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Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter

Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter

Titel: Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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Enterversuche abzuwehren«, erwiderte McNair schlicht.

TEIL 4

27
    »When there’s nowhere we can run to anymore …« »Wenn es keinen Ort mehr gibt, an den wir fliehen können …«
    Pat Benatar , »Invincible«

Fort William D. Davis, Panama
    Monate waren vergangen. Digna hatte eine Weile die Zeit danach gemessen, wie das Fleisch von den Knochen verschwand, die aufgespießt auf einem Pfahl über dem alten Golfplatz und der Zeltstadt hingen. Inzwischen kamen keine Vögel mehr, weil an dem Skelett kein Fetzen Fleisch mehr übrig war. Seitdem war für sie wieder der Kalender die Basis ihrer Zeitrechnung.
    Digna hatte nur noch wenige Männer übrig. Selbst die halben Kinder ihrer Miliz waren in Scharen der langen, qualvollen Flucht über die Berge zum Opfer gefallen. Aber eine ganze Menge Frauen hatte sie noch, ein paar Tausend sogar, und genügend Männer, um sie für das Heben schwerer Lasten einzusetzen.
    Sie hatte jetzt ein richtiges Artillerieregiment, nicht bloß zusammengewürfelte leicht bewaffnete Miliz. Sie hatte auch sechsundneunzig in Tschechien gebaute Versionen der BM- 21-Raketenwerfer; in einem lange vergessenen Krieg hatte man sie als Stalinorgel bezeichnet. Sie hatte damit die von den Gringos gelieferten 105-mm verstärkt, die man ihren Frauen kurz nach dem Treck aus Chiriqui zugeteilt hatte. Das tschechische Modell bot drei wichtige Vorteile. Zum einen
war es spottbillig, selbst im Vergleich mit ihren veralteten 85-mm Kanonen. Und was zumindest ebenso wichtig war: Jeder Werfer besaß eine automatische Nachladung für die Abschussrohre, und deshalb dauerte es von einem Schuss zum nächsten nicht zehn Minuten, sondern das lief automatisch ab, in weniger als einer Minute, zumindest einmal. Nach der zweiten Salve nützte das natürlich wenig. Aber da der Nachlademechanismus sich weit absenkte statt oben zu bleiben – wie bei den weiter verbreiteten BM-21 -, erleichterte das ihren Frauen das Nachladen. Und damit hatte sie es trotz der geringeren Kräfte, die Frauen im Oberkörper entwickeln, geschafft, ihre ganz aus Frauen bestehenden Mannschaften mithilfe dieser neuen Mechanismen auf eine Salve pro acht Minuten zu trimmen.
    Sie hatte sie dazu natürlich angetrieben wie die Packesel, geschundene Packesel übrigens – bis sie so weit gewesen waren. Sie hatte sie angetrieben, bis sie sich übergaben und ohnmächtig wurden. Ein paar hatte sie in den Tod getrieben. Hinter ihrem Rücken verfluchten sie sie, sogar – vielleicht sogar besonders – diejenigen, die mit ihr blutsverwandt waren. Sie wusste, dass sie das taten. Sie wusste auch, dass denen, die in Erwägung zogen, es nicht beim Verfluchen zu belassen, ein schneller Blick auf die skelettierte Leiche auf dem Pfahl ausreichte, um ihnen solche Gedanken auszureden.
    Sie war jetzt wieder ganz bei Kräften, ihre Blutergüsse waren lange verblasst und die kleinen Wunden verheilt. Natürlich galt das nur für den körperlichen Teil. Innerlich hatte sie Narben davongetragen und wusste das auch. Sie mochte aussehen, als wäre sie erst achtzehn, solange man nicht in ihre viel zu alten und zu wissenden Augen sah. Aber innerlich war sie eine harte Hundertjährige, ein Jahrhundert, an dessen Ende man sie halb zu Tode geprügelt und immer wieder – sie wusste nicht wie oft – vergewaltigt hatte.
    Das verlieh ihr eine eiskalte Härte. Nichts, was sie bisher erlebt hatte, all die Schlachten, Geburten, der Tod von Kindern und der Verlust ihres Mannes, dem einzigen, mit dem
sie je freiwillig das Bett geteilt hatte,kam dem gleich. Bis jetzt hatte sie niemanden zur Pfählung, zum Erschießen oder zum Strick verurteilen müssen, weil der oder die Betreffende sich geweigert hätte, bis zum Umfallen zu trainieren, aber niemand zweifelte daran, dass sie das, falls sie es für nötig hielt, ohne mit der Wimper zu zucken tun würde.
    »Mit Musik würden sie es sogar noch besser machen«, meinte Dignas Berater für die BM-21er, Colonel Alexandrow.
    Digna fragte, ohne dabei ihren kalten, wissenden Blick von den übenden Frauen abzuwenden: »Warum meinen Sie das?«
    »Menschliche Natur«, antwortete der Russe schlicht. »Besonders die weibliche Natur, Coronel Mirandova. Musik macht die Arbeit leichter, Musik hebt das Herz. Musik gibt den Takt und lässt die Bewegungen fließen.«
    »Ich habe die amerikanische Rockmusik seit den frühen Fünfzigern gemocht«, gab Digna zu. »Aber ich hatte immer Mühe, mir diese Musik als Begleitung zu militärischen Übungen

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