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Irgendwann passiert alles von allein

Irgendwann passiert alles von allein

Titel: Irgendwann passiert alles von allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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und Leo zuckte mit den Schultern.
    »Ich drück ihm einfach drei Scheine in die Hand«, sagte Schenz. »So viel verdient der Typ doch in der Woche.« Dann lachte er wieder sein schepperndes Altherrenlachen.
    Leo nickte grinsend und Sina verdrehte abermals die |154| Augen, als gebe es auf der ganzen Welt keinen Menschen, der sie mehr nervte als ihr Freund. Zwei Mädchen begrüßten den Türsteher mit Küsschen auf die Wange, weswegen er ihnen tatsächlich einen »schönen Abend« wünschte. Als wir fünf vor ihm standen, schaute er aber wieder sehr ernst: Schenz wirkte nervös, er strich sich abwechselnd Haarsträhnen aus dem Gesicht oder schüttelte seinen Arm, damit die goldene Uhr um sein Handgelenk sichtbar wurde; ich steckte mir eine Zigarette in den Mund, um wenigstens ein klein wenig älter auszusehen, und zerrte Sam am Ärmel, der wie ferngesteuert nach links gehen wollte.
    »Karten!«, sagte der Türsteher und es klang wie ein militärischer Befehl.
    Nichts passierte. Alle warteten auf Schenz, doch der rührte sich nicht.
    »Was ist? Karten her!«
    Seine Nase war schief.
    »Äh«, sagte Schenz und dann folgte eine peinliche Pause, in der Sina sich umdrehte, wohl in der Hoffnung, den restlichen Wartenden zu signalisieren, dass sie nicht zu uns gehörte. Ich sah, wie Schenz etwas in seiner Hosentasche suchte.
    »Karten oder abhauen. Ich habe nicht ewig Zeit.«
    Schenz kramte in seinen Hosentaschen und tippelte dabei von einem Fuß auf den anderen. Er wurde rot. Ich ging einen Schritt zur Seite und stand nun dicht neben Sina. Ich roch den Duft ihres Parfüms und erhaschte einen Blick auf den schwarzen Träger ihres BHs. Plötzlich ging Leo einen Schritt auf den Türsteher zu. Er |155| stand mit seiner vollen Körperfülle vor dem schmalen, aber doch größeren Türsteher. Seine gefüllte Hand wollte die seines Gegenübers treffen, doch der öffnete sie nicht.
    Fünf blaue Scheine fielen auf ein nasses, schmutziges Gitternetz und blieben dort liegen. Dann sauste die flache Hand des Türstehers herab und traf Leo im Gesicht.
    »Verpisst euch!«
    Leo hielt sich die Backe. Schenz stand neben den beiden und zitterte.
    »Meint ihr, wir sind hier in Sizilien? Meint ihr Scheiß-Grünwaldmongos, mit dem Geld von Papi könnt ihr alles kaufen? Haut ab, bevor ich die Bullen rufe.«
    Ein Fußtritt traf Schenz im Bauch und der fiel die beiden Stufen rücklings herunter auf mich und Sina. Sina verlor daraufhin den Halt, sodass wir drei in eine Pfütze fielen. Hinter uns wurde gegrölt und ich sah Leo aus den Augenwinkeln den Türsteher schubsen. Aus der Tür stürmten zwei weitere Lederjackenträger heraus und in Leos Gesicht landete nun nicht nur eine flache Hand, sondern auch eine Faust.
    »Geht heim zu Papi, ihr Arschlöcher!«, brüllte jemand hinter uns. Ein Handgemenge entstand, die Gruppe mit den Müllmännerhosen drängte nach vorne. Sina schrie, einer der Lederjackenträger schlug auf einen schmalen Typ mit blau gefärbten Haaren und ebenso blauer Sonnenbrille ein. Von hinten brüllte jemand »Türstehernazis!« und plötzlich drängte und strömte alles in Richtung Tür, als hätte jemand den Stöpsel gezogen. Ich griff |156| Sina am Arm, doch sie schrie nur, ich solle sie loslassen. Schenz und Leo steckten irgendwo im Gewühl fest und dann sah ich Sam. Er war etwa 15   Meter abseits des Gewühls und kam direkt auf uns zu. In seinen Händen hielt er eine etwa meterlange Metallstange. Ich lief auf ihn zu und rammte meinen Kopf in seinen Bauch, während er über mir die Metallstange schwang.
    »Sam, wir gehen! Wir hauen ab von hier!«, schrie ich.
    Er schnaubte, ich setzte mein gesamtes Gewicht ein, um ihn zurückzuhalten, und versuchte, ihm in die Augen zu sehen, was schon deshalb misslang, weil er noch immer seine Sonnenbrille aufhatte. Sina und Leo kamen hinzu, und während das Handgemenge hinter uns noch in vollem Gange war, gelang es uns, Sam langsam zu beruhigen und ihm die Stange wegzunehmen. Gemeinsam drängten wir ihn weiter und weiter weg von der Schlange, bis wir schließlich das Gelände verlassen hatten. Wir begannen zu rennen. Die Nieseltropfen trafen unsere Gesichter immer wieder, sie waren schon längst klitschnass. Wir liefen Richtung S-Bahnhof . Schweiß und Regen mischten sich und endlich sahen wir das weiße »S« auf grünem Grund. Wir setzten uns auf die Treppenstufen der Unterführung und rauchten Zigaretten im Licht der Straßenlaternen.
    »War doch lustig«, sagte Leo schließlich und

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