Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
und nahm Schusshaltung ein, spähte durch das Zielfernrohr und zielte sorgfältig auf ihr ganz persönliches Ziel.
Mein Gott, dachte sie, der ist ja aus der Nähe noch viel hässlicher als aus der Ferne.
Sie zentrierte das Fadenkreuz bedächtig auf den Reptilienkopf des Alien. Auf größere Distanz hätte sie vielleicht keinen Kopfschuss riskiert. Aber das Ding war inzwischen auf zweihundert Meter herangerückt. Auf diese Entfernung hatte sie das Gefühl, dass ein Kopfschuss gerechtfertigt war, obwohl dies die Waffe ihres Mannes und nicht etwa ihre eigene war.
Ich hoffe, deine Mutter, wenn du überhaupt eine hast, weint so, wie ich weinen werde, sobald ich Zeit genug habe, um meine Verluste zu zählen, du Bestie.
Sie atmete tief ein, ließ dann den Atem langsam weitgehend entweichen und zog bedächtig den Abzug durch, dabei darauf bedacht, dass das Fadenkreuz auf dem Kopf ihres Ziels blieb. Erstaunlicherweise schlug die Waffe zurück, wie das bei allen guten Schüssen der Fall sein sollte, und verschaffte ihr einen Bluterguss an der Schulter, aber zu ihrer Befriedigung konnte sie noch kurz sehen, wie der Kopf des Aliens buchstäblich explodierte, ehe der Rückstoß ihr Zielfernrohr in eine andere Richtung drückte. Als sie das Ziel wieder sah, konnte sie erfreut feststellen, dass der Alien nach vorne zusammengesackt war, während der Flugschlitten langsam über der Brücke rotierte.
Mit einem Wutschrei aus tausend Kehlen rannten die Aliens auf der Straße los. Die alte Brücke erzitterte unter dem Donner ihrer Klauen, als sie darüberstürmten. Als die Aliens Dignas Seite der Brücke erreicht hatten, begannen sie auszuschwärmen.
Diejenigen, die die Brücke überquert hatten, interessierten Digna nicht sehr. Die würden sie mit Leichtigkeit mit dem Feuer aus Karabinern und Maschinengewehren erledigen können, sobald sie den Befehl zum Feuern gab. Viel mehr interessierte sie der dicke Knäuel von Aliens, die sich verwirrt auf der anderen Seite der Brücke zusammendrängten.
»Das müssen tausend oder mehr sein«, flüsterte sie halblaut. »Eine passende Ehrenwache für meine toten Kinder.«
Digna drehte sich zu der wartenden Geschützmannschaft herum.
»Feuer!«
Ihrem Befehl folgte sofort ein weithin hallender Knall aus der Mündung des Geschützes. Einen winzigen Augenblick später ging ein weiter Schwaden Aliens, die sich an der Brücke drängten, zu Boden, als hätte eine gigantische Sense sie niedergemäht. Ihr Geschrei und ihr Blöken hätte jämmerlich sein können, wäre es nicht so befriedigend gewesen. Weniger als eine Sekunde, nachdem die erste Schrapnellladung durch die feindlichen Ränge gefegt hatte, folgten die anderen drei
Geschütze. Ein lautes Stöhnen erhob sich, als Dutzende, dann Hunderte der Invasoren fielen. Bevor die letzten Opfer der anderen drei Geschütze zu Boden gingen, sprach das erste Geschütz erneut.
Gewehr- und Maschinengewehrfeuer mischten sich in das Krachen der großen Geschütze. Es konzentrierte sich allerdings auf die paar Dutzend Posleen, die es geschafft hatten, die Brücke zu überqueren, ehe die 85-mm-Kanonen das Feuer eröffnet hatten. Ohne ihren Feind sehen zu können, ehe es zu spät war, wurden diese Aliens zu Boden gerissen. Als die großen Geschütze schließlich ihre grimmige Ernte beendet hatten, jeweils drei oder vier Schuss in weniger als zehn Sekunden, stellten die anderen in Ermangelung von Zielen das Feuer ein.
Ein paar Angehörige von Dignas Familie waren vom Feuer der Aliens getroffen worden. Zwei waren tot, das erkannte sie deutlich an der Art, wie sie schlaff auf den Tragbahren hingen, auf denen man sie wegtrug. Andere schrien oder – was häufiger war – zerbissen sich halb die Zunge, um nicht zu schreien. Im Großen und Ganzen war ihr Clan eben von dieser Art.
Keine Zeit für Tränen. Trauern kann ich später.
Digna befahl, dass man die Verwundeten wie die Toten aus der Schusslinie brachte. Die Verwundeten würden versorgt werden, so gut das eben ging,. Für die Toten gab es Feuergruben, in denen bereits mit Benzin getränktes Holz bereitlag. Sie würde nicht zulassen, dass noch mehr von ihrem Fleisch und Blut dem Feind als Nahrung diente.
Zumindest würde man sie in heimatlicher Erde begraben.
POSLEEN-INTERMEZZO
Er schaffte es nicht, wieder ins Kampfgebiet zu gelangen. Guanamarioch und sein Stamm kamen quälend langsam voran und erreichten eine Straßenkreuzung irgendwo im Norden Zentralkolumbiens. Dort äußerte sich ein weiterer
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