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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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sind Kirschblüten. Wusstest du, dass sie ein Symbol für Hoffnung sind?«
    Nein, wusste ich nicht. Überall im Raum brannten kleine Votivkerzen in Glashaltern und verströmten einen himmlischen Duft. Wäre ich bei Sinnen gewesen, hätte mich ein derartiges Szenario sofort abgetörnt. Und zwar auf der ganzen Linie. Männer, die sich mit Duftkerzen auskennen, von der symbolischen Bedeutung von Blüten ganz zu schweigen, verdienen nichts als eimerweise Hohn und Spott. Jedoch in diesem Moment der Blindheit, der völligen Verblendung, hätte es nicht perfekter sein können. Er musste sich viel Zeit genommen haben, alles so vorzubereiten. Sein Engagement rührte mich. Diese Liebe zum Detail, nur für mich. Ein Teil von mir hoffte, dass wir uns sofort die Kleider vom Leib reißen und zwischen die herrlich weißen Laken schlüpfen würden, dass ich seinen jungen, kräftigen Körper spüren würde, neben mir … doch stattdessen sagte er mit samtweicher Stimme: »Setz dich, Mo. Soll ich lieber den Stuhl nehmen?«
    »Nein, bitte setz dich hierher, neben mich. Ich möchte, dass du … neben mir bist.«
    »Ich werde diese Flasche nicht sofort aufmachen, denke ich. Ich will nicht den Eindruck erwecken …«
    »Nein«, sagte ich, obwohl ich mir das Gegenteil wünschte.
    »Die Sache ist die«, fuhr er fort, während er sich neben mich setzte, ganz dicht, so dass sich unsere Schenkel berührten, »dass ich es nicht vermasseln will, verstehst du? Ich will, dass es richtig ist, sonst bedeutet es nichts und wird nicht von Dauer sein …« Er nahm meine Hand und hielt sie mit der Eindringlichkeit eines Mannes fest, der sein ganzes Leben unter einem eklatanten Mangel an Zärtlichkeit gelitten hat. Er küsste sie und legte sie auf seine Wange, dann sah er mich wortlos an.
    »Willst du denn, dass es von Dauer ist?«, fragte ich in dem Bewusstsein, wie heikel diese Frage war.
    »Ja, natürlich. Du etwa nicht? Ich bin nicht wegen einer schnellen Nummer hier, Mo. Etwas ist zwischen uns passiert, das spüre ich, und ich bin sicher, du spürst es auch. Und wenn ich zurückdenke, kann ich den Augenblick genau festmachen. Erinnerst du dich?«
    Ich nickte, obwohl ich mir nicht ganz sicher war. Vielleicht … möglicherweise … beim Picknick? Ich wagte es nicht, etwas darauf zu erwidern, aus Angst, ihn zu kränken, also blickte ich stattdessen zu Boden. Hübscher Boden. Parkett mit einem dunkelroten Perserteppich darauf.
    »Es war der Augenblick, als du am ersten Tag nach deiner Grippe in Georges Büro kamst«, hörte ich ihn zu meiner Verblüffung sagen. »Es war das erste Mal, dass ich dich gesehen habe. Du hast ein bisschen verquollen und mitgenommen ausgesehen, als bräuchtest du dringend ein paar Streicheleinheiten. Aber dann, als du den Mund aufgemacht hast, warst du sehr sachlich, nüchtern und professionell. Diese Diskrepanz hat mir gefallen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, und genau dort wollte ich seit diesem Augenblick sein. In diesem Hinterland, weil ich dachte, dass es dort … weich und still sein muss, weil niemand dort hinkommt …«
    Er beugte sich vor und küsste mich. Nicht fordernd oder leidenschaftlich, sondern liebevoll … und … langsam. Ich versank in seinem Kuss, und ehe ich michs versah, lagen wir, eng umschlungen, auf dem Bett.
    »Ich bin hier, wann immer du willst und bereit dafür bist. Ich wünschte, der Zeitpunkt wäre jetzt gekommen, aber ich werde auch tausend Tage warten, wenn es nötig ist …«, flüsterte er.
    Ich war sprachlos.
    »Wenn ich in der Zwischenzeit verkalken sollte, verzeih mir bitte … Vielleicht schüttelst du mich zur Sicherheit anständig durch, wenn du so weit bist …«
    Er lachte. Es war ansteckend, so dass ich einstimmte. »Du wärst also bereit, notfalls zu Stein zu werden?«
    »Ja. Deine Privatstatue.«
    »Und du würdest stocksteif daliegen und warten, bis ich so weit bin? Sozusagen?«
    »Ja.«
    »In einer Art von ›lebender Totenstarre‹?«
    »Genau. Das ist der Punkt, Mo. Vita est brevis  – das Leben ist kurz. Es ist schon später, als du denkst. Also …«
    »Oh Gott!«
    »Sei mit mir zusammen.«
    »Was ist passiert, Noel? Ich verstehe das alles nicht.«
    »Dann hör auf, es zu versuchen. Hör auf, es kontrollieren zu wollen.«
    »Glaubst du etwa, ich würde hier liegen, wenn ich das täte?«
    »In dem Augenblick, als ich dich das erste Mal gesehen habe, hat sich mein Verstand, meine Logik verabschiedet. Und ich habe keine Ahnung, wieso. Aber es ist mir egal, dass es

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