Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
war nicht von Threshkreen bemannt, höchstens um den Feuerzyklus zu beginnen.«
Der Kessentai landete seinen Tenar, stieg ab, musterte das seltsame Gerät selbst und erkannte, dass seine KI recht hatte. Die Waffe hatte einen recht dünnen Lauf, der Durchmesser entsprach etwa einer Klauenbreite. Umgeben war er von einem größeren Rohr. Er tippte daran und hörte ein klatschendes Geräusch, als ob das Rohr mit einem Kühlmittel gefüllt wäre, vielleicht Wasser. Hinter dem Rohr war ein Block aus bearbeitetem Metall mit einem von Holz bedeckten Handgriff an einer Seite. Ein Gurt mit der schweren metallfarbenen Munition, die die Threshkreen benutzten, ragte aus der Seite der Waffe heraus und führte zu einer großen Trommel.
Auf der anderen Seite hatte ein Haufen der kleinen Messinghülsen ein tiefes Loch gefüllt und angefangen, sich zu einem kleinen Berg aufzutürmen. Unten war der Block mit dem dreibeinigen Gestell der Waffe verbunden. Das gekrümmte Rohr, das die beiden Hinterbeine des Gestells verband, war außen mit Zähnen versehen.
»Ich vermute, der Mechanismus der Waffe, dieses gekrümmte, waagerechte Verbindungsstück und das System von Zahnrädern ist so konstruiert, dass der Rückstoß die Waffe von einer Seite zur anderen wandern lässt. Vielleicht gibt es einen Wendemechanismus, der die Waffe zur Umkehr veranlasst, wenn sie das eine oder andere Ende dieses Bogens erreicht hat. Dieser kleine Regelmechanismus an der gekrümmten waagerechten Zahnstange sieht so aus, als könnte man damit den Bogen, in dem geschossen wird, beeinflussen. Um das mit Sicherheit festzustellen, würde man das Ding hier gründlicher untersuchen müssen, als ich das jetzt kann, ohne es zu zerlegen, Binastarion.«
»Nein …«, antwortete der Gottkönig langsam. »Ich glaube, du hast recht. Das erklärt auch, weshalb die Threshkreen entkommen können, ohne zu viele Leichen zu hinterlassen, wenn sie gezwungen sind, eine ihrer befestigten Fronten aufzugeben. Sie schalten einfach diese Dinger ein, ehe sie die Stellung räumen. Mistkerle!«
»Die Mistkerle sind beinahe durch, Suarez. Ich denke, wir müssen jetzt mit dem Beschussplan beginnen.«
Suarez seufzte. Boyd war ein guter Mann, ein sehr guter Diktator. Tatsächlich war er der beste Diktator, den das Land je erlebt hatte, nicht zuletzt, weil er von Anfang an keine Zweifel daran gelassen hatte, wie widerlich ihm sein Job eigentlich war. Und er hatte auch mehr echte Kampferfahrung als Suarez.
Dennoch war er kein Berufssoldat. Suarez war einer.
»Noch nicht. Sie verfügen immer noch über Reserven, die sie bisher nicht eingesetzt haben. Wenn wir sie nicht fast alle erwischen, werden wir dafür einen hohen Preis bezahlen und es möglicherweise nicht schaffen, den Westen zu befreien.«
»Aber es sind doch nur noch drei Reihen Gräben übrig , Suarez. Drei! Und die Infanteriedivisionen, die die Front halten, stehen kurz vor dem Zusammenbruch!«
»Die werden nicht auseinanderbrechen, Diktator. Ich habe
dahinter Militärpolizei aufgereiht, die Anweisung hat, jeden standrechtlich zu erschießen, der die Front verlässt«, erwiderte Suarez ruhig. Als er Boyds entsetzten Blick sah, erklärte er: »Warum glauben Sie denn, dass man den MPs Pistolen gibt, Diktator? Die haben sie für genau diesen Zweck. So war das immer und so wird es immer sein.«
Boyd erinnerte sich kurz an seine Zeit als Infanterist in Frankreich und Belgien, und ein Schauder überlief ihn. »Ich hasse MPs.«
»Alle hassen MPs«, antwortete Suarez. »Und alle beklagen sich auch über Prostitution. Aber Bullen und Nutten erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Mich schaudert, wenn ich überlege, wo die Gesellschaft hinkäme, wenn es nicht von beiden reichlich gäbe.
Aber machen Sie sich mal keine Sorgen. Die letzten beiden Grabenfronten sind die massivsten. Jede hat fast zweihundert automatische Maschinengewehre. Erinnern Sie sich? Diese wassergekühlten Maschinengewehre mit dem vom Rückstoß ausgelösten Schwenkmechanismus? Ein Jammer, dass die Gringos uns nicht tausend von ihren Manjacks geben konnten. Aber eine der ganz speziellen Tugenden von uns Latinos ist, dass wir uns immer irgendwie durchwurschteln, denke ich. Oh, und ich habe die letzte Infanteriedivision in der Natafront aufgefordert, die Front dichtzumachen. Sie wird so lange halten, bis uns die Kundschafterpatrouillen in den Bergen im Norden melden, dass der Feind jetzt sämtliche Reserven in die Schlacht geschickt hat, sodass die
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