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Irgendwann Holt Es Dich Ein

Irgendwann Holt Es Dich Ein

Titel: Irgendwann Holt Es Dich Ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Hill
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Sorge, den Kummer und die Enttäuschung nicht wert. Leider saßen sie da schon in dem sehr großen, sehr schönen Haus, das mit nur zwei Personen doch ein wenig leer erschien. Und als Kate auf die vierzig zuging, fragte sie sich häufiger, welchen Sinn ihr Leben hatte. Was für eine Rolle war für sie vorgesehen? Was sollte das Ganze? Sollte das wirklich alles sein, was nach sechzehn Jahren Ehe herauskam: ein Paar in den mittleren Jahren, das in einem teuren, wunderschön eingerichteten, aber viel zu großen Haus herumirrte? Diese Gedanken waren es, bohrende Sinnfragen, die Kate am Ende dazu brachten, ihre Ehe zu demontieren.
     
    Als Kate nach dem Mittagessen beim italienischen Imbiss um die Ecke ins Büro zurückkam, klebte ein Post-it an ihrem Computer. In der Handschrift einer der Empfangssekretärinnen stand dort: »Bitte Celine anrufen. Sehr dringend!«, sowie eine Telefonnummer, die Kate nicht kannte. Mit einem andersfarbigen Stift war dann noch hinzugefügt worden: »Biiiitte, ruf sie sofort an! Die hat schon 3x durchgeklingelt!«
    Kate ließ sich auf ihren Stuhl sinken, schaltete den Computer ein und überlegte, welche Celines sie kannte. Die einzige, die ihr einfiel, war Celine Dion, und die Wahrscheinlichkeit, dass der singende Superstar sie wegen einer sehr dringenden Nachricht bei der Arbeit anrief, war ziemlich gering. Einen kurzen Moment erwog Kate, beim Empfang nachzufragen, ob sie noch mehr wüssten. Aber vermutlich handelte es sich bloß um eine Hörerin, die es geschafft hatte, der Telefonzentrale weiszumachen, dass sie Kate persönlich kannte. Abgesehen davon konnte Kate kaum von den Empfangssekretärinnen verlangen, dass diese ihre eingehenden Anrufe prüften und/oder abwimmelten. Und nach dem Zusatz auf der Haftnotiz waren die Damen dort vorn ohnehin schon reichlich genervt, also griff Kate verdrossen nach dem Telefon und wählte die Nummer.
    Bereits beim zweiten Klingeln wurde am anderen Ende abgenommen, aber es blieb zunächst alles still, bis Kate ein lautes Einatmen hörte. »Hi«, sagte sie unsicher. »Hier ist Kate - Kate Callan von Warm FM.«
    »Oh, Gott sei Dank!« Die Frauenstimme klang vornehm, zittrig und nervös. Kate erkannte sie nicht. »Gott sei Dank bist du da!«, sagte die Frau. »Ich dachte schon, du willst nicht mit mir reden. Den ganzen Tag versuche ich schon, dich zu erreichen. Ich muss dich sehen, bitte. Wir müssen reden.«
    Die Stimme klang eindeutig mehr als nervös, stellte Kate fest. Diese Frau war vollkommen verängstigt. Zwar kam ihr die Stimme immer noch unbekannt vor, aber die Angst war nicht zu überhören. »Tut mir leid, wer spricht da?«
    »O Gott, es tut mir leid. Natürlich, du kannst ja nicht ... Hier ist Serena. Serena von der Lady Jane.«
    Kate wurde eiskalt, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Serena, ja, natürlich. Die Empfangssekretärin hatte sich verhört und deshalb »Celine« aufgeschrieben. Serenas überschwängliche Begrüßung bei Hatties Trauerfeier hatte Kate irritiert, und sie hatte gehofft, dass Serena nicht wieder auf ihren Vorschlag zurückkäme, sie sollten mal zusammen Kaffee trinken. Kate mochte die Frau nicht. Sie würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass sie Serena hasste, jedenfalls in dem Maße, in dem sie sich ihren Hass aus Schultagen bewahrt hatte. Aber Serena klang verängstigt, panisch - genauso wie Hattie in der U-Bahn.
    »Bitte, Kathryn, es ist wichtig! Ich muss dich dringend sehen. Es ist wirklich, wirklich wichtig.« Eine seltsame Regung überkam Kate, kein richtiges Mitgefühl, sondern eher eine Art Neugier. »Worum geht es denn, Serena?«
    »Du warst bei Hattie, als sie gestorben ist. Ich muss mit dir über Hattie reden. Ich muss wissen, worüber ihr beide gesprochen habt. Wir ... ich muss wissen, was sie gesagt hat.«

ELF
     
    Noch nie war Kate so schnell und aggressiv gefahren. Im gesamten Nordosten Londons drängte sich zähflüssiger Verkehr, aber Kate wechselte dauernd die Spuren zwischen Bussen und Lastwagen, und schaffte es, den Fluss zu überqueren und ins ländliche Kent zu gelangen, bevor der richtige Freitagsfeierabendverkehr einsetzte. Die M 25 mied sie und ließ sich stattdessen von ihrem Navigationsgerät durch Vororte und Dörfer lenken, vorbei an Pratt's Bottom - ein Dorf, über dessen Namen sie normalerweise gelacht hätte - und auf die andere Seite der Autobahn.
    In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Sie wusste gar nicht, was sie denken sollte, war buchstäblich zwiegespalten.

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