst die, die uns hierhergesandt hatten, schätzten die Chance nicht höher als eins zu einer Million ein, daß wir jemals Alarm schlagen müßten. Er wäre ein Narr, sagte er, wenn er dieser entfernten Möglichkeit wegen sein Leben wegwerfen wollte.
„Ich habe mir im Exil nun ein neues Leben aufgebaut“, erklärte er mir. „Würdest du mich dazu zwingen, es aufzugeben, um auf einer öden Eisscholle zu kampieren und tausend einsame Jahre darauf zu warten, daß dieses Ereignis eintritt und dann doch nicht kommt?“
Ich beharrte auf meinem Standpunkt, er verfocht den seinen. Schließlich kämpften wir.
Damals war ich noch ein starker Mann, aber er war mir noch weit überlegen. Und dazu trieb ihn auch noch die Leidenschaft für diese Erdenfrau an. Er ließ mich hier für tot zurück und zerstörte alles von unserer Einrichtung, was er ohne mich erreichen konnte. Dann floh er mit ihr.
Ich starb nicht, ich überlebte. Ich war verkrüppelt und krank, aber ich lebte. Die Maschinen, die mir wieder gerade Glieder und gesunde Organe hätten verschaffen können, die mir Jugend und Gesundheit erhalten hätten, waren soweit zerstört, daß keine Reparatur mehr möglich war. Aber es gelang mir gerade noch rechtzeitig, den Suchstrahl wieder instand zu setzen und meine nun einsame Wache aufzunehmen.
Ich schloß das Haus und veränderte seine Fassade so, daß sie vernachlässigt wirkte. Das tat ich zu meinem eigenen Schutz vor unerwünschten Eindringlingen. Dann errichtete ich ein schützendes Kraftfeld, das eine Aura von Trostlosigkeit, Öde und Verwirrung schuf. Meine gegen Algoric getroffenen Maßnahmen waren von ganz spezifischer Art. Ich stellte ein Tonband auf, das einzig und allein auf das genetische Muster seiner Hirnrinde ausgerichtet war. Es sollte ihn vor Schmerz zum Wahnsinn treiben, wenn er es je versuchen würde, in die abgegrenzte Zone einzudringen.
Jahre vergingen. Zweimal näherte sich Algoric. Jedesmal hörte ich seine telepathischen Rufe, sein leidenschaftliches Flehen, ich solle ihm doch die Rückkehr erlauben. Die Frau war schon lange tot, und von seiner Torheit war nichts mehr geblieben als ein Häufchen Asche. Obwohl mein Herz gebrochen war, blieb ich hart. Er hatte seinen heiligen Eid vergessen. Ich konnte kein Vertrauen mehr zu ihm haben.
Und dann vernahm ich eines Tages ein schwaches Echo aus dem tiefsten Weltenraum. Ich überwachte es, beobachtete, wie es immer stärker wurde, und dann gab es keinen Zweifel mehr für mich. Ein Mone-Sporenkissen näherte sich, hatte sogar die Umlaufbahn des Pluto schon hinter sich und fiel mit ständig zunehmender Geschwindigkeit der Sonne entgegen. Der
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