Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
die Kreuzer unter massiven Tenar-Angriffen in südlicher Richtung verschwunden waren.
Das AID ließ das an einen vorbeifahrenden Güterzug erinnernde Rumpeln der anfliegenden Granaten durch und regelte dann die Lautstärke auf ein erträgliches Maß herunter, als sie auf der anderen Seite der Furt einschlugen, die die B-Kompanie bewacht hatte. Connors blickte gerade rechtzeitig
auf, um zu sehen, wie ein halbes Dutzend Felsbrocken, Schlamm und Wasser plötzlich in die Luft stiegen.
Sofort war die Befehlsfrequenz voll Geschnatter und Jubelrufe. Connors arbeitete sich an der Wand des Kraters hinauf (oder war das einmal ein Schützengraben gewesen?) und sah mit starker Vergrößerung die Spitzen des panamaischen Panzerkorps.
»Wir haben es geschafft«, flüsterte er, obwohl niemand außer seinem AID es hören konnte. Aufrecht stehend winkte er der näher rückenden Entsatztruppe zu und gab drei Schuss im regelmäßigen Abstand ab, um anzuzeigen, dass er und sein Kommando noch da waren. »Also würde …«
Grintarsas stand jetzt fast völlig unter Schock. Ob es dem Schock oder der Ermüdung seiner Geruchsnerven zuzuschreiben war, jedenfalls war der Gestank nach verfaultem Fleisch und verwesenden Leichen des Volkes rings um ihn herum verschwunden. Er hielt immer noch seinen HV-Werfer in den Armen, so wie er es die beiden letzten Zyklen getan hatte.
Über sein Bewusstsein hatte er keine Kontrolle mehr; der Aufprall ballistischer Threshkreenwaffen, die auf der anderen Seite der Stelle explodierten, die er einmal als sein Ziel betrachtet hatte, reichte aus, um ihn kurzzeitig wieder wach werden zu lassen.
Er sah, wie die Threshkreen, sowohl metallgepanzerte als auch weichhäutige, aufstanden und jubelten. Es machte ihn wütend. Wie konnten sie so sinnlose Zerstörung bejubeln? Sie machten sich nicht einmal die Mühe, die Nahrung zu ernten, was die Beleidigung, die sie seinem Volk zufügten, nur noch größer machte.
Ein Threshkreen stand ein Stück über den anderen, nahe dem höchsten Punkt seines alten Ziels. Grintarsas nahm seinen HV-Werfer und hob das Visier ans Auge. Unter Schmerzen richtete er ihn auf diesen einen auffälligen Threshkreen. Dem Kessentai war halb bewusst, dass der Rückstoß des
HVM ihn töten würde. Aber das machte ihm nichts aus, solange er einen der verhassten Menschen mitnehmen konnte. Ganz langsam justierte Grintarsas das Ziel der Waffe, vergewisserte sich, dass der Zielpunkt exakt auf jenem Threshkreen ruhte.
Dann, trotz der Schmerzen mit einem letzten Lächeln, feuerte er.
Connors sah und fühlte nichts. Der Abschuss des HVM, der weiße Strich, den es durch die Luft zog, und die Auflösung der Brustpanzerung seines Anzugs passierten so dicht hintereinander, dass sie ebenso gut gleichzeitig hätten erfolgen können. Der plötzliche Überdruck im Anzug reichte aus, Arme und Helm wegzublasen. Ebenso lösten sich die vorderen und hinteren Platten einfach auf, während das Geschoss das weiche Fleisch des Körpers im Anzug in Staub verwandelte. Das AID starb von demselben Schlag, das E-Mail, an dem Connors gearbeitet hatte, blieb unvollendet.
POSLEEN-INTERMEZZO
Als das Posleenrudel sich allmählich aufgelöst hatte, war im Dschungel wieder vergleichsweise Ruhe eingezogen. Besser gesagt, es war wieder normal geworden: Vögel zwitscherten, Insekten zirpten und das ständige Klatschen von Regentropfen erfüllte die Luft. Die normalen Bewohner des Dschungels, hauptsächlich Pflanzenfresser, waren mit den Geräuschen zurückgekehrt. Und den Pflanzenfressern folgten die Räuber: Schlangen, Echsen … die großen und kleinen Dschungelkatzen.
Er sah aus wie ein Leopard … auf Steroiden. Obwohl Jaguare normalerweise gefleckt sind, war dieser hier »melanistisch«, will sagen, sein Pelz war über die Generationen dunkler geworden, um in dem schwachen Licht, das durch das Dschungeldach fiel, bessere Tarnung zu bieten. Mit seinen
knapp einhundertzwanzig Kilo war er für seine Spezies recht groß geraten.
Der Jaguar war nicht geflohen, als das Posleenrudel aufgetaucht war. Vielmehr war er seiner normalen Beute gefolgt, als die geflohen war. Eine Katze muss schließlich fressen. Jetzt war die Beute zurückgekehrt und damit war auch er zu seinem normalen Platz am breiten Fluss zurückgekehrt, wo sein Menü à la carte häufig ans Wasser kam.
Also das ist neu, dachte der beinahe schwarze Jaguar und blickte, ohne selbst gesehen zu werden, von seinem herrschaftlichen Liegeplatz auf das halbe
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