Irgendwas mit Wellness Fitness und Sport
schon geahnt...
W ER ? Sie erinnern sich vielleicht: Ich schrieb oben, mein Traum von einem Berufsleben mit Pferden ging teilweise in Erfüllung. Warum habe ich alsonach der Schule keine Ausbildung zur Pferdewirtin begonnen? Ich konnte damals schon sehr gut unterrichten und leidlich reiten und hatte eine Menge Ahnung von Pferden. Ich hatte aber auch gewaltige Probleme mit Allergien und ein paar andere gesundheitliche Beeinträchtigungen. Und so war mir klar, dass ich dem Job auf Dauer körperlich nicht gewachsen sein würde.
Und damit sind wir schon beim Kern der Anforderungen, die dieser Beruf stellt: Sie müssen wirklich körperlich belastbar sein. Und damit meine ich nicht unbedingt im herkömmlichen Sinn „sportlich“: Sie müssen anpacken, heben, tragen, schaufeln, Heuballen herumwuchten, Mistkarren schieben und sind den ganzen Tag auf den Beinen. Das muss man erst mal „wegstecken“ können.
Vorwissen ist außerdem Pflicht. Wenn Sie bereits eine ausgezeichnete Reiterin sind, ist das ein Vorteil. Vor allem kommt es aber darauf an, dass Sie im Umgang mit Pferden geschult sind. Haben Sie schon mal eines in einen Anhänger verladen? Einen Hengst daran gehindert, sich zu den hübschen Stuten auf der anderen Weide abzusetzen? Kommen Sie auch mit schwierigen Pferden zurecht und wissen, wie Sie dem Hufschmied assistieren müssen? Mindestens dreimal „ja“ und Sie haben gute Karten bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz, selbst wenn Sie im Sattel nur durchschnittliche Leistungen zeigen.
Eines sollte Ihnen außerdem klar sein: Sie leben diesen Beruf. Von früh bis spät, auch am Wochenende. Es gibt einen Grund, warum viele Pferdewirte auf der Reitanlage wohnen und keine Familie haben. Natürlich haben Sie, wenn Sie sich in einem geregelten Angestelltenverhältnis befinden, einen Urlaubsanspruch. Aber von einer Fünf-Tage-Woche mit den üblichen Arbeitszeiten träumen die meisten Pferdewirte. Oder auch nicht, denn sie leben ihren Traum und wissen, dass man dafür einen Preis zahlen muss.
Wie in allen Bereichen wird auch in diesem der Dienstleistungsgedanke immer wichtiger. Im Unterrichtsbetrieb haben Sie viel Kontakt zu Menschen, die gleichzeitig Kunden sind und Wert auf Service legen.
Darüber hinaus sind Pferdebesitzer mindestens so schlimm wie Hundebesitzer oder Eltern: Jede/r ist der Ansicht, im alleinigen Besitz der seligmachenden Weisheit zu sein, was Ernährung, Pflege und Haltung anbetrifft (mir als Hundebesitzerin und Mutter dürfen Sie das glauben). Manche decken ihr Pferd beim leisesten Lüftchen zu und wickeln ihm Bandagen um die Beine. Manche stellen es bei Wind und Wetter raus. Manche füttern Maische, manche Hafer, manche schwören auf Homöopathie, manche auf Schulmedizin. Manche flüstern mit ihren Pferden, manche setzen sich knallhart durch.
Als Pferdewirtin haben Sie die ehrenvolle Aufgabe, jedem dabei ein gutes Gefühl zu geben und nur den gröbsten Unsinn zartfühlend abzumildern, mit anderen Worten: Sie müssen diplomatisch und führungsstark sein wie der Bundespräsident, haben aber im Zweifelsfall ebenso wenig zu entscheiden. Es ist also ein Vorteil, wenn Sie nicht nur gerne mit Pferden, sondern auch gerne mit Menschen arbeiten.
W IE ? Zur Pferdewirtin führt eine staatlich geregelte duale Ausbildung. Drei Jahre lang pendeln Sie zwischen Ausbildungsbetrieb und Berufsschule. Dort lernen Sie die theoretischen Grundlagen für Ihre praktische Arbeit: Physiologie und Gesundheitslehre des Pferdes, Abstammung und Grundlagen der Haltung sowie, je nach Fachgebiet, Grundlagen der Zucht, Haltung und die technischen Seiten des Reitsports. Im Ausbildungsbetrieb erfüllen Sie von Anfang an alle Pflichten, auch auf Wochenend- und Spätschichten bezogen. Viele Ausbildungsbetriebe setzen daher ein Mindestalter von achtzehn Jahren voraus, um eine gewisse körperliche und seelische Reife zu gewährleisten.
U ND WEITER ? Abgesehen davon, dass Sie sich auf Ihrem Fachgebiet – als Reitsportlerin oder Mitarbeiterin eines anerkannten Zuchtbetriebes – stetig weiter entwickeln und an Ihrem überregionalen Bekanntheitsgrad arbeiten sollten, können Sie auch die Meisterprüfung ablegen und sich fortan „Pferdewirtschaftsmeisterin“ nennen. Der Lehrgang zum Meister erfolgt berufsbegleitend und Sie müssen die Kosten dafür selbst aufbringen. Je nach Bundesland gibt es aber verschiedene staatliche Förderungen, die Sie zur Weiterbildung in Anspruch nehmen können (siehe
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