Irgendwas geht immer (German Edition)
Typen doch nur mal ansehen! Die haben wie die Irren Erdkunde gepaukt, nur um an die Uni zu gehen und noch mehr Erdkunde zu pauken, und was machen sie jetzt? Bringen den Blödsinn einer Klasse nach der anderen bei, obwohl sich die Schüler einen Scheißdreck dafür interessieren. Erdkunde! Oh ja, das erweitert unseren Horizont echt granatenmäßig, Mr Parker.
Außerdem habe ich gerade meine Tage und kann sowieso nicht richtig lernen, Snack nach vierzig Minuten hin oder her. Mein Rücken tut weh, ich sehe nicht gut, außerdem habe ich PMS , und meine Psyche erst. Laut psychologischem Test bin ich ein kinästhetischer Mensch. Deshalb sollten die Lehrer mich nicht zwingen, anhand von schriftlichen Unterlagen zu lernen. Es wäre viel besser, wenn ich Mindmaps in meinem Kopf entwerfen würde. Was ich ihnen auch gesagt habe, aber nein – sie müllen Dora weiter gnadenlos zu. Dabei würde ich ja gern, wenn ich könnte, ihr Schwachköpfe!
Aber es geht doch darum, dass es völlig sinnlos ist, wenn ich diese beschissenen Prüfungen schreibe, weil mich nichts von dem, was ich auf der Schule gelernt habe, außer Musik vielleicht, später irgendwie weiterbringen wird. Fragt mal Leona Lewis, wann sie das letzte Mal englische Grammatik gepaukt hat. Nie! Und genau darum geht’s doch. Wenn ich bei X Factor in die zweite Runde komme, werdet ihr schon sehen …
Wenn ich erst mal ein Superstar bin, gehe ich zur Schule und frage den Schulleiter, ob ich mich mit all meinen Lehrern im Lehrerzimmer treffen darf. Und wenn sie dann mit ihren Kaffebechern und ihren Roggenvollkornschnitten am Tisch sitzen, werde ich zu ihnen sagen: »Super, vielen Dank, dass ihr mir Mathe, Englisch, Erdkunde, Geschichte und Sozialkunde und den ganzen Blödsinn beigebracht habt, aber soll ich euch mal etwas verraten – bis heute habe ich nichts von diesem ganzen Schwachsinn, den ihr mir da eingetrichtert habt, gebraucht. Absolut gar nichts. Und was noch viel wichtiger ist – und jetzt hört gut zu –, ich verdiene in drei Minuten mehr Geld als ihr alle zusammen in einem ganzen Jahr. Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen, ihr dämlichen Schwachköpfe. Und jetzt ciao, ciao .
ACHTUNDDREISSIG
MO
Der heutige Tag war voller Überraschungen. Dabei hasse ich Überraschungen eigentlich wie die Pest. Es gibt nichts Schlimmeres als Überraschungen, finde ich. Nur gut, dass Überraschungen tatsächlich immer überraschend kommen, sonst bekäme ich aus lauter Angst vor dem, was auf mich zukommen würde, sofort schlechte Laune.
Dabei war der Beginn dieses Tages alles andere als eine Überraschung. Frühstück, Kinder, mein reizender Ehemann, Poo – alles wie immer. Manchmal hat die Vertrautheit dieser Abläufe etwas unglaublich Tröstliches. Zu wissen, dass mein reizender Ehemann zum Schrank gehen wird, um das Vollkornmüsli herauszuholen, aber sofort einknicken wird beim Anblick von Brot, Croissants oder den Resten vom Abendessen. Wenn er standhaft bleibt und brav sein Müsli isst, sitzt er wie ein Häuflein Elend mit seinem Independent da, als wäre ihm jedes Fünkchen Lebensfreude erbarmungslos geraubt worden. Gibt er dagegen der Versuchung nach, ist er wie ein unartiger Schuljunge, der gerade aus dem Nachsitzen entlassen wurde. Er hampelt herum, reißt Witze und verteilt Küsschen. Es ist, als würden ihn diese einfachen, kleinen Freuden im Leben erst richtig aufblühen lassen. Ich persönlich finde ja, er sollte seine Versuche, sich gesund zu ernähren, lieber bleiben lassen und folglich ein glücklicherer Mensch sein, aber er lässt sich nicht davon abbringen und stellt sich jeden Morgen erneut auf die Probe. Irgendwann hat Oscar ihn einmal gefragt, wieso er sich überhaupt die Mühe macht, sich gesünder ernähren zu wollen.
Daraufhin meinte mein reizender Ehemann: »Na ja, ich bin der Vater und damit der Beschützer der Familie. Der Ernährer, derjenige, der Jagd aufs Essen macht.«
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
»Und was bin ich dann, mein Freund?«, fragte ich. »Etwa gar nichts? Findest du nicht auch, dass ich einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zum …«
»Halt den Mund, Frau. Sonst werde ich dir beibringen, Respekt zu haben. Ich bin der Mann im Haus, der Chef der Höhle, und deshalb ist es meine Pflicht, so lange hier zu sein, wie ich nur kann.« In einer völlig albernen Höhlenmenschen-Imitation hüpfte er um den Tisch herum, wobei er eher an einen Gorilla als an einen Neandertaler erinnerte.
»Ich ziehe jetzt los,
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