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Irgendwann Holt Es Dich Ein

Irgendwann Holt Es Dich Ein

Titel: Irgendwann Holt Es Dich Ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Hill
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Serenas Anruf hatte sie aufmerken lassen. Nein, mehr als aufmerken: Da war dieser Unterton in Serenas Stimme gewesen. Er hatte sie so sehr an Hatties Panik erinnert, dass Kate aus dem Sender gestürmt war, die U-Bahn nach Hause genommen und den Wagen geholt hatte und dann schnellstmöglich losgefahren war. Serena wusste etwas über Hatties Tod. Das ging Kate immer wieder durch den Kopf. Serena wusste, dass Hattie ihr etwas hatte mitteilen wollen. Also konnte sie Kate vielleicht auch verraten, was Hattie damit gemeint hatte. Kate hatte das Gefühl, ihr läge ein großer, schwerer Stein im Bauch. Hatte sie Angst? Oder machte sie vielleicht zu viel aus der ganzen Sache, reagierte sie übertrieben, weil sie immer noch unter Schock stand? Hatte sie sich die Panik in Serenas Stimme womöglich nur eingebildet?
    Denn ein Teil von Kate sagte ihr, dass alles auch ein gigantischer Schwindel sein könnte. Auf der Trauerfeier war Serena sehr freundlich zu ihr gewesen, und wenn Serena freundlich war, hatte das noch nie etwas Gutes bedeutet. Kate erinnerte sich an das letzte Mal, als Serena sie zu sich nach Hause eingeladen hatte. Kate war dreizehn Jahre alt und an einem Samstag mit der U-Bahn und zwei Bussen quer durch Nordlondon gereist - zum Nachmittagstee zu Serena. Nur um bei ihrer Ankunft festzustellen, dass sie hereingelegt worden war. Serena war gar nicht dort.
    Vielleicht war das hier ebenfalls ein blöder Streich? Vielleicht hatte Serena Kates Gespräch mit Neil auf dem Friedhof mit angehört und wusste deshalb genau, was sie am Telefon sagen müsste, damit Kate auch wirklich zu ihr käme. Vielleicht war der Stein in Kates Bauch eher eine böse Vorahnung als Angst? Doch nun war sie gleich da, umkehren hatte keinen Sinn mehr. Sie hatte Serena versprochen, so schnell wie möglich zu kommen, und hier war sie.
    Serenas Dorf sah wie alle anderen aus, durch die Kate gekommen war, vielleicht etwas größer. Es gab ein Pub, »The Chequers«, vor dem eine Tafel mit dem Speiseangebot stand; ein paar Geschäfte: eine Post, die gleichzeitig ein Bioladen war, eine vornehme Boutique, ein eleganter Haushaltswarenladen, ein Bistro, alle dezent weihnachtlich dekoriert. Eine hübsche Dorfschule, deren beleuchtete Fenster mit Papierschneeflocken verziert waren; eine große Kirche, vor deren Tür ein stilvoll geschmückter, mit Lichterketten dekorierter Tannenbaum stand.
    Gleich hinter der Kirche bog Kate nach links, dann nach rechts ab, vorbei an georgianischen und viktorianischen Häusern hinter hohen Mauern und Hecken, mit langen Einfahrten, auf denen teure Vans und Limousinen standen. Hinter warm leuchtenden Fenstern übten Kinder Geige oder Klavier. Ein typisches Bild wohlsituierter englischer Familien zur vorweihnachtlichen Teezeit. Einen Moment lang wünschte Kate, sie wäre in einem dieser Häuser, und stellte sich vor, wie sie am Aga-Herd stand und kochte, die Kinder zum Essen nach unten rief und sie fragte, wie es heute in der Schule gewesen sei. Von außen betrachtet konnte das Familienleben äußerst verführerisch aussehen.
    Weiter südlich wichen die Häuser Feldern, Gattern und noch mehr Hecken. Die Straße wurde schmaler. Kates Navigationsgerät sagte ihr, dass bald eine Abzweigung nach links kam, und in der Dämmerung konnte Kate gerade noch rechtzeitig den kleinen Feldweg zwischen hohen Sträuchern ausmachen, in den sie einbiegen musste.
    Am Ende des dunklen Weges erhob sich ein Haus, ein Lichtermeer inmitten der Finsternis. Gartenstrahler fluteten die Hausfront mit Licht, und Kate fiel ein, dass sie das Haus schon mal gesehen hatte: dieses Bilderbuch-Landhaus mit seinen roten Schindeln, Ziegelsteinen und dem weit nach unten gezogenen Dach. Vor allem die Haustür war Kate noch gut im Gedächtnis. Sie wurde von einem Paar etwas zu modern gestutzten Buchsbäumen in quadratischen Zinktöpfen flankiert, wie sie vor einigen Jahren groß in Mode kamen. Kate hatte den Hauseingang in einer Zeitschrift für Wohndesign gesehen, in einem Artikel über Serena, und das vor nicht allzu langer Zeit, irgendwann in diesem Jahr, wahrscheinlich beim Friseur. Es war eine einzige Lobeshymne auf Serenas Versand für Heimtextilien, sprich: eine Werbung, die vorgab, ein Beitrag über Wohndesign zu sein. Kate hätte sich den Text nicht einmal durchgelesen, wären ihr beim Überfliegen nicht die Worte »Lady Jane Grey« ins Auge gefallen. Offenbar konnte niemand etwas über eine ehemalige Schülerin schreiben, ohne die Schule zu erwähnen, geradeso,

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