Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
DAGler seid, dann seid ihr O’Neals, verdammt«, knurrte sie, und ihre Stimme wurde dabei so leise, dass es fast nur noch ein Flüstern war. Aber jedes Wort kam so deutlich hervor, dass man es im ganzen Saal hören konnte. »Diese Toten, eure Toten, das sind auch unsere Toten. Ihr Blut ist unser Blut. Wir wissen, wer sie sind, wir wissen, wo sie schlafen. Diese Scheißkerle werden für die DAG und ebenso für die Ehre des Clan O’Neal sterben – und zwar jetzt gleich werden sie zur Hölle fahren.« Cally O’Neals Augen brannten wie glühende Kohlen, wie das feurige Blau von Hexenfeuer, und versprach, dass jede Schuld im vollem Maß beglichen würde.
»DAG und Clan!« Jemand schrie es heraus, und dann wuchs es zu einem Brüllen an, das schließlich das ganze Atrium erfüllte.
Samstag, 30. Januar 2055
Dieser Job wurde dadurch kompliziert, dass Sarah Andersen aus dem miesen Zimmer in dem Wohnheim in ein hübsches Apartment in eine gesicherte Wohnanlage in einem Vorort gezogen war. Normalerweise wäre das eine Trivialität gewesen, mit der sich ein Cyber befassen konnte, nicht viel schwieriger, als seine Schnürsenkel zu binden.
Unglücklicherweise lag es für solche Wohnanlagen aber augenblicklich im Trend, ein Pförtnerhaus mit einem richtigen Wachmann zu haben.
Tommy fragte sich, ob die Zielperson intelligent genug gewesen war, sich für diese Art von Umgebung zu entscheiden, weil das Tor einen natürlichen Filter für irgendwelche Probleme darstellte. In diesem Fall überwachte sie es möglicherweise elektronisch und hatte ein Buckley für die Analyse dazwischengeschaltet. Aber möglicherweise hatte sie ihr Apartment auch nur gewählt, weil so etwas im Augenblick Mode war. Auffälliger Luxus. Stil der fünfziger Jahre.
Aber wie dem auch sei, sie würden daran vorbeikommen.
Das Nette an solchen Wohnanlagen war die Art und Weise, wie die Makler die Villen und Apartments verkauften. Alle Sicherheitseinrichtungen, über die sie verfügten, dienten auch als Verkaufsargumente für die Apartments – also waren sie alle in dem Prospekt enthalten. Und der stand im Netz. Keine Hunde, kein Kamerasystem im Inneren der Anlage, um die Privatsphäre der Bewohner zu schützen, bloß eine große Ziegelmauer und ein von Wachen besetztes Zugangstor.
Einfacher wäre es gewesen, wenn sich die Wohnung der Zielperson in einem Gebäude in der Nähe einer Mauer befunden hätte, aber das Glück hatten sie nicht. Nachdem sie über die Wand gekommen waren, würden sie zu Fuß zu ihrem Gebäude gehen müssen.
Sie würden den einfachsten und abgedroschensten Trick der ganzen Welt benutzen. Ein Liebespaar. Er und Cally würden ein Paar sein, Sands und George ebenfalls. Die Maske hatte George dafür Schuhe mit Plateausohlen aufgezwungen; das Team hatte ihn während des ganzen Abendessens damit aufgezogen. Obwohl Sands nur einen Meter sechzig groß war, hatten die Leute von der Tarnung gefunden, dass George authentischer wirkte, wenn er ein Stück größer war als sie. Wenn »authentisch« kein so kompliziertes Wort gewesen wäre, hätte das George vermutlich einen neuen Spitznamen eingetragen.
Liebespaare als Tarnung waren deshalb abgedroschen, weil der Trick so verdammt wirksam war. Da die Bane Sidhe gern
wenigstens ein weibliches Teammitglied hatte, hatte man die Methode zu einer Art Kunstform entwickelt.
Ein wenig beeinträchtigte es die Kunst, als Cally sich ein Loch in ihre Jeans riss, während sie über die Mauer kletterte und sich das Knie abschürfte. Das war nicht gut. Er nahm sich vor, dem Reinigungsteam Bescheid zu sagen, als er ihr den Arm über die Schulter legte und ihr in der Dunkelheit einen Kuss gab. Das war immer das Erste, was man bei solchen Einsätzen tat. Liebespaare gaben sich häufig heimlichtuerisch. Wenn jemand bemerkt hatte, wie sie sich heimlichtuerisch gaben, würde der Betreffende seine Vermutungen hinsichtlich der Gründe anstellen. Im Gegensatz zu dem, was Tommy zu George gesagt hatte, war es nicht so, wie wenn man seine Schwester küsst. Er war ein ganz normaler Typ, keineswegs immun gegenüber ihren Reizen, und sie gegenüber den seinen ebenso wenig. Und das war auch verdammt gut so. Wenn es gar nicht funkte, war es schwierig, das überzeugend durchzuziehen. Zum Glück hatten sie lange genug zusammengearbeitet, um jetzt nicht gleich wie liebestolle Kaninchen übereinander herzufallen, bloß weil das die normale chemische Reaktion war, mit der man rechnen musste. Es war einfach Teil
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