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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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und angefangen zu zittern. Seine Augen waren nach hinten in den Kopf gerollt, und er war in seinem Sessel bewußtlos zusammengesackt, wobei ihm der Weinkelch aus der Hand gefallen war.
    Skelim, Quettils Arzt, war sofort zur Stelle. Er mußte die Zunge des Königs aus dessen Schlund herausziehen, sonst wäre er unweigerlich erstickt. Statt dessen lag er am Boden, besinnungslos und mit krampfartigen Zuckungen, während alle aufgeregt herumwuselten. Herzog Quettil versuchte, sich zum Herrn der Lage zu machen, indem er befahl, daß überall Wachen postiert werden sollten. Herzog Ulresile begnügte sich mit Starren, während der neue Herzog Walen jammernd in seinem Sessel saß. Wachkommandant Adlain stellte einen Wachposten an den Tisch des Königs, um sicherzustellen, daß niemand den Teller oder den Weinkrug, aus dem er getrunken hatte, berührte, für den Fall, daß jemand ihn vergiftet hatte.
    Während all dieses Durcheinanders traf ein Diener mit der Nachricht ein, daß Herzog Ormin ermordet worden war.
    Seltsamerweise kehrten meine Gedanken immer wieder zu diesem Lakaien zurück, wann immer ich versuchte, mir die Szene vor Augen zu rufen. Ein Diener wird selten damit betraut, wahrhaftig erschütternde Nachrichten Leuten von so außerordentlichem hohem Rang zu übermitteln, und mit etwas so Bedeutsamem betraut zu werden wie der Botschaft, daß einer der Lieblinge des Königs dem Herzog das Leben genommen hatte, war ein eindeutiges Privileg. Die Feststellung, daß diese Botschaft letztendlich von verhältnismäßig geringer Tragweite war verglichen mit den Ereignissen, die sich zum gleichen Zeitpunkt abspielten, mußte einen Menschen zutiefst verärgern.
    Ich war infolgedessen mehr als üblicherweise erpicht darauf, die Diener, die an diesem Abend im Speisesaal gewesen waren, so raffiniert wie nur möglich auszuquetschen, und sie berichteten, daß ihnen zu der entsprechenden Zeit aufgefallen sei, daß einige der Essensgäste nicht so auf die Nachricht reagierten, wie man es hätte erwarten können, vermutlich nur wegen der Ablenkung durch des Königs plötzliches Mißgeschick. Es war beinahe so, so lautete ihre kühne Vermutung, als hätten der Wachkommandant und die Herzöge Ulresile und Quettil die Nachricht erwartet.
    Doktor Skelim befahl, daß der König unverzüglich in sein Bett gebracht werden sollte. Dort angekommen, wurde er als erstes entkleidet. Skelim untersuchte den Körper des Königs nach irgendwelchen Hinweisen darauf, daß er mit einem vergifteten Pfeil beschossen oder mittels eines Schnittes infiziert worden war. Es gab keine.
    Der Puls des Königs war langsam und wurde immer langsamer und beschleunigte sich nur kurz, wenn kleine Anfälle ihn schüttelten. Doktor Skelim ließ verlauten, daß, wenn nicht etwas getan werden konnte, das Herz des Königs mit Sicherheit innerhalb einer Stunde zum Stillstand kommen würde. Er gestand seine Unfähigkeit ein, zu bestimmen, was den König befallen hatte. Die Tasche des Arztes wurde von einem atemlosen Diener aus seinem Zimmer herbeigebracht, aber die wenigen Tinkturen und Stimulanzien, die er in der Lage war anzuwenden (kaum mehr als Riechsalz, so wie sie sich anhörten, besonders wenn man bedachte, daß der König nicht dazu bewegt werden konnte, etwas zu schlucken) zeigten keinerlei Wirkung.
    Der Arzt erwog, den König zur Ader zu lassen, da das das einzige war, was ihm einfiel und was noch nicht versucht worden war, doch jemanden zu Ader zu lassen, dessen Herzschlag immer schwächer wurde, hatte sich in der Vergangenheit als schlimmer denn nutzlos erwiesen, und in diesem Fall überwog dankenswerterweise der Drang, die Dinge nicht noch schlimmer zu machen, das Bedürfnis, den anderen zu zeigen, daß etwas getan wurde. Der Arzt ordnete die Vorbereitung irgendwelcher exotischer Infusionen an, äußerte jedoch wenig Hoffnung, daß sie wirkungsvoller sein würden als die Mittel, die er bereits angewendet hatte.
    Ihr wart es, Meister, der sagte, Doktor Vosill solle geholt werden. Mir ist zu Ohren gekommen, Herzog Ulresile und Herzog Quettil hätten Euch beiseite genommen und es sei zu einem erregten Wortwechsel gekommen. Herzog Ulresile eilte in blinder Wut aus dem Raum und ließ diese später mit einem Schwert an einem seiner Diener aus, so daß der arme Kerl ein Auge und einige Finger einbüßte. Ich finde es bewundernswert, daß Ihr auf Eurem Standpunkt beharrtet. Ein Kontingent der Palastwache wurde mit dem Befehl in die Folterkammer geschickt, die Ärztin

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