Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
achtete nicht auf die Flammen, nahm mit jedem Schritt zwei Stufen, als er nach oben rannte, und riss die Außentür der Veranda mit einem Ruck aus den Angeln.
Er schnappte sich das Baby und rannte wieder die Treppe hinunter. Die zweite Stufe von oben, die er auf dem Weg nach oben nicht berührt hatte, brach unter seinem Gewicht ein und warf ihn nach vorn. Er rollte sich instinktiv zusammen, um das Kind zu schützen, und spürte, wie sein Knöchel knackte, als er abstürzte. Über ihm brach der Balken über der Veranda ein, rutschte über das zusammenbrechende Geländer und landete auf seinem Rücken, brannte, drückte ihn herunter. Er drehte sich auf den Bauch, versuchte vergeblich sich zu befreien, rutschte den Rest der Treppe hinunter, bis das Baby und seine Hände auf der festgetretenen Erde unten an der Treppe angelangt waren, wo er hängen blieb. Prewitt überlegte, dass es gut und schlecht zugleich war, wenn er seine Beine nicht mehr spüren konnte.
Als dann die Flammen wirklich an ihm nagten, tat Matthew Lamar Prewitt seine letzte gute Tat, eine der ganz wenigen in seinem Leben. Er schob beide Hände unter das Baby und
rollte es, und zwar mit aller Kraft, stieß es so weg, dass es wie ein Baumstamm außer Reichweite der Flammen und des Rauchs rollte.
Barmherzigerweise erfasste ihn der Rauch von der brennenden Treppe vor dem Feuer. Prewitt stieß hustend ein letztes Wort aus, ehe er das Bewusstsein verlor. »Alice?«
Auf dem Rasen fing die kleine Victoria Menendez an zu schreien, bis sie heiser wurde, und in diesem Zustand fand Gary Ward von der Freiwilligen Feuerwehr von Rabbittown sie eine halbe Stunde später.
Bobby hatte eine Grundregel vergessen, an die selbst die schlimmsten Verbrecher meist dachten. Selbst Verbrecher haben Familien.
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Für die Besprechung konnten sie keinen Konferenzraum benutzen. Keiner der Räume war dafür groß genug. Dennoch bot das Atrium eine ganze Anzahl von Vorteilen. Zum einen passten dort alle dreißig DAGler in Kampfausrüstung hinein. Einschließlich Maise. Dann waren da noch die Einsatzteams, wobei es gewisse Überlappungen mit den DAG-Leuten gab, die für verdeckte Einsätze sowohl in städtischer Umgebung als auch sonst im Bane-Sidhe-Stil trainiert und beim Aufspüren der Killer einen erheblichen Beitrag geleistet hatten. Und schließlich waren auch noch die Leute vom Support zugegen – die Reinigungskommandos, die Spezialisten für Tarnidentitäten, die Profiler und die Typen vom allgemeinen Nachrichtendienst. Cally stellte fest, dass es sogar ein paar Leute vom Kantinenpersonal geschafft hatten, einen Platz auf der Liste zu ergattern.
Das war ganz normal. Alle wollten an dieser Geschichte beteiligt sein. Sie hatten, wie sie jetzt annahmen, jedes einzelne Individuum identifiziert, das an den Ermordeten von DAG-Verwandten und deren Umgebung beteiligt gewesen war. Hier und dort konnte man gerötete Augen und auch ein paar rote Nasen sehen. Es war, als hätte es beim Stützpunkt-Personal und den provisorisch Einquartierten eine Heuschnupfen-Epidemie gegeben.
Charis Thomason war eine wirklich nette, liebenswerte schwarze Frau. Sie war nicht verjüngt und trug etwa zwanzig Kilo mehr Gewicht mit sich herum, als sie das eigentlich sollte. Doch ihre Vitalität passte überhaupt nicht in das Klischee einer Geheimdienstmitarbeiterin. Ihre mahagonifarbenen Gesichtszüge glänzten, leuchteten von innen heraus,
und ihre kohlschwarzen Augen funkelten, als wäre das Leben ein Witz, den offenbar nur sie verstand.
Aber an diesem Abend war von ihrer guten Laune nichts zu merken, und aus ihren Zügen strahlte eine ganz andere Empfindung. Sie stand neben einem hochwertigen, fast neuen Holotank, einem ziemlich großen, und hielt – so wie man sonst ein Schwert hält – einen Zeigestab aus Fiberglas.
»Ladies und Gentlemen, ich glaube, es ist jetzt sieben Uhr, also will ich anfangen. Zuallererst möchte ich dem Team Isaac dafür danken, dass es das AID eines gewissen John Earl Bill Stuart sichergestellt hat«, sagte sie und tippte mit dem Zeigestab in den Projektionsbereich des Tanks, als wäre er ein Zauberstab, worauf ein Hologramm den Kopf des Mannes zeigte und im ganzen Raum eine Welle von Hass auslöste, die man fast greifen konnte. »Das Gerät war das entscheidende Beweisstück, das uns in die Lage versetzt hat, die übrigen uns zugänglichen Informationen zu einem zusammenhängenden Bild zusammenzufügen, das uns zeigt, mit welchen Leuten und welcher Zahl wir es zu tun
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