Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
gemächlich an dem jetzt schräg stehenden Fenster vorbei.
Johnny wurde von dem gedämpften Krachen aus dem Zimmer seiner Tochter geweckt, dem gleich darauf das Plärren der infernalischen Musik folgte, die sie vermutlich nur deshalb gewählt hatte, um ihn zu ärgern. »Laura, wie spät ist es?«, fragte er.
»Zwei Uhr vierunddreißig, Mister Stuart.«
Er starrte mit glasigen Augen die Wand an und schimpfte über Mary Lynns augenblicklichen Geisteszustand vor sich hin. Wenn er am nächsten Morgen zu arbeiten hatte, konnte er das wirklich nicht gebrauchen. Er schwang sich aus dem Bett, löste sich aus den verhedderten Bettlaken und kratzte sich dann am Hintern, während er benommen zur Tür stolperte, um sein missratenes Kind anzubrüllen.
Ihre Tür befand sich praktisch neben der seinen, im rechten Winkel dazu. Eine Tür, die aus den Angeln gerissen war und den Blick auf sein kleines Mädchen freigab, das zusammengesackt auf dem Boden lag. Und überall Blut!
»Schieß doch, verdammt!«, hörte er eine weibliche Stimme bellen und sah, wie Mary Lynn plötzlich zusammenzuckte. So viel Blut. Unmöglich, dass sie noch am Leben war.
Jetzt wurde ihm bewusst, dass er völlig unbewaffnet einem Team von Fremden gegenüberstand, die durch die Überreste einer Wand hereinstürmten. Sein Herz verkrampfte sich, während sein Körper das tat, was als Nächstes logischerweise zu tun war – und die Lage sofort verarbeitete. Er stürzte sich auf den Notausgang, und seine Hand griff unter die Vertiefung im Boden, um den Öffnungsmechanismus auszulösen. Die Tür sprang auf wie ein Kastenteufel, und Johnny glitt mit dem Kopf voran in die Röhre dahinter, ehe die besagte Tür sich ganz geöffnet hatte. Er hörte hinter sich einen Schuss, und dann ein Pfftt , als etwas an ihm vorbeizog, ihn aber dankenswerterweise verfehlte.
Die Röhre, eine Erwachsenenversion einer Kinderrutschbahn, brachte ihn zuerst zur Außenwand des Gebäudes und dann auf eine diagonale Bahn, die in ein Stockwerk unter Straßenniveau führte. Er schlug auf den Schaltknopf an der Wand neben der Röhre und sagte: »Capricorn Omega.« Das Rohr war jetzt heiß. Niemand würde ihm auf diesem Weg folgen können.
»Alpha Aquarius.« Die Tür mit dem gebrochenen Ausgangszeichen klickte hörbar, als der Riegel zurückfuhr. Ohne langsamer zu werden rannte er durch, rammte den Riegel manuell hinter sich wieder in seine Halterung und hetzte den Flur hinunter. Die Beleuchtung flammte in Reaktion auf seine Körperwärme auf.
Jetzt knickte der Gang um fünfundvierzig Grad ab und führte ihn diagonal unter eine Straßenkreuzung, wo er ins Untergeschoss eines Parkhauses geriet, dessen Ausgang sich auf der dem Wohngebäude gegenüberliegenden Seite befand. Sein Fluchtwagen reagierte auf seine Stimme, und weniger als acht Minuten, nachdem er sich aus dem Bett gewälzt hatte, fuhr Johnny aus dem Parkdeck auf eine Einbahnstraße, die genau in seine Richtung führte. Weg von dort. Sein Herz schlug wie ein Hammer und drosch weiter auf die benommene, entsetzte Stelle im hinteren Bereich seines Gehirns ein.
19
»Tut mir leid, dass ich dich schon wieder ins Wasser schmeißen muss, Sands«, entschuldigte sich Cally ungefähr zum fünften Mal, während der schwarze Wagen durch die Straßen von Chicago rollte. »Die müssen sobald wie möglich ein paar neue permanente Teams mit einigen von den DAGlern zusammenstellen, und das sind alles Kerle. Ausgebildete weibliche Agenten sind rar. Und für ein abgerundetes Team braucht man davon mindestens eine …«
»Team für Stadteinsätze. Ja, Cally. Ich weiß. Das Zeug haben wir alles in der Schule durchgenommen. Das geht schon klar«, beruhigte sie Sands.
»Werde bloß nicht zu selbstsicher«, warnte George sie mit ernster Stimme. »Kein Plan übersteht den Kontakt mit dem Feind, und das gilt ganz besonders für unsere Art von Einsätzen.«
Was sie vorhatten, wäre eigentlich sein Job gewesen, aber diesmal würde er draußen bleiben und gemeinsam mit Tommy die Ausgänge sichern. Cally amüsierte es, was er für Zustände bekam, da es doch um einen Job ging, für den sie wirklich nur ein Minimum an Unterstützung brauchte. Es war ja nett, wenn man Unterstützung hatte, aber über die Jahre hatte sie eine ganze Menge solcher Aufträge solo erledigt, einfach weil sich eine Frau manchmal Zugang zu Orten verschaffen konnte, wo ein Mann keine Chance hatte. Sie konnte sich geheimdienstliche Erkenntnisse verschaffen, die ein Mann nie bekommen
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