Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
westlichen Rand, war es eine solide Feuerwand, die, wie es schien, nie aufhörte. Zwischen dieser Wand und der vordersten Spitze der Posleentruppen im Osten war eine weitere Wand, die allerdings bewegte sich, wanderte ständig vor und zurück. So viel war offenkundig. Weniger offenkundig war das Muster zwischen den beiden Wänden. Granatfeuer prasselte eine Weile auf einen Bereich herunter und wanderte dann zum nächsten weiter. Manche Bereiche wurden stärker beschossen als andere. Und in anderen ließ der Beschuss nie nach.
Frustriert und wütend trommelte Binastarion auf die Steuerorgane seines Tenar. Er konnte nicht einmal weit genug nach vorne fliegen, um den Versuch zu machen, sein Volk herauszuführen. Führerlos in dieser Hölle gefangen, schrien sie nach ihm.
Und am schlimmsten waren die Schreie derjenigen, die brannten. Nach einer kurzen Zeit des Feuers mit Splittergranaten
schienen die Threshkreen etwa die Hälfte ihrer Kanonen auf Beschuss mit einer Art Phosphor umzurüsten, wie seine KI ihm erklärte. Die trafen auf dem Boden auf und schleuderten weiß rauchende Brocken nach allen Richtungen. Die von den Flammen Erfassten, hauptsächlich Normale, aber auch Junior-Kessentai wurden getroffen, kreischten, bettelten und flehten jämmerlich um Hilfe, die niemand ihnen geben konnte. Selbst Binastarion hatte keine Ahnung, wie man Feuer löschen konnte, dem Wasser nichts anhaben konnte.
Erstaunlicherweise rappelte sich eine einsame Gestalt in der von Threshkreen erzeugten Hölle auf und kam herausgetaumelt. Binastarion jagte im Tiefflug darauf zu, um wenn möglich zu helfen. Das Gesicht des armen Dings war zur Unkenntlichkeit verbrannt, Eingeweide hingen hinter ihm auf den Boden, verfingen sich in der Vegetation. Das arme Geschöpf zitterte unkontrollierbar. Binastarion musste zweimal hinsehen, ehe er die Überreste des Kamms erkannte, die besagten, dass diese jämmerliche Obszönität sogar ein Kessentai war.
Binastarion hob seine Railgun, um den armen Gottkönig von seinem Leid zu erlösen. »Wir sind ein hartes, harsches Volk«, jammerte er, »aber wir sind keine grausame Spezies. Das … das ist widerwärtig … grausam … obszön. Bei den Dämonen, ich hasse die Menschen.« Ein Schuss erlöste das verbrannte, blutüberströmte Geschöpf von seinem Elend.
»Das ist noch nicht das Schlimmste, Binastarion«, sagte seine KI. »Ich habe ausgerechnet, welches Volumen an Phosphor die Threshkreen einsetzen. Es reicht aus, um sämtlichen Sauerstoff in dem beschossenen Gebiet bis in beträchtliche Höhe zu verbrennen. Normalerweise wäre das an sich kein Problem. Die heiße Luft würde aufsteigen und frische Luft hereinziehen. Aber hier baut sich eine Temperaturinversion auf. Die kalte Luft oben wird die warme, sauerstofflose Luft darunter festhalten. Unser Volk wird ersticken. Und wir können nichts dagegen tun.«
POSLEEN-INTERMEZZO
Guanamarioch bewegte sich so schnell und lautlos, wie der schlüpfrige, schlammige Dschungelpfad das zuließ. Seine KI teilte ihm mit, dass der Mond schien. Ob das so war, konnte der Gottkönig nicht erkennen; der Dschungel über ihm war zu dicht, um etwas so Schwaches wie Mondlicht durchzulassen.
Posleen hatten ausgezeichnete Nachtsicht. Trotzdem brauchten sie wenigstens etwas Licht. Sie hätten auch Licht haben können, nur dass in den letzten paar Nächten jedes Normale und jedes Cosslain, das ein Licht getragen hatte, plötzlich einen dieser widerwärtigen Threshkreen-Pfeile abbekommen hatte. Er hatte auf diese Weise sieben Normale und ein Cosslain verloren. Besser also, im Dunkeln nach Gefühl zu marschieren.
Schritt … Rutsch … an einer Liane festhalten … Schritt … Rutsch … an einer Liane …
»IAUUU!«
Der Gottkönig zog die Hand von einem runden Geschöpf weg, das ringsherum mit Stacheln besetzt war. Die Stacheln lösten sich leicht von dem Angreifer; sie hatten Widerhaken und saßen tief in der Hand des Kessentai. Immer noch fluchend, zog er mit der anderen Hand den Bomasäbel und schlug damit zu. Das Stachelgeschöpf fiel herunter, offenbar tot.
Seltsamerweise entdeckte Guano keinerlei zappelnde Bewegung. Es musste sofort tot gewesen sein. Er schob den Säbel in die Scheide zurück und fing an, die Stacheln aus seiner Haut zu zupfen. Iauu … Iauu … Iauu … Autsch! Er fühlte, dass die Stacheln etwas in seinem Fleisch hinterließen. Die Wunden an seiner Hand taten scheußlich weh.
Der Gottkönig stapfte weiter. Plötzlich ahnte er, ehe er es fühlte,
Weitere Kostenlose Bücher