Irgendwie Anders (German Edition)
das weh.
Ich rolle mich stöhnend vom Sofa herunter und schlurfe ins Badezimmer. Da liegen meine Kopfschmerztabletten. Ich übergebe mich lieber vorher, dann bleibt mehr von dem Wirkstoff drin und vielleicht hört der Schmerz endlich auf.
Drei oder vier Tabletten und eine eher lauwarme bis kalte Dusche später werden wenigstens die hämmernden Kopfschmerzen besser. Leider nur die.
Ich sitze auf dem Wannenrand und starre auf den Boden. Das Wasser tropft von meinem Körper und ich bin zu träge, um aufzustehen und nach einem Handtuch zu greifen. Ich glaube ich bleibe einfach hier sitzen, bis alles getrocknet ist. Oder noch länger. Warum sollte ich mich überhaupt bewegen?
Natürlich muss ausgerechnet in der Phase meines größten Selbstmitleids die Tür aufgehen, was nur eins heißen kann, weil nur einer den Schlüssel besitzt: Alex kommt ungefragt vorbei.
Den muss ich jetzt echt nicht haben. Ich will niemanden sehen. Nie wieder. Lasst mich doch einfach in Ruhe.
Am liebsten würde ich die Tür zuschließen, aber Alex kann definitiv Gedanken lesen, denn er schaut bereits ins Badezimmer und entdeckt mich sofort.
„Alles klar bei dir?“, fragt er überflüssigerweise. Klar, alles prima. Alles wunderbar. Mark Benedikt funktioniert wie immer. Naja, er braucht heute etwas länger zum Anlaufen.
„Klar“, brumme ich zurück, erhebe mich und greife nun endlich doch nach einem Handtuch.
Alex mustert mich noch einen Moment und verschwindet wortlos. Als ich ins Schlafzimmer schlurfe und mir wenigstens eine Hose anziehe, ist er in der Küche am werkeln.
Ich will nicht mit ihm reden. Will gar nichts mit ihm zu tun haben. Zu genau habe ich noch vor Augen, wie er gestern mit Tim geflirtet hat. War da doch was zwischen ihnen? Der Kleine hat mich belogen. Vielleicht nicht nur in einer Hinsicht? Tut unschuldig und unerfahren. So ein Lügner.
Aber Alex wird nicht freiwillig gehen, ich kenne ihn. Er wird bereits mein Therapieprogramm entdeckt haben und er kennt mich viel zu lange, um nicht entsprechende Schlüsse zu ziehen. Und ich musste den miesen kleinen Typ gestern auch noch mit schleppen, sodass Alex uns live erlebt hat.
Scheiß Idee. Hätte ich nicht machen sollen. Vorher hätte Alex gar nichts mitbekommen. Nun kann ich mir bestimmt anhören: „Siehste, geschieht dir recht. Warum wirfst du auch deine Prinzipien über Bord?“
Kein zweites Mal. Nur einfach Sex.
Aber Tim war so toll … ich würde jederzeit wieder mit ihm. Nein. Nicht wenn er mich belügt. Oh doch. Du würdest. Da ist mein Schwanz, der anders denkt, als der Rest von mir. Der hat einfach keine Ehre.
Missmutig schlurfe ich in die Küche. Dieser blöde, fürsorgliche Alex hat Latte mitgebracht und Croissants.
„Dachte mir, da du nicht auftauchst, ich schau mal rein. Hatte eigentlich gedacht, du liegst noch mit dem Süßen im Bett und ich kriege was geboten“, brummt er und schiebt mir den Latte hin. Ich nippe vorsichtig. Das Getränk ist nicht besonders gut, oder meine Geschmacksnerven sind noch nicht wieder voll da. Egal. Es ist irgendwie Kaffee.
„Falsch gedacht“, knurre ich nur.
„Bist du zur Vernunft gekommen oder hast du gestern was zu Feiern gehabt?“ Alex mustert mich genau. Ich weiß, er wird nicht locker lassen. Statt einer echten Antwort fauche ich ihn wütend an: „Was hast du denn gestern mit ihm überhaupt zu schaffen gehabt?“ Alex runzelt irritiert die Stirn.
„Das hier“, er macht eine entsprechende Geste, „hat aber nichts damit zu tun, oder?“ Mürrisch ignoriere ich ihn. „Das war ganz harmlos, Mark. Der Kleine ist wirklich total scharf. Ja, ich habe ihn angemacht. Dachte ich probiere es mal. Wenn du so von ihm schwärmst, muss da was dran sein. Aber er hat mich einfach abblitzen lassen. Echt! Er hat wortwörtlich gesagt, er hätte ein besseres Angebot, okay? Muss wohl dich gemeint haben. Ich hatte nichts mit ihm, wenn das hier der Grund sein sollte.“
Ich glaube ihm sogar. Das war es ja auch nicht. Ich zerfleddere eins der Croissants, ohne etwas davon zu essen. Ich will nicht wirklich mit ihm über meinen Gemütszustand reden.
„Also das ist es nicht“, stellt Alex glasklar fest. „Was dann?“ Kann der Typ nicht einfach nur hammermäßig aussehen, muss er unbedingt auch noch intelligent sein?
„Unwichtig“, brummle ich nur. Es wird schmerzen, wenn ich es erzähle. Viel zu sehr. Es reißt offene Wunden auf. Ich will das nicht. Ich will diese Episode irgendwo tief in mir einschließen und
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