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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Ärztin und lächelte, dann hustete er und schnaufte, und man mußte ihm helfen, damit er sich aufrichten konnte.
    Er räusperte sich, starrte die Ärztin mit zornigem Blick an und sagte: »Vosill, was, bei den Himmeln der Hölle, habt Ihr mit Eurem Haar gemacht?«
     
    Ich denke, die Ärztin wußte, daß sie nicht noch mehr von der Salzlösung Nummer einundzwanzig, mit Kräutern versetzt, brauchen würde. Sie hatte damit versucht zu verhindern, daß sie und ich, nachdem man uns zum König gebracht und von uns verlangt hatte, ihn von dem, was immer ihn befallen hatte, zu heilen, danach auf direktem Weg wieder in die Folterkammer geschickt würden. Sie wollte die Leute glauben machen, daß der erforderliche Behandlungsprozeß mehr Zeit in Anspruch nehmen würde als die, die für eine kleine Schnupfprise in die Nase erforderlich war.
    Dennoch kehrte ich zusammen mit meinem Geleit in die Gemächer der Ärztin zurück und richtete das Nötige her, um das Pulver herzustellen. Selbst mit Hilfe der beiden Wachmänner – und es war ein erfrischendes Erlebnis, die Leute herumzubefehlen, anstatt selbst Befehle zu erhalten – würde es nicht leicht sein, eine kleine Menge dieser Substanz in weniger als zwei Stunden herzustellen. Wenigsten wäre ich auf diese Weise beschäftigt.
    Erst später hörte ich, und zwar aus zweiter Hand, von dem Ausbruch des Herzogs Quettils im Gemach des Königs. Der Wachhauptmann, der uns aus der Zelle in der Folterkammer befreit hatte, sprach leise mit Euch, Meister, kurz nachdem der König ans Ufer der Lebenden zurückgebracht worden war. Man hat mir erzählt, Ihr hättet eine Weile lang erschüttert ausgesehen, doch dann seid Ihr offenbar mit grimmigen Gesicht davongegangen, um Herzog Quettil über das Schicksal seines Foltermeisters und seiner beiden Gehilfen zu unterrichten.
    »Tot? Tot? Kot, Adlain, du kannst nichts richtig machen!« war der genaue Wortlaut des Herzogs, allen Berichten zufolge. Der Blick des Königs funkelte. Die Ärztin wirkte ungerührt. Alle anderen sahen fassungslos drein. Der Herzog versuchte, Euch zu schlagen, und mußte von zwei Eurer Männer in Schach gehalten werden, die vielleicht handelten, bevor sie nachdachten. Der König erkundigte sich, was da vor sich ging.
    Die Ärztin warf inzwischen einen Blick auf das Stück Papier, das ich ihr gegeben hatte.
    Es war die Notiz, die angeblich von Euch stammte und die sie in die Falle gelockt hatte, in der Herzog Ormin umgekommen war und die dafür vorgesehen war, sie loszuwerden. Der König hatte bereits von der Ärztin gehört, daß Ormin tot war und daß sie als die Mörderin erscheinen sollte. Er saß immer noch aufrecht im Bett, starrte geradeaus und versuchte, diese Neuigkeit zu verdauen. Die Ärztin hatte ihm noch keine Einzelheiten über das berichtet, was sich vermutlich in der Folterkammer abgespielt hatte, sondern sagte nur, daß sie freigelassen worden sei, bevor die Befragung begonnen habe.
    Sie zeigte ihm die Notiz. Er rief Euch zu sich, und Ihr bestätigtet ihm, daß es sich nicht um Eure Handschrift handelte, obwohl man sagen muß, daß sehr geschickt versucht worden war, sie nachzuahmen.
    Herzog Quettil ergriff die Gelegenheit, um zu fordern, daß jemand für den Mord an seinen Männern zur Rechenschaft gezogen werden sollte, was vielleicht ein wenig voreilig war, da es die Frage aufwarf, was sie überhaupt dort zu suchen gehabt hatten. Der Gesichtsausdruck des Königs verfinsterte sich, als allmählich alles in ihn eindrang, was hier enthüllt wurde, und mehrmals mußte er jemanden, der einen anderen unterbrach, zur Ordnung rufen, damit er Klarheit über die tatsächlichen Ereignisse in seinen immer noch leicht benebelten Kopf brachte. Herzog Quettil, den Berichten nach schwer atmend und mit starren Augen und etwas Spucke auf den Lippen, versuchte einmal, das Handgelenk der Ärztin zu fassen und sie vom König wegzuziehen, der ihr jedoch den Arm um die Schulter legte und Euch befahl, den Herzog auf Distanz zu halten.
    Bei allem, was sich während der nächsten halben Stunde abspielte, war ich nicht zugegen. Was ich weiß, wurde mir von anderen zugetragen und ist deshalb mit der Fragwürdigkeit von Informationen belastet, die die Gehirne und Erinnerungen von mehreren Menschen durchwandert haben. Dennoch, ohne dabeigewesen zu sein, glaube ich, daß in diesem Gemach einiges flinke Nachdenken stattfand, vor allem bei Euch, obwohl sich Herzog Quettil zumindest soweit beruhigt haben mußte, daß er die Dinge auf

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