Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
freiwillig zu melden. Aber die Wahl hatte ihm nicht offen gestanden.
»Sie können diesen Job übernehmen und den Rang, der damit verbunden ist«, hatte ihn Presidente Mercedes angeherrscht, »oder Sie können ins Gefängnis gehen.«
Und so hatte Bill Boyd sich als sehr alter Siebzehnjähriger wiedergefunden, ein Siebzehnjähriger, der die Uniform und die Vollmachten eines Amtes trug, das er einfach nicht haben wollte.
Innerlich seufzte er: Na schön, es hätte ja auch schlimmer kommen können. Die haben solche Mühe, brauchbare Leute zu finden, dass sie ebenso gut hätten versuchen können, mir das Kommando über eine Infanteriedivision zu übertragen. Das wäre eine echte Katastrophe gewesen!
Boyd überlegte. Er hatte die Bekanntschaft aller anderen Generale gemacht, die seit dem Notstandsdekret des Präsidenten ernannt worden waren. Die meisten von ihnen kannte er aus seinem Privatleben, kannte sie und verachtete sie aus ganzem Herzen als das miserabelste Rudel Gauner, die je dem Galgen entgangen waren.
Ganz besonders dieses Schwein Cortez …
Poligono de Empire, Republik Panama
Manuel Cortez, Major General, Armada de Panama , Absolvent von West Point des Jahres 1980 und Kommandeur der schnell wachsenden 1 st Mechanized Division, blickte mit mehr Neugierde als Befriedigung auf die Gringos, die den Kader seines neuen Korps in die Feinheiten des Einsatzes von Panzerfahrzeugen einweihten.
Wirklich gut, dass er die Gringos hatte, dachte Cortez, weil er – mit oder ohne West-Point-Ausbildung – nicht die leiseste Ahnung davon hatte, wie man die Panzerfahrzeuge und die Artillerie einsetzte, die den Kern seiner neuen Division bilden sollten.
Was er wusste war, dass man ihm größtenteils nicht gerade erstklassiges Material geliefert hatte. Sein Onkel, der Präsident, schien darüber seltsamerweise sehr erfreut zu sein; Cortez hatte nicht die leiseste Ahnung, weshalb das so war. Als Cortez den Präsidenten danach befragt hatte, hatte ihm der bloß auf die Schulter geklopft, so wenig das auch zu dem augenblicklichen Aussehen des Präsidenten passte; er wirkte wie ein – viel – jüngerer Bruder, und hatte ihm gesagt, er solle sich darüber keine Gedanken machen.
Die Gringos freilich schienen sich darüber Gedanken zu machen, ebenso wie die Russen, Chinesen, Israelis und sogar Finnen, die alle hierher gekommen waren, um den neuen panamaischen Soldaten die Feinheiten ihres neuen Kriegsgeräts beizubringen.
Cortez lachte ohne besondere Fröhlichkeit. »Neu?« Einiges davon war natürlich neu. Das meiste allerdings war überarbeitet, »runderneuert«, könnte man sagen, wie man ja auch die Männer und Frauen nannte, die den Verjüngungsprozess durchlaufen hatten. Das galt für sämtliche Schützenpanzer, die die Amerikaner geliefert hatten, und den größten Teil der in China gekauften leichten Tanks. Ein Teil der russischen Artillerie war schon im Zweiten Weltkrieg eingesetzt
gewesen und hatte die seitdem vergangenen Jahrzehnte in natürlicher Kältelagerung in Sibirien verbracht.
Ja, der größte Teil des Geräts war aufgearbeitet, ein kleiner Teil – vorzugsweise die schweren Mörser aus finnischer oder israelischer Produktion – waren neu. Und vieles war nicht nur alt und gebraucht, sondern auch von vornherein schlecht gebaut und seit dem Verlassen der Fabrik unzureichend gewartet.
Im Geiste zählte Cortez zusammen, wie sich sein Bestand aufbaute: drei leichte Panzerregimenter mit jämmerlichen zweiundvierzig echten Panzern, ein Artillerieregiment mit fast einhundert Rohren, aber die meisten davon veraltet, ein Panzerkavallerie-Regiment mit weiteren vierzehn echten Tanks, etwa einhundert leichte chinesische Amphibientanks, gut dreihundert Schützenpanzer … und ein paar weitere Kleinigkeiten.
Dagegen listete Cortez die Sollseite auf: zwischen mehreren Hunderttausend bis mehreren Millionen zentauroide Aliens, deren standardmäßige Handfeuerwaffen den größten Teil seiner Panzerung wie Papier in Stücke fetzen konnten.
Cortez zog den Saldo und gelangte zu dem einzigen logischen Schluss für einen Mann in seinen Schuhen und mit seinem Temperament: Flucht.
Battery Pratt, Fort Sherman, Panama
Obwohl der Flug nach Fort Sherman und die Landung in Battery Pratt inzwischen zur Routine geworden waren, wurden die landenden Helikopter nach wie vor zur Landung eingewiesen. Zwar gab es Pläne, die Landezonen irgendwann einmal zu asphaltieren, aber für den Augenblick bestanden die Pisten einfach aus
Weitere Kostenlose Bücher