Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
vermutlich wäre es nicht gut gewesen. Stattdessen sagte er bloß: »Du leistest ausgezeichnete Arbeit, Meister Sintarleen. Mach so weiter.«
Als McNair aus den Eingeweiden der Des Moines an Deck kam, atmete er die frische Luft in tiefen Zügen ein. Hier oben gab es keine Indowy. Stattdessen waren die ersten Mannschaftsmitglieder und ein paar hundert Zivilarbeiter dabei,
im Schweiße ihres Angesichts das Äußere des Schiffs wieder neu herzurichten.
Bei einigen dieser Ausbesserungsarbeiten handelte es sich um reine Ästhetik. Aber der Großteil ging ans Fleisch und die Knochen. Vorne beispielsweise hing eine erstaunlich lange 20-cm-Kanone an einem Ladebaum und wurde in ein gähnendes Loch an der Backbordseite vom Turm Nummer 2 – dem mittleren Geschützturm – hinabgesenkt. Hinter McNair hing an einem anderen Kran einer der beiden Hochtemperaturreaktoren ohne Brennelemente, die später hinzugefügt werden würden. Das nahe gelegene Dock war mit allen möglichen Bauteilen übersät. Einige davon hatte man aus dem Schiff herausgeholt und sie jetzt auf einen großen Haufen gestapelt. Sie würden auf den Schrottplatz wandern. Andere sollten eingebaut werden und waren wesentlich sorgfältiger und in einigermaßen präziser Ordnung aufgestapelt worden.
Hinter McNair, außer Sicht-, jedoch nicht außer Hörweite, entfernte eine Crew mit Schneidbrennern einen Teil der Schiffshülle, um ein automatisiertes System für die schnelle Nachschubversorgung im Einsatz anzubringen: Munition, Medikamente, Proviant, wichtige Baugruppen und Teile. Der Treibstoff konnte natürlich auch im Einsatz ergänzt werden, aber da die Hochtemperaturreaktoren des Schiffes jahrelang keinen frischen Brennstoff brauchen würden, war das weniger wichtig.
Manches hatte sich nicht verändert und würde sich auch eine Weile nicht ändern. Die Des Moines hatte immer noch denselben, immer wieder abgeblätterten Anstrich, den sie schon gehabt hatte, als der Captain zurückgekommen war. Das würde sich erst ändern, wenn man sie ins Trockendock schleppte, wo sie abgekratzt und plastifiziert werden würde. Dort würden auch im Rahmen der AZIPOD-Aktualisierung neue Schrauben mit variablem Anstellwinkel – Propeller – eingebaut werden. Auch die ablative Außenpanzerung würde dort angebracht werden, während die Verstärkung der inneren Panzerung bereits im Gange war.
Im Augenblick lag CA-139, die bisher als Museumsschiff vor Anker liegende USS Salem , im Trockendock. Die Salem war erst vor einer Woche von Quincy, Massachusetts, hierher geschleppt worden, damit ihr Rumpf mit der ablativen Schutzschicht versehen und die Schrauben ausgetauscht werden konnten. McNair konnte ein kurzzeitiges Gefühl von Verstimmung nicht ganz unterdrücken, dass die Salem der Des Moines im Aufarbeitungsprozess Monate voraus war.
Er verdrängte seinen Ärger darüber, dass man seinem Schiff eine geringere Priorität als ihrer Rivalin, der Salem , zugeteilt hatte, und kletterte die Treppe vor seiner eigenen Kabine zur Brücke der Des Moines hinauf.
Auf der Brücke schob gerade ein Techniker im weißen Mantel einen elektronischen Schlüssel in einen grauen Kasten, dem er dann eine kleine, schwarze Box etwa von der Größe eines PDA oder eines Päckchens Zigaretten entnahm.
»Komisch«, sagte der Techniker, »die Dinger sollten eigentlich im ausgeschalteten Zustand versandt werden. Der hier war eingeschaltet. Na ja«, meinte er mit einem Achselzucken, »macht nichts. Ihre interne Energieversorgung reicht für Jahrzehnte. Diese Einheit hier sollte in Ordnung sein.« Er schob das AID in die gepanzerte Kassette, die dafür vorgesehen war und die es mit dem Schiff verband.
Wenn ein AID imstande gewesen wäre, Freudentränen zu vergießen, hätte dieses hier das mit Sicherheit getan. Nach all den Monaten, die für es Jahrhunderten, ja Jahrtausenden vergleichbar waren , war es endlich frei. Wenn es auch nicht weinen konnte, hätte es doch beinahe einen Freudenschrei ausgestoßen, als der Versandbehälter geöffnet wurde.
Aber es blieb stumm. Das AID wusste, dass es nach seiner langen Einzelhaft wahnsinnig war. Es wusste nicht, wie Darhel mit verrückten AIDs umgingen – seine Datenspeicher
enthielten darüber keine Informationen. Aber es vermutete, dass es zerstört werden würde.
Und deshalb unterließ es das AID, vor Freude zu weinen oder zu schreien, sondern öffnete sich nur allen Informationen, all den sensorischen und Dateninputs, die es aus den frei in der
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