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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Freuden berichten kann. Und das mit Recht).
    »Oh, Hoheit! Ach, du liebe Güte! Um Himmels willen! Oh, Hilfe! Oh, welches Unglück! Oh!«
    »Verschwinde, Wiester!« sagte der König seufzend.
    »Hoheit. Ja, Hoheit. Sofort, Hoheit.« Der fette Kammerherr, der andauernd seine Hände abwechselnd schwenkte und knetete, verließ jammernd und stöhnend die Gemächer.
    »Ich dachte, Ihr hättet eine Rüstung, die verhindert, daß so etwas geschieht, Herr«, sagte die Ärztin. Sie wischte das letzte Blut mit einem Lappen weg, den sie dann mir zum Entsorgen reichte. Ich reichte ihr im Austausch den Alkohol. Sie tränkte einen weiteren Lappen und wandte ihn an dem Schnitt am Bizeps des Königs an. Die Wunde war ein paar Finger lang und nicht sehr tief.
    »Uuchch!« sagte der König.
    »Tut mir leid, Herr.«
    »Au! Au! Seid Ihr sicher, daß es sich hier nicht um Kurpfuscherei Eurerseits handelt, Vosill?«
    »Der Alkohol tötet die Krankheitserreger, die in die Wunde geraten sein könnten«, erklärte die Ärztin kühl. »Herr.«
    »Genau wie schimmeliges Brot, wenn man Eurer Behauptung glauben will«, schnaubte der König.
    »Es hat diese Wirkung, ja.«
    »Und Zucker.«
    »Auch, Herr, im Notfall.«
    »Zucker«, sagte der König und schüttelte den Kopf.
    »Oder etwa nicht, Herr?«
    »Was?«
    »Habt Ihr etwa keine Rüstung?«
    »Natürlich haben wir Rüstungen, was für eine schwachsinnige… Au! Natürlich haben wir Rüstungen, aber so etwas trägt man nicht im Duellraum. Im Namen der Vorsehung, wenn man dort eine Rüstung tragen würde, könnte man sich genausogut überhaupt nicht duellieren.«
    »Aber ich dachte, es habe sich um eine Übung gehandelt, Herr.«
    »Nun, natürlich war es eine Übung, Vosill. Wenn es keine Übung gewesen wäre, hätte der Kerl, der mir den Schnitt zugefügt hat, nicht aufgehört und wäre nicht beinahe in Ohnmacht gefallen, sondern er hätte einen todbringenden Ausfall unternommen, wenn es diese Art von Duell gewesen wäre. Jedenfalls, ja, es war eine Übung.« Der König schüttelte den großartigen Kopf und stampfte mit dem Fuß auf. »Verdammt, Vosill, Ihr stellt mir überaus blödsinnige Fragen.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Herr.«
    »Es ist ohnehin nur ein Kratzer.« Der König sah sich um, dann gab er einem Lakaien, der am Hauptportal stand, ein Handzeichen, woraufhin dieser schnell zu einem Tisch eilte und seiner Majestät ein Glas Wein einschenkte.
    »Viel geringfügiger als ein Kratzer ist ein Insektenstich«, sagte die Ärztin. »Und doch sterben die Leute daran, Herr.«
    »Ach, ja?« sagte der König, während er den Weinkelch entgegennahm.
    »So habe ich es gehört. Aufgrund einer giftigen Flüssigkeit, die von dem Insekt in den Blutstrom übertragen wird.«
    »Hmm«, sagte der König mit skeptischer Miene. Er betrachtete die Wunde. »Trotzdem, es ist nur ein Kratzer. Adlain war nicht sehr beeindruckt.« Er trank.
    »Ich kann mir vorstellen, daß es allerlei bedarf, um den Wachkommandanten Adlain zu beeindrucken«, sagte die Ärztin, allerdings, so meine ich, nicht unfreundlich.
    Der König lächelte sparsam. »Ihr mögt Adlain nicht, was, Vosill?«
    Die Ärztin runzelte die Stirn. »Ich betrachte ihn nicht als Freund, Herr, aber gleichermaßen betrachte ich ihn auch nicht als Feind. Wir beide trachten danach, Euch auf die jeweils uns bescheidene Weise zu dienen, entsprechend unseren Fähigkeiten.«
    Der König verengte die Augen, während er darüber nachdachte. »Wie ein Politiker gesprochen, Vosill«, sagte er ruhig. »Wie ein Höfling ausgedrückt.«
    »Ich fasse das als Kompliment auf, Herr.«
    Er sah ihr eine Zeitlang zu, wie sie die Wunde reinigte. »Dennoch, vielleicht solltet Ihr vor ihm auf der Hut sein, wie?«
    Die Ärztin blickte auf. Ich glaube, vielleicht war sie überrascht. »Wenn Euer Majestät es sagen.«
    »Und vor Herzog Walen«, sagte der König mit einem Grunzen. »Euch müßten eigentlich die Ohren brennen, wenn er von Frauen im Ärztestand redet oder überhaupt von Frauen in irgendeiner anderen Rolle als der von Huren, Ehefrauen und Müttern.«
    »In der Tat, Herr«, sagte die Ärztin durch zusammengebissene Zähne. Sie sah zu mir her, als wolle sie mich um etwas bitten, dann bemerkte sie, daß ich das richtige Glas bereits in der Hand hielt. Ich wurde mit einem Lächeln und einem anerkennenden Nicken belohnt. Ich nahm den alkoholgetränkten Lappen und ließ ihn in den Müllbeutel fallen.
    »Was ist das?« fragte der König, die Stirn argwöhnisch

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