Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
Orna’adar angefangen hatte und die Großen sich auf die Niedrigeren gestürzt hatten, erfolgreich gegen zwei Clans gewehrt und dann Umstände herbeigeführt hatte, die zur Folge hatten, dass jene Clans gegeneinander kämpften. Das hatte Binastarion erlaubt, mit beinahe drei Vierteln seines Clans zu entkommen, ehe die Threshgründe überlaufen waren. Schon jetzt sprachen die Erinnerer davon, den Heiligen Büchern des Clans eine weitere Schriftrolle hinzuzufügen.
Binastarions Gefolgsmann und Sohn, Riinistarka, empfand hohen Respekt für seinen Vater, Respekt, der an Bewunderung grenzte. Der junge Kessentai war Binastarions erwählter Nachfolger-in-Ausbildung, wenn auch nur inoffiziell. Hätte er seinen Sohn in dieser Phase seiner Entwicklung offiziell zu seinem Nachfolger gemacht, wäre das für eifersüchtige Geschwister die klare Aufforderung zum Meuchelmord gewesen.
Von Binastarions etwa dreitausend Söhnen, Neffen, Vettern – so dünn auch die Verwandtschaftsbande sein mochten – waren seiner Ansicht nach die Hälfte Idioten, kaum besser als die halb schwachsinnigen Normalen. Dieselbe Dummheit, die den Clan vom Höhepunkt der Macht auf die jetzt von ihnen besetzte unterste Sprosse der Leiter getrieben hatte, war ihnen in vollem Maße eigen.
Binastarion hoffte, jenen weit zurückliegenden Schaden ungeschehen machen zu können. Riinistarka war von ihm mit einigen wenigen anderen als Mittel zu diesem Zweck ausgewählt. Obwohl das Kind noch jung war, trieb der Vater bereits jetzt mit ihm und den Besten der anderen regelmäßige
Zucht in der Hoffnung, noch mehr Kessentai ähnlicher Qualität zu produzieren. Bis jetzt waren die Ergebnisse noch unsicher. Bei jenen, die für das kleine Zuchtwahlprogramm des Clans ausgewählt waren, schienen sich dagegen keine Widerstände zu regen, stellte Binastarion trocken fest.
Aber Zucht war nur die eine Hälfte. Binastarions Zuchtprodukte, die Hoffnung und Zukunft des Clans, brauchten eine Ausbildung, die weit über die hinausging, die die Erinnerer boten oder die in den Genen der Jungen schlummerte.
5
»Now, pray you, consider what toils we endure,
Night-walking wet sea-lanes, a guard and a lure;
Since half of our trade is that same pretty sort
As mettlesome wenches do practise in port.«
»Jetzt, ich bitte euch, bedenkt, welch Mühen wir erdulden,
Nachtwandelnd auf der nassen See, Wache und Lockung;
Ist unser Gewerbe doch zur Hälfte von derselben hübschen Art,
Wie couragierte Weiber es im Hafen treiben.«
Rudyard Kipling , »Cruisers«
Virginia Beach, Virginia
Die Meeresbrise ließ den weißen Faltenrock rascheln, als Daisy Mae ihre Beine streckte. Vor ihr trottete Tex dahin, stämmig und dumm, wie es seine dümmliche Art war. Tex war nicht gerade eine Augenweide, dachte Daisy Mae, aber wenn er voranging, fühlte sie sich wesentlich sicherer. Und hinter Tex und neben Daisy Mae ging Sally, diese Hexe.
Sally, so proper und adrett, dachte Daisy verärgert. Hält sich für etwas Besonderes, weil sie diese Rolle in diesem englischen Film gekriegt hat. Also, so gut wie die sehe ich auch aus. Und außerdem bin ich die ältere Schwester. Ich hätte diese Rolle kriegen müssen. Miststück.
Daisy ließ ihren Ärger verfliegen. Vor ihr setzte Tex dazu an, schwerfällig um eine Ecke zu trotten. Sie beschleunigte ihre Schritte, um mitzukommen, während Sally langsamer wurde.
Eine leichte Drehung ihres Hinterteils, die äußerst sexy wirkte, und Daisy drehte ihre beiden grandiosen vorderen Ausbuchtungen und folgte dem großen Bruder Tex nach Süden.
Provinz Darién, Republik Panama
Um diese Jahreszeit fiel so tief im Süden im Dschungel von Darién der Regen endlos und wie aus Eimern vom Himmel. Sein stetiges Trommeln erzeugte auf den dicken Blättern des Dschungeldachs ein dumpfes Dröhnen. Unter diesem dreifachen Dach, ein kurzes Stück den Weg hinunter, mitten im Niemandsland, stand ein improvisiertes Trainingslager – nicht viel mehr als ein paar Zelte und aus Fertigbauteilen zusammengestellte Hütten.
Auf diesem Stützpunkt gab sich ein gemischtes Team aus U.S. Special Forces und der Armada de Panama alle Mühe, die ortsansässigen Indios, eine Mischung aus Cuna- und Chocoes-Clan-Häuptlingen, dazu auszubilden, ihre Leute gegen die bevorstehenden Schrecken zu verteidigen.
Die Cuna waren im Großen und Ganzen hoffnungslos; sie waren einfach zu nett, zu gewaltlos und recht abweisend. Trotzdem gaben die Soldaten sich Mühe. Die Chocoes andererseits waren
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