Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
Funkgerät. » Mamita , da draußen ist ein ganzes Meer von den Gäulen, die sich jetzt gerade in Rechtecken formieren und dann im Stehen schlafen werden. Darf ich nicht ein paar Sprenggranaten gegen sie einsetzen?«
Digna überlegte. Macht es einen Unterschied, wenn wir
jetzt ein paar umbringen? Macht es einen Unterschied, wenn wir ihnen etwas den Schlaf rauben oder sie ein wenig in Bewegung setzen? Irgendwie glaube ich wohl eher nicht. Da gibt es bessere Ziele für unsere Granaten. Und einen besseren Zeitpunkt, um sie einzusetzen. Wie zum Beispiel morgen bei Tagesanbruch, unmittelbar bevor sie zum Angriff ansetzen.
Und dann antwortete sie mit fester Stimme: »Nein, wir nehmen sie uns am Morgen vor. Schießt nur Leuchtgranaten – und benutzt sie sparsam -, um sie im Auge zu behalten, für die Mörser, meine ich. Und eine Stunde vor Sonnenaufgang« – sie hatte es nie geschafft, ihren Girls und Boys den Begriff ›beginnendes navigationsfähiges Morgenzwielicht‹ klarzumachen, und deshalb musste »eine Stunde vor Sonnenaufgang« ausreichen – »nehmen wir sie uns dort vor, wo sie sich versammelt haben. Das sollte uns etwas Zeit verschaffen und eine ziemlich große Zahl von den Gäulen erledigen.«
»Si, Abuela«, antwortete der junge Mann am anderen Ende. »Ich sende Edilze die Koordinaten.«
»Gut, Enkel. Deine Abuela ist stolz auf dich. Sag mir Bescheid, wenn sie anfangen, sich zu regen.«
» Mamita , es ist so weit«, sagte der Junge und reichte Digna, die sich ruckartig aufgesetzt hatte, eine dampfende Tasse Kaffee. Sie sah sich schuldbewusst um, ehe sie den Blick auf das Gesicht ihres Urenkels richtete. Nichts Ungewöhnliches. Gut. Wenigstens habe ich keinen Lärm gemacht. Entweder das oder der Junge ist zu höflich, um es mich merken zu lassen, dass er es weiß. Verdammt sollen diese Hormone sein. Sie nahm den Kaffee, nippte daran und rieb sich dann die Augen und sah sich um. Immer noch dunkler als im Arsch eines Brunnengräbers um Mitternacht. Ebenfalls gut.
Digna sah auf die Uhr, ein unauffälliges, hübsches, goldenes Ding; ein Geschenk ihres Mannes an ihrem fünfzigsten Hochzeitstag. Als der Junge sie geweckt hatte, hatte sie von ihrer Hochzeitsnacht geträumt …
Dafür ist jetzt keine Zeit.
»Funkgerät«, befahl sie, und der Junge reichte es ihr.
»Edilze, hier Abuela , Ende.«
»Hier, Abuela «, kam es sofort aus dem Gerät. Ja, Edilze ist eine von den Guten.
»Munitionsstatus, Ende?«, wollte Digna wissen.
»Zweiundsechzig Schuss Leucht, sechshundertsiebenunddreißig Schuss Hochexplosiv.«
»Zielstatus, Ende?«
»Ich habe dreiunddreißig Ziele geplant plus fast ständig Leuchtmunition bis zum Sonnenaufgang«, antwortete die Enkeltochter. »Drei der Ziele sind die Passmitte und zweihundert Meter nördlich und südlich davon.«
»Gut, warte, Ende. Gruppe eins, Gruppe zwei, Abuela , Ende.«
»Hier, Mamita «, »Aqui, Abuela«, kamen die Meldungen. »Weckt eure Leute und haltet euch dann bereit. Abuela Ende.«
Digna stand auf und blickte nach links und rechts. Sie konnte auf beiden Seiten Bewegung erkennen, als ihre Leute sich erhoben und ihre Verteidigungspositionen einnahmen. Sie schickte Läufer nach beiden Seiten mit der Aufforderung, sich bereitzuhalten.
Als sie sicher war, dass ihre Leute in Bereitschaft waren, drückte sie den Sprechknopf am Mikrofon und befahl: »Edilze, Abuela . Mit Beschuss beginnen.«
Preiss fuhr aus dem Schlaf, als die nächtliche Stille des Dschungels von wiederholten Explosionen zerrissen wurde. Als er am Abend zuvor seinen Fahrer angewiesen hatte, an den Rand zu fahren, hatte er keine Ahnung gehabt, dass es in der Nähe eine Mörserstellung gab. Daran konnte jetzt freilich kein Zweifel mehr bestehen, als das Mündungsfeuer mehrerer Mörser die Gegend erhellte.
»Hey, was ist da los? Rodriguez«, wies er seinen Fahrer an, »gehen Sie zu dieser Geschützstellung hinüber und finden Sie raus, was da läuft.«
Der Fahrer rief »Yes, Sir!«, und setzte sich, den Karabiner locker in der Hand, im Laufschritt in Bewegung.
Dann rief Preiss über Funk die Fahrzeugkolonne und erkundigte sich nach ihrer Position. Im Licht seiner Taschenlampe konnte er auf der Karte erkennen, dass sie keine drei Kilometer hinter ihm waren.
»Weckt sie auf und setzt sie in Bewegung«, befahl er. »Ich erwarte sie auf der Straße.«
Dann verlangte er seinen S-2, den Nachrichtenoffizier. »Wo sind die Kundschafter?«
»Boss, etwa zwei Kilometer vor der Gipfelhöhe. Ich
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