Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
auf.
Ostentativ ein Bajonett aus der Scheide ziehend, um zu zeigen, was sie von ihren Kindern erwartete, den leiblichen und den adoptierten, pflanzte sie es auf ihren Karabiner.
»Bajonette aufpflanzen … aaangreifen!«, brüllte sie, und ihre nicht einmal einen Meter fünfzig große Gestalt stürzte nach vorn.
Mit einem unartikulierten Schrei taten ihre Kinder es ihr gleich. Bald überholten sie ihre winzige Kommandeurin und erreichten die völlig verwirrten Posleen ein gutes Stück vor ihr. So benommen sie waren und so entsetzt von den Thresh, die sich wehrten, leisteten die Posleen kaum Widerstand. Einige wenige versuchten zu kämpfen und wurden niedergeschossen oder -gestochen. Andere standen hilflos da, während Bajonette sich in ihre Eingeweide bohrten.
Aber die meisten von ihnen rannten davon, wie Nestlinge vor dem Wurstmacher fliehen, strömten in die Lücke, die eine kurze Mörsersalve erzeugt hatte, und stießen dort auf die nächste Welle, ließen sich von dieser aber nicht dazu verleiten,
sich wieder ins Getümmel zu stürzen, sondern warfen sich einfach brüllend, schnaubend, kratzend, beißend und um sich schlagend auf ihre Kollegen, nur das eine Ziel vor Augen, den kleinen Dämonen zu entkommen, die ihnen auf den Fersen folgten.
Von dort aus breitete sich die Panik aus, als die vorderen Elemente der nächsten Welle von ihren flüchtenden Kollegen erfasst wurden. Sie machten ebenfalls kehrt und veranlassten auch andere dazu, kehrtzumachen. Augenblicke später raste die ganze führerlose Masse kopfüber auf den weit im Süden sichtbaren Pazifischen Ozean zu.
Südlich des Passes sackte Slintogans Kamm zusammen.
»Dämonen des Feuers«, flüsterte er, »wie ich diese Menschen hasse.«
Unter Einsatz seines TenarKoms befahl er seinen Gottkönigen ebenfalls, den Rückzug anzutreten. Die panische Flucht würde erst dann aufzuhalten sein, wenn die Normalen erschöpft waren, und das würde Stunden dauern. Da hatte es keinen Sinn, seine paar intelligenten und gut bewaffneten Gefolgsleute in einem hoffnungslosen Unterfangen aufs Spiel zu setzen.
Morgen. Morgen versuchen wir es wieder.
Im Norden nahm Preiss mit seiner Kommandozentrale in Chiriqui Grande Funkverbindung auf. Die Landung war jetzt im vollem Gange, und ein Truck nach dem anderen rollte von den Landungsbooten. Der S-4, sein Logistikoffizier, organisierte die Trucks des Regiments, damit sie am Abend die Soldaten an die Front brachten. Bis zum Morgen, so erklärte man ihm, würde die Regimentsartillerie, eine Batterie 105 mm-Geschütze, Stellung bezogen haben und ihn die ganze Strecke bis Hügel 2213 und noch ein paar Kilometer darüber hinaus unterstützen.
Jemand, jene alte Frau, die Herrera erwähnt hatte, vermutete Preis, hielt offenbar den Pass immer noch. Der stetige
Flüchtlingsstrom bestätigte das. Preiss war höchst beeindruckt. Er malte sich in Gedanken eine zähe alte Vettel aus, gebeugt und am Stock gehend. Ein harter Knochen muss das sein, so lange dort auszuharren. Ich hoffe, wir schaffen es bis morgen dorthin.
In der finsteren Tropennacht übergab Digna die Kontrolle über die Mörser an ihre beiden Kundschaftergruppen beiderseits des Passes. Sie hätte ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen ihre neu geborene Jungfernschaft für ein paar von den Lichtverstärker- oder Thermooptiken gegeben, über die die Gringos so reichlich verfügten. Aber, obwohl die Norteamericanos Panama gegenüber recht großzügig gewesen waren, hatten sie doch den größten Teil des Materials an die regulären Truppen und nicht an kleine Milizverbände wie den ihren geliefert. Mit ihren Schwarzmarktgeschäften hätte sie es beinahe geschafft, für ihre Batterie ein paar der größeren Nachtsichtgeräte zu beschaffen.
Ich hätte diesem verdammten Schwarzmarkt-Mistkerl bezahlen sollen, was er verlangt hat, ärgerte sie sich.
Etwas, was wie ein Güterzug klang, donnerte über ihr am Himmel, gefolgt von einem hohlen Klatschen. Dem Klatschen folgte dann ein flötenähnlicher Klang, als das Gehäuse einer Mörserleuchtgranate abfiel und zu Boden taumelte. Ein paar Sekunden später traf die Kartusche mit einem hörbaren Plumpser auf. Etwa um die gleiche Zeit entfaltete sich der Fallschirm der Leuchtgranate, und ein schreckliches Bild wurde sichtbar, massive Reihen von Posleen, die sich in Angriffsstellung begaben. Sie füllten die Landschaft, so weit das von der Leuchtkugel unterstützte Auge sehen konnte.
Eine klagende Stimme kam aus ihrem
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