Inversionen
werden sollte, die Barone selbst gefangenzunehmen, tatsächlich ihr Ziel erreicht hat, dann wurde entweder nicht demgemäß gehandelt oder die Anweisung war unmöglich auszuführen. Truppen verschwanden im Gebiet von Ladenscion, und nur die noch gehfähigen Verwundeten kehrten zurück und brachten Berichte von Konfusion und Schrecken mit. Die Bürger von Crough fragten sich allmählich, wann die Männer, die an den Ort des Konfliktes geschickt worden waren, wohl zurückkehren mochten, und sie beschwerten sich über die zusätzlichen Steuern, die ihnen auferlegt worden waren, um die Kosten für den Krieg zu decken.
Die Generäle an der Front verlangten noch mehr Soldaten, aber es gab kaum noch welche, die man hätte schicken können. Die Palastwache war halbiert worden, indem eine Hälfte in eine Kompanie von Lanzenkämpfern umgewandelt und in den Krieg geschickt worden war. Selbst die Eunuchen der Haremswache waren zum Dienst an der Waffe gezwungen worden. Die Generäle und andere, die versuchten, das Land zu verwalten und den Krieg zu führen, während UrLeyn sich einschloß, wußten nicht, was sie tun sollten. Es ging das Gerücht, der Wachkommandant ZeSpiole habe vorgeschlagen, daß es nur einen Weg gäbe, nämlich alle Truppen nach Hause zu holen, soviel wie möglich von Ladenscion zu verbrennen und es den verdammten Baronen zu überlassen. Außerdem wurde gemunkelt, daß YetAmidous, als ZeSpiole dies vorgeschlagen habe, an dem Tisch, an dem UrLeyn einen halben Mond zuvor seinen letzten Kriegsrat einberufen hatte, ein schreckliches Gebrüll ausgestoßen habe, aufgesprungen sei und sein Schwert gezogen und gelobt habe, er würde dem nächsten Mann, der UrLeyns Wünsche verriete und eine solche Feigheit vorschlüge, die Zunge herausschneiden.
DeWar kam eines Morgens in den Vorraum des Harems und verlangte, daß die Dame Perrund sich seiner annähme.
»Herr DeWar«, sagte sie, auf einer Couch sitzend. Er ließ sich auf einer zweiten Couch an einem kleinen Tisch ihr gegenüber nieder.
Er deutete auf eine Holzkiste und ein Spielbrett, die auf dem Tisch lagen. »Ich dachte, wir könnten vielleicht eine Runde ›Führungsstreit‹ spielen. Würdet Ihr mir diesen Gefallen tun?«
»Gern«, sagte Perrund. Sie schlugen das Spielbrett auf und stellten die Figuren auf.
»Welche Neuigkeiten gibt es?« fragte sie, als sie anfingen zu spielen.
»Was den Jungen betrifft, keine Veränderung«, antwortete DeWar seufzend. »Das Kindermädchen sagte, er habe vergangene Nacht ein wenig besser geschlafen, aber er erkennt seinen Vater kaum, und wenn er spricht, ergeben seine Worte keinen Sinn. Was den Krieg betrifft, gibt es Nachrichten von Veränderungen, aber ausschließlich zum Schlechten. Ich fürchte, das Ganze ist gründlich schiefgelaufen. Die letzten Berichte waren widersprüchlich, aber es hört sich so an, als ob sowohl Simalg als auch Ralboute den Rückzug angetreten hätten. Falls es sich nur um einen Rückzug handelt, besteht immer noch Hoffnung, aber der Tenor der Berichte veranlaßt mich zu der Annahme, das Ganze könnte in Wirklichkeit eine große Schlappe sein oder zumindest kurz davorstehen, eine zu werden.«
Perrund sah den Mann mit großen Augen an. »Vorsehung, ist es möglich, daß es so schlimm steht?«
»Ich befürchte, es ist möglich.«
»Befindet sich Tassasen in Gefahr?«
»Das hoffe ich nicht. Die Barone dürften militärisch eigentlich nicht so gut ausgerüstet sein, um einen Angriff auf uns zu unternehmen, und es müßte noch ausreichend unversehrte Truppen geben, um eine geeignete Verteidigung aufzubauen, falls es dazu kommen sollte, aber…«
»O DeWar, das hört sich hoffnungslos an.« Sie sah ihm in die Augen. »Weiß UrLeyn darüber Bescheid?«
DeWar schüttelte den Kopf. »Er läßt sich nichts sagen. Doch YetAmidous und RuLeuin haben davon gesprochen, daß sie ihn heute nachmittag vor der Tür zu Lattens’ Zimmer erwarten und von ihm verlangen wollen, daß er ihnen zuhört.«
»Meint Ihr, er wird es tun?«
»Vielleicht ja. Ich kann mir aber genausogut vorstellen, daß er ihnen davonrennt oder den Wachen befiehlt, sie hinauszuwerfen, oder daß er sogar selbst die Hand gegen sie erhebt.« DeWar nahm seine Protektor-Figur auf und drehte sie zwischen den Fingern herum, bevor er sie wieder aufs Brett stellte. »Ich weiß nicht, wie er reagieren wird. Ich hoffe, er hört sie an. Ich hoffe, er benimmt sich allmählich wieder normal und nimmt die Regierungsgeschäfte wieder auf, wie es seine
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