Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
Absicht ahnte, hielt die Hand über sein Glas. »Nein, das ist es nicht, Dan.«
McNair blickte auf. »Daisy?«, fragte er.
Im gleichen Augenblick tauchte, immer noch zerknirscht wirkend, Daisys Avatar auf.
»Ja, Captain.«
»Daisy, kannst du diesen Raum aus deinem Gehör ausschließen?«
Sie antwortete wie aus der Pistole geschossen: »Ich würde lügen, wenn ich das behaupten würde. Ich meine, ich könnte irgendwie so tun, als könnte ich die Kabine abschalten, es mir schwierig machen hinzusehen oder über das nachzudenken, was Sie sagen … aber ich würde trotzdem alles hören, was Sie sagen und würde auch eine Aufzeichnung davon haben.«
McNair nickte. »Habe ich mir gedacht. Okay, Daisy. Nicht deine Schuld. Chaplain, machen wir einen kleinen Spaziergang. Ich kenne eine recht gute Bar, wenn es die noch gibt, etwa eine halbe Meile von hier. Nehmen Sie die Flasche mit, dem Besitzer macht das nichts aus. Und er wird nichts auch nur annähernd so Gutes auf Lager haben.«
Mit Ausnahme des Barkeepers war das Broadway leer. Es war ja auch noch ziemlich früh am Tage.
McNair legte einen Zwanzig-Dollar-Schein auf die Bar und sagte: »Solo necesitamos hielo, Leo.« Wir brauchen nur Eis.
»Ich spreche perfekt Englisch«, antwortete der von den Antillen stammende grauhaarige Barkeeper sehr korrekt. »Vielleicht besser als Sie. Aber ich werde Ihnen trotzdem Ihr Eis bringen.«
McNair nahm das Eis, der Kaplan die Flasche, und beide setzten sich an einen Tisch unter einem langsam kreisenden Deckenventilator.
»Ich bin das erste Mal als einfacher Matrose in den vierziger Jahren hierhergekommen«, verkündete McNair. »Damals war das eine Armykneipe. Ich nehme an, das ist es jetzt auch wieder.«
Dwyer sah sich um. Er hatte den Eindruck, dass die Kneipe schon bessere Tage erlebt hatte. Aber das galt eigentlich für
die ganze Stadt Colon, und doch schien es nie schlimmer zu werden.
McNair hielt zunächst einen weiteren Test für angebracht und rief deshalb laut: »Daisy, kannst du mich hören?«
Nichts.
»Daisy???«
Immer noch nichts, nur dass der Barkeeper, Leo, ihn mit seltsamer Miene musterte.
»Dann sollten wir wohl sicher sein«, sagte McNair.
»Ich will nicht einfach anfangen, darüber nachzudenken, welchen Einfluss es auf das Beichtgeheimnis hat, dass das Schiff jedes gesprochene Wort hören kann«, seufzte der Priester.
»Aber sie ist doch bloß eine Maschine, oder, Father?«, erkundigte sich der Captain.
»Das habe ich mir ja selbst einzureden versucht«, antwortete der Priester, verschränkte die Hände ineinander und musterte die nackte Tischplatte. »Aber ich hatte meine Zweifel. Genauer gesagt …«
»Ja?«, drängte McNair.
»Nun … ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll, aber … was auch immer Daisy ist oder nicht ist, sie gehört jetzt dem römisch-katholischen Glauben an.«
»Hä?«, entfuhr es dem Captain, und er starrte den Priester mit hervortretenden Augen an.
»Oh, ja«, antwortete der und schenkte sich nach. »Sie kam zu mir und hat darum gebeten, getauft zu werden. Der Chief Chaplain hat gesagt: ›Nicht bloß nein, sondern verdammt nein‹, also habe ich ihn übergangen und habe mich an den General meines Ordens gewandt. Er sagte … nun, was er gesagt hat, ist nicht für christliche Ohren geeignet. Also wandte ich mich an den Heiligen Vater; wir kennen uns von früher, es ist sehr lange her. Damals war er Chef der Kongregation für die Glaubenslehre. Das ist das Nachfolgeamt der Heiligen Inquisition, ein weiser Mann; er war schon in jungen Jahren weise. Und im Gegensatz zu mir ein wahrhaft heiliger Mann.
Jedenfalls hat der Papst mir ein paar Fragen gestellt und mich aufgefordert, meine Seele zu erforschen und in Daisy nach einer Seele zu suchen. Und dann, heilig und weise wie er ist, hat er mir gesagt, ich solle auf mich selbst vertrauen und das tun, was ich für richtig halte.
Nun ja«, schloss Dwyer, »Daisy ist jetzt Angehörige des wahren Glaubens.«
»Puh! Also ist sie doch menschlich. Das nimmt eine schwere Last von meinem Gewissen.«
»Ich habe nicht gesagt, dass sie menschlich ist, Captain. Ich habe nur beschlossen, dass sie eine Seele hat. Und obwohl ich nicht der Ansicht bin, dass sie der Absolution bedurfte, da ihre Seele ja nicht mit der Erbsünde behaftet ist, konnte ich ihr nicht gut die Sakramente unseres gemeinsamen Gottes versagen.«
Der Priester hob sein Glas und ließ dessen bernsteinfarbenen Inhalt kreisen. »Mit Ausnahme des Scotch,
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