Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
selbst wand sich in einer S-Kurve durch einen Pass, den man aus dem Felsgestein gehauen hatte, dem eigentlichen Gipfel der Anhöhe. Beiderseits des schmalen Passes stiegen senkrecht Felswände auf, und ein paar verkrüppelte Bäume klammerten sich in winzigen Spalten und an Felssimsen fest.
Die Aliens sind nicht dafür gebaut, diese Felswände zu erklettern, dachte Digna, nicht einmal, wenn sie ihre ganze Kraft einsetzen. Ihre Schlitten könnten darüber kommen, aber dann müssten sie auf den Feuerschutz ihrer restlichen Horde verzichten. Das würde sie zur leichten Beute für meine Jungs machen.
Wieder betrachtete Digna die Felswände. Sie fand keine Stelle, wo ein Pferd, selbst wenn Arme es unterstützten, den Bergkamm überwinden konnte. Aber ich kann Leute hinaufschicken. Schwierig zu klettern, ja, aber für menschliche Wesen nicht unmöglich.
Sie stieg in den Sattel und begann ihr Pferd durch die immer noch dichte Flüchtlingsschar zu zwängen. In dem engen Pass, der nur ein wenig breiter als die zweispurige Straße war, die durch ihn hindurchführte, war das besonders schwierig. Auf der anderen – nördlichen – Seite fand Digna im Wesentlichen das, was sie auch erwartet hatte, nämlich ein Spiegelbild der Südseite.
Der einzige Unterschied ist der, dass die Aliens versuchen, nach oben zu klettern, während unsere Leute nach unten wollen.
Digna versuchte sich an das zu erinnern, was ihre Ausbilder ihr über die drei Arten von Bergkämmen erklärt hatten. Der Militärkamm ist nicht viel wert, nicht mit den vielen Bäumen, die da im Wege stehen, dachte sie. Das Gute an dem gegenüberliegenden Kamm ist, dass ich von dort aus den Pass und die Straße im Schussfeld habe, während die Aliens unsere flüchtenden Leute so lange nicht von hinten beschießen können, wie wir den Kamm halten. Und im Pass können wir sie mit den Mörsern hinschlachten … jedenfalls, solange unsere Munition reicht. Auf die Weise können wir, hoffe ich, genügend Zeit gewinnen, dass die Flüchtlinge es bis zur Küste, bis Chiriqui Grande, schaffen, wo sie vielleicht über das Meer entkommen können.
Und unter Berücksichtigung dieser Faktoren begann Digna ihre Pläne zu schmieden.
Chiriqui Grande, Provinz Bocas del Toro, Republik Panama
Auf der Tafel vor dem verlassenen Schulhaus stand »Tactical Operations Center, 10 th United States Infantry Regiment (›Apaches‹)«.
Preiss, der im Schulhof stand, ging durch den Kopf, was für seltsame Dinge Soldaten doch tun, die – als Klasse betrachtet – gewöhnlich kein festes Zuhause hatten, um Eindrücke und Empfindungen eines normalen Lebens wachzurufen und sich ein solches Zuhause zu schaffen. Die Tafel war ein solches Beispiel. Es hatte keinen besonders wichtigen Grund gegeben, sie mitzubringen, und absolut keinen, diesem Vorgang bei der Errichtung der Taktikzentrale erste Priorität zu geben – nun ja, vielleicht ebenso viel wie der Einrichtung der Funkanlagen -, aber da stand sie jedenfalls, während man immer noch dabei war, Funkantennen für den Fernverkehr aufzustellen. Preiss konnte es sich nur so erklären, dass Soldaten als Menschen einfach das Bedürfnis hatten, etwas zu haben, was man ein Zuhause nennen konnte und was wenigstens gewisse Äußerlichkeiten eines Zuhause besaß.
Preiss sah sich die Tafel erneut an, schüttelte den Kopf und betrat das ehemalige Schulhaus, das jetzt zur taktischen Operationszentrale geworden war. Drinnen nahm er den Helm ab – eigentlich ein nutzloses Ding, wenn man überlegte, über welche Waffen der Feind verfügte – und fuhr sich mit den Fingern durch das vom Schweiß verklebte Haar. Sein Blick wanderte über die Landkarte, musterte dort nicht nur die Positionen seiner vorgeschobenen Einheiten, sondern auch die der Landungsboote von der 1097 th Boat, die die restlichen Soldaten des Regiments, ihre Fahrzeuge und alles, was zu ihrer Versorgung gebraucht wurde, liefern sollten. Die Landefahrzeuge kamen vollgestopft mit Soldaten und Gerät an und legten bis an den Rand vollgestopft mit jeweils bis zu fünfhundert vor der herannahenden Horde geflohenen
Zivilisten wieder ab. Seltsam, dachte Preiss, bis jetzt hatte noch kein Einziger von ihnen »Gringos, go home«gebrüllt.
Das Schlimme ist, dachte Preiss betrübt, dass wir nicht die leiseste Ahnung haben, was da vor uns liegt. Nachdem wir die Kontinentalscheide überquert hatten, haben meine Aufklärungsdrohnen gerade mal zwei Minuten gehalten. Meine vorgeschobenen Kundschafter quälen
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