Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
Dutzend pferdeähnlicher Geschöpfe hinunter, die dort unten dahintrotteten. Ich habe noch nie Kaimane mit so langen Hälsen gesehen. Und sie riechen auch komisch. Ziemlich viel, um so etwas auf einen Sitz zu essen, aber andererseits wirken sie ein wenig abgemagert. Ich denke, das Mittagessen ist serviert.
An dem Platz in Guanamariochs Bewusstsein, den einst sein Freund Zira besetzt hatte, war jetzt ein Loch. Er war jetzt einsam, hatte nur noch Normale als Gesellschaft. Sie konnten nicht reden, keine Witze erzählen … einander nicht beibringen, wie man fischt. Das Einzige, wozu sie im Augenblick gut gewesen wären, Fortpflanzung, war etwas, wozu er nicht imstande war. Selbst wenn er vom langen Hungern nicht so schwach gewesen wäre, trotz Thresh, das sein hingeschlachtetes Rudel und sein Freund geliefert hatten, machten das ständige Jucken und der Schmerz, wo die Dschungelfäule sein verletztes Fortpflanzungsglied befallen hatte, jegliche Fortpflanzungsaktivität unmöglich.
Wie er so mit gesenktem Kopf dahintrottete, das Abbild von Posleenleid, hätte Guanamarioch sein Leben verlieren können. Nur ein warnender Ruf eines der wenigen Normalen, die ihm geblieben waren, veranlassten ihn rechtzeitig aufzublicken und den mitternachtsschwarzen Blitz herunterzucken zu sehen.
Das Ding, der Albtraum, hatte offenbar nicht über die Implikationen
einer zentauroiden Gestalt nachgedacht. Guano konnte gerade noch einen Arm heben, um den Angriff abzuwehren. Und so schlugen die Kiefer der Kreatur in den Arm und nicht den Schädel, der eigentlich sein Ziel gewesen wäre. Die Kiefer klappten mit einem widerlich klingenden Knirschen von Knochen zusammen. Der Gottkönig wäre beinahe ohnmächtig geworden.
Und während die schwarze Kreatur wie ein Dämon aus der Legende an seinem Arm zerrte, begann sie mit ihren vorderen Klauen zuzuschlagen. Eine davon kratzte über das Gesicht des Kessentai, riss es auf und fetzte ein Auge aus seiner Höhle. Von diesem Augenblick an kämpfte Guano blind, das unverletzte Auge von den Klauen abgewandt – oder besser gesagt verteidigte sich rein nach Gefühl.
Um seinen Bomasäbel einzusetzen, war zu wenig Platz. Schließlich, nach einer scheinbaren Ewigkeit, in der er sich gegen Fänge und Klauen wehrte, kamen zwei seiner Normalen und erledigten den Angreifer. Diesmal waren sie darauf bedacht, keine Stücke von ihrem Gott abzuschneiden.
35
»Offshore where sea and skyline blend
In rain, the daylight dies;
The sullen, shouldering swells attend
Night and our sacrifice.
Adown the stricken capes no flare -
No mark on spit or bar -
Girdled and desperate we dare
The blindfold game of war.«
»Draußen auf See, wo Meer und Horizont ineinander
übergehen,
verblasst das Tageslicht.
Die düsteren Wellen harren der Nacht und unseres Opfers.
Nirgends ein Licht an Kap, Landzunge oder Sandbank -
so wagen wir verzweifelt und gegürtet das blinde Spiel des
Krieges.«
Rudyard Kipling , »Destroyers«
Vor der Isla Cebaco
Es war nicht Zeit gewesen, die Sache zu vollziehen.
Hübsche Formulierung, dachte Daisy, »vollziehen«. Fakt ist, ich wollte mit ihm ins Bett. Aber bei dem ständigen Beschuss und der Weigerung des Skippers, die Brücke zu verlassen, dem Laden des Munitionsnachschubs …
Seit damals hat er mich nicht einmal geküsst. Ich denke fast, dass er davor Angst hat.
McNair ging auf dem Brückendeck auf und ab. Er hatte sich seinen Säbel umgeschnallt – und kam sich dabei so lange albern vor, bis er sich in Erinnerung rief, dass ja immerhin der Versuch möglich sein konnte , sein Schiff zu entern – und hatte eine der Sterling-Maschinenpistolen, die Daisy besorgt hatte, in greifbare Nähe gelegt. Man konnte schließlich nie wissen.
Eine Unzahl von Sorgen plagten ihn, darunter zwei ganz besonders. Die eine war das bevorstehende Gefecht gegen die Posleen, die sicherlich versuchen würden, in westlicher Richtung durch die alte und jetzt wieder aufgebaute San-Pedro-Front zu entkommen. Aber er wusste schließlich, wie er sein Schiff einsetzen musste, und deshalb war das die kleinere Sorge. Die andere plagte ihn mehr.
Wie verhalte ich mich Daisy gegenüber? Ich komme nicht sonderlich gut mit Frauen klar, das war immer schon so. Ich verstehe mich auf Schiffe. Als Schiff könnte ich sie lieben und für sie sorgen. Aber als Frau?
Er hatte ihr befohlen, unter Deck zu gehen, als sie im Südwesten der Peninsula de Azuero nach Steuerbord abgebogen waren. Und sie hatte sich geweigert ,
Weitere Kostenlose Bücher