Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
sich auf der Höhe, die er erwartete hatte. Die Granate musste riesig sein, viel größer als die 105-mm-Artilleriegeschosse, für die er ausgebildet war.
Er bestimmte erneut die Distanz zu seinem Ziel, einige – vielleicht zehn- oder zwölftausend – Posleen in einer Senke östlich der 6 th Division.
»Vom letzten Einschlag Richtung: 5150. Links achthundert … zweitausend kürzer, Ende.«
Nach einer Pause, die ihm endlos vorkam, war die Stimme wieder zu hören: »Einschlag, Ende. Lieutenant Diaz, für den Fall, dass Ihnen das bis jetzt niemand gesagt hat, bei Marinegeschützen ist die Wahrscheinlichkeit größerer Reichweitenfehler ziemlich groß. Sie sollten daher Ihre Korrekturen klein lassen.«
»Roger«, antwortete Diaz und sah zu der Stelle hinüber, wo er den Aufschlag der Granate erwartete. Verdammt. Ich habe überkorrigiert.
»Richtung 5190, zwölfhundert hinzufügen, rechts dreihundert.«
»Schuss, Ende … Einschlag, Ende.«
Eine riesige Blüte, eine Mischung aus Schwarz, Gelb und Purpur, wuchs plötzlich etwa in der Mitte der Posleenhorde. Selbst aus so großer Entfernung sah Diaz Leichen und Leichenteile durch die Luft fliegen.
»Richtung 5220, einhundert hinzufügen! Wirkungsfeuerwirkungsfeuerwirkungsfeuer!«
»Beruhigen Sie sich, Lieutenant Diaz. Ich hab Sie beim ersten Mal verstanden. Schuss, Ende … Einschlag, Ende.«
Nichts, was Diaz in seiner Ausbildung erlebt hatte, hatte ihn auf das vorbereitet, was jetzt geschah. Er hatte nie mehr als das Feuer einer Batterie aus 105-mm-Kanonen gesehen, sechs Geschütze kleinen Kalibers, die je einen Schuss abgaben. Der Langstreckenfehler, von dem die Frau gesprochen hatte, war unübersehbar da. Granaten kamen herunter, die absurd kurz oder weit lagen.
Aber im Großen und Ganzen fielen sie auf das Ziel … und fielen … und fielen … und fielen.
Posleen versuchten in großen und kleinen Gruppen zu entkommen. Aber die Granaten fielen unablässig, fielen rings um sie herum, kreisten sie ein. Als dann keine erkennbaren Teile von Alienkörpern mehr sichtbar in die Luft gewirbelt wurden, entschied Diaz, dass die Aliens genug abbekommen hatten. Beinahe drei Quadratkilometer waren völlig von schwarzem, bösartigem Rauch bedeckt. Jetzt schoben sich bereits die ersten Elemente, vermutlich die 6 th Division, aus der Deckung und arbeiteten sich vorsichtig nach vorne.
»Feuer einstellen, Feuer einstellen. Ziel … also, Ma’am, bloß zerstört, wäre wohl zu wenig gesagt«, sagte der junge Mann unverkennbar beeindruckt.
»Aber gerne. Übrigens, Sie können Daisy zu mir sagen.«
Diaz legte den Knüppel seines Seglers etwas zur Seite und folgte der kaum erkennbaren vorderen Front der 6 th Division. Bald sah er eine weitere Gruppe Posleen.
»Und ich bin Julio. Wie groß ist Ihre Reichweite, Daisy?«
»Ein Stück hinter der Panamericana, wenn ich mich aus meiner augenblicklichen Position etwas nach Norden bewege. Aber das könnte eng werden. Nicht viel Manövrierraum. Kann durchaus sein, dass ich jeden Augenblick nach Süden abziehen muss.«
»Ich nehme, was ich kriegen kann, Daisy. Feuerleitung, Ende.«
Panama City, Panama
Der Rinn Fain zog in Erwägung, den Indowy aufzufordern, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, entschied sich aber dann mit einigem Widerstreben dagegen. Was den Indowy rettete, war nicht etwa der Umstand, dass er besonders wertvoll gewesen wäre. Aber so wie die Dinge lagen, wäre es unmöglich gewesen, ihn kurzfristig zu ersetzen, und das machte ihn zumindest für kurze Zeit wertvoll.
Was für ein widerwärtiger Gedanke: ein wertvoller Indowy !
Die Augen noch tiefer gesenkt, als das seine Artgenossen gewöhnlich taten, erwog der Indowy sein eigenes bevorstehendes Ende. Wenn er Glück hatte, würde der Meister ihn ohne übermäßigen Schmerz gehen lassen.
Dass das alles höchst unfair war, machte dem Indowy nichts aus. Er war damit aufgewachsen. Es gab über 18 Trillionen von seiner Art, womit sie als Individuum für die Darhel, die Herrscher der Galaktischen Föderation, etwas weniger Wert besaßen als ein beliebiges Paar abgetragener Hauspantoffeln. Ein Vergleich zwischen einem typischen Indowy und einem künstlichen Intelligenzgerät war abwegig.
Nein, nicht einmal der Umstand, dass das, was geschehen war, nicht seine Schuld war, konnte ihn schützen. Der Lord würde befehlen, und der Indowy würde sterben. So war das eben im Leben.
Und deshalb war es geradezu ein Schock, als der Rinn Fain sagte: »Lassen wir es dabei.
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