Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
Informationen gesammelt hatte.
Und dann erreichte Diaz die Umgebung dessen, was einstmals La Ciudad de San José y David gewesen war. Dies war kein Fluss mehr. Dies war ein großes Meer aus Licht und Feuer, in das Hunderte von Flüssen und Strömen zusammengeflossen waren Und das Meer begann wie eine Flut, die einen Damm zum Einsturz bringt, nach Osten zu strömen.
»Verdammte Scheiße!«, schrie Diaz ins Mikrofon, vergaß jegliche Funketikette. »Alle Stationen mit dieser Frequenz, hier Harpy Fünf Neun. Die Armee benachrichtigen! Dem G-2 Bescheid sagen. Um Himmels willen, ruft meinen Vater! Sie kommen !«
Ob es nun das schwache Mondlicht war, das sich im Fiberglas seiner Tragflächen spiegelte, oder ob irgendein Fünf-prozenter der Posleen plötzlich erkannt hatte, dass es keine Vögel gab, die so groß wie Segelflugzeuge waren, und ganz sicher keine, die Funksignale sendeten, jedenfalls sah Diaz plötzlich Blitze, Tausende von Blitzen, vor seinem Flugzeug. Scheiße! Die schossen aus Railguns auf ihn.
Er zog den Knüppel nach rechts, um aus der Schusslinie zu kommen, und sah in jener Richtung ebenso viele Blitze. Jetzt ging er verzweifelt in Sturzflug über und bog zur Seite, während er weiterhin seine Warnung hinausrief – »Ruft meinen Vater! Ruft meine Frau …« – Second Lieutenant Julio Diaz, Fuerza Aeria de Panama , flog direkt ins Feuer der Alien-Railguns. Er bemerkte nicht einmal, wie sein Segelflugzeug um ihn herum in Stücke ging. Als das geschah, war er bereits tot.
Muelle (Pier) 18, Balboa, Republik Panama
»Ich komme, Chief«, murmelte McNair, als es heftig an der Luke seiner Hafenkabine klopfte. Er streckte die Hand aus und knipste das Licht auf dem kleinen Nachttisch neben seiner Pritsche an. Aus der Richtung seines Schreibtischs hörte er halb unterdrücktes Schluchzen. Als seine Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, sah er dort Daisy oder besser gesagt ihren Avatar hin und her wippen. Sie hatte den einen Arm über die Brust und die Hand über den Mund gepresst und holografische Tränen rannen ihr über das Gesicht.
McNair stand auf, ohne sich zu bedecken. Genau genommen war Schamhaftigkeit in einem Schiff, das jede Bewegung sah, ziemlich unsinnig.
»Was ist denn, Daisy?«
»Lieutenant Diaz ist vermisst … vermutlich tot«, schluchzte sie. »Irgendwo über David.«
»Oh«, sagte McNair, plötzlich bedrückt. »Oh … verdammt. Das war auch ein guter Junge.«
McNair überlegte, ob er dem Avatar beruhigend die Hand auf die Schulter legen sollte, und machte sich erneut klar, dass das unsinnig war, also stützte er die Hand stattdessen gegen das Schott an seiner Pritsche und strich leicht über die lackierte stählerne Wand.
»Daisy, es tut mir auch leid. Leid um Diaz, leid um seinen Vater und für dich, wo er doch dein Freund war. Aber so ist das eben im Krieg: Anständige junge Leute sterben. Zumindest können wir sagen, dass dieser Krieg für eine gute Sache geführt wird.«
Der Avatar nickte, der Tränenfluss begann zu versiegen, war jetzt nur noch ein Rinnsal. »Das weiß ich. Trotzdem tut es weh.«
»Ja, es tut jetzt weh und wird noch eine ganze Weile wehtun. Aber wir müssen den Krieg fortführen und ihn gewinnen, sonst war Diaz’ Tod sinnlos.«
Daisy hob den Kopf, sah ihn aus leuchtend blauen Augen
an. Mit den holografischen Tränen leuchteten sie noch heller. »Vorher habe ich die Posleen nie wirklich gehasst . Ich habe sie getötet, ja, aber das war mein Job. Jetzt hasse ich sie und möchte sie aus dem Universum auslöschen.«
»Ist ja gut«, sagte McNair. »Obwohl ich irgendwie Zweifel daran habe, dass sie allein die Schuld für das haben, was sie tun. Keine Geschöpfe – jedenfalls keine höheren Geschöpfe – könnten sich auf natürlichem Wege so entwickeln, wie das die Posleen haben. Wenn ich an die Posleen denke und was aus ihnen geworden ist, dann rieche ich da Gutmenschen, galaktische Gutmenschen.«
POSLEEN-INTERMEZZO
Man male sich ein einsames Insekt aus, das ohne Ziel durch einen urwelthaften Dschungel fliegt und Nahrung sucht …
Der Grat handelte rein instinktiv. Instinkt hatte seine Vorfahren seit undenklichen Zeiten und über die Weiten des Weltraums durch eine halbe Galaxis geführt. Instinkt hatte den Grat an Bord des Posleen-Schiffes geführt, das vor dem Orna’adar flüchtete. Und jetzt führte ihn sein Instinkt auf der Suche nach dem gemeinen Abat, den Agouti ähnlichen, Waben bauenden Lebewesen, die seine einzige Nahrungsquelle
Weitere Kostenlose Bücher